Hof Das "Schiller" startet mit drei Tablet-Klassen

Die Welt wird digital, auch in Schulen: Von September an können Fünftklässler am Hofer Schiller-Gymnasium in Tablet-Klassen lernen. Foto: aks

Die Fünftklässler verteilen sich auf die drei Hofer Gymnasien von Jahr zu Jahr ähnlich. Diesmal geht das "Schiller" in die digitale Offensive und erlebt einen Anmelde-Ansturm.

 
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Hof - Im September beginnt für 218 Schüler aus der Stadt und dem Landkreis Hof die fünfte Klasse an einem Hofer Gymnasium. Anfang Mai haben die Viertklässler ihre Übertrittszeugnisse bekommen, danach liefen die Anmeldetage. Während sich die Gesamtzahl der Kinder, die für den Besuch eines Gymnasiums geeignet sind, von Jahr zu Jahr nur leicht verändert, schwankt die Zahl der Anmeldungen an den jeweiligen Hofer Gymnasien leicht.

"Das liegt oft an Zufälligkeiten", sagt Michael Wagner, Schulleiter am Johann-Christian-Reinhart-Gymnasium. Zum Beispiel daran, auf welche Schule die Freunde oder Geschwister gehen. Dann entstehe eine Gruppendynamik in den Grundschulklassen. Einer entscheide sich und die anderen zögen mit. So komme es schnell zu einer Grüppchenbildung, und die wirke sich auf die Anmeldezahlen aus.

Im vergangenen Jahr hatte das Reinhart-Gymnasium 73 Anmeldungen, heuer sind es 78. "Damit sind wir sehr zufrieden", berichtet Wagner, "seit vier Jahren verzeichnen wir eine leichte, kontinuierliche Steigung bei den Neuzugängen." Damit trotzt das Reinhart-Gymnasium dem bayernweiten Trend der stetig leicht sinkenden Schülerzahlen. Drei fünfte Klassen will Wagner bilden mit jeweils um die 25 Kindern. Zwei Klassen werden sogenannte Forscherklassen sein, in denen Schüler ihre naturwissenschaftlichen Interessen entdecken und vertiefen können. In den Jahren vor dem Anstieg lag die Zahl der Fünftklässler am Reinhart-Gymnasium jedoch jeweils unter 70, einmal sogar bei nur 46, was vor allem auf den demografischen Wandel zurückzuführen war.

Davon berichtet auch Stefan Klein, Schulleiter des Jean-Paul-Gymnasiums (JPG), der von überschaubaren Schwankungen bei den Neuanmeldungen für die fünften Klassen spricht. Um die 50 gebe es an seiner Schule jedes Jahr, heuer sind es 44. Mittlerweile gebe es wieder geburtenstärkere Jahrgänge, was sich auch auf die Anmeldezahlen in den kommenden Jahren positiv auswirken dürfte. "Es ist eine Veränderung absehbar", sagt Klein.

Das Jean-Paul-Gymnasium setzt sich durch seine musisch-sprachliche Ausrichtung am deutlichsten unter den drei Hofer Gymnasien ab. Zwei fünfte Klassen wird es an der Schule von September an geben. Eine davon wird wieder eine Tanz-Musical-Klasse sein, ein Projekt, das es am JPG seit dem Schuljahr 2015/16 gibt. Dabei lernen die Schüler von Profis des Theaters und der Symphonikern und studieren eine Aufführung für das Schulfest ein.

Spitzenreiter bei den Neuanmeldungen für die fünfte Klasse ist erneut das größte Hofer Gymnasium, das "Schiller". 101 Viertklässler haben sich für die Schule entschieden - eine ähnliche Zahl wie in den Vorjahren. Von einem regelrechten Ansturm der Eltern berichtet Schulleiter Rainer Schmidt am ersten Tag der Einschreibephase. "Bereits um acht Uhr stand eine Schlange vor der Tür." Der Grund: Am Schiller-Gymnasium können Fünftklässler von nächstem Schuljahr an in Tablet-Klassen lernen. "Wir waren von dem Interesse regelrecht überrannt", berichtet der Schulleiter. Ursprünglich hatte die Schule geplant, das digitale Pilot-Projekt nur mit einer Klasse zu starten (wir berichteten). "Deshalb dachten die Eltern, sie müssten die ersten an der Schule sein, um sich für ihr Kind einen Platz in der Tablet-Klasse zu sichern", erklärt Schmidt den Auflauf vor der Schule. Aufgrund des großen Interesses wird es am Schiller-Gymnasium von September an nun allerdings drei Klassen geben, in denen die Kinder neben Büchern und Heften mit iPads arbeiten. "Wir werden den Unterricht nicht nur noch komplett mit iPads durchführen", betont der Schulleiter, "die Schüler werden Bücher benutzen und Hefte führen, um ihre Handschrift weiterzuentwickeln." Das iPad diene zusätzlich als innovatives Lehr- und Lernmittel, um die Kinder auf eine digitale Berufswelt vorzubereiten und ihnen eine verantwortungsvollen Umgang mit diesen Geräten beizubringen. Denn in Zeiten von sozialen Netzwerken, Online-Shopping oder Sprachassistenten wie "Alexa" wüchsen die Kinder ohnehin mit dieser Technik auf. "An diesem Punkt wollen wir sie abholen", erklärt Stefan Bäumler, Mathelehrer am Schiller-Gymnasium, der die iPad-Klassen mit initiiert hat. "Wir möchten den Kinder zeigen, dass man mit den Geräten nicht nur spielen und einkaufen, sondern sie auch sinnvoll zum Lernen nutzen kann." In der fünften Klasse seien die Schüler im Vergleich zu älteren noch empfänglicher für solche Tipps zur Nutzung.

Aus 80 Schülern will Schulleiter Schmidt drei Tablet-Klassen bilden. Die anderen 21 Kinder werden zu einer klassischen fünften Klasse zusammengeschlossen. Die Frankenpost und die Rehauer Firma Lamilux unterstützen das Tablet-Projekt, indem sie die Anschaffung der smarten Geräte bezuschussen. Zusätzlich stellt unsere Zeitung jedem Schüler der neuen iPad-Klassen die digitale Ausgabe der Frankenpost kostenfrei zur Verfügung, damit die Schüler im Unterricht mit ihrer Tageszeitung arbeiten können. Das Gratis-Abo gilt vorerst vier Jahre, denn natürlich soll das Tablet-Projekt nicht nach einem Schuljahr enden.

Neben einem großen Schritt im Sinne der Digitalisierung freut sich Rainer Schmidt auch, dass es an seiner Schule auch wieder das Bläserprojekt geben wird, bei dem die Schüler im Musikunterricht unter der Anleitung von Profis der Hofer Symphoniker ein Instrument erlernen, um schließlich gemeinsam als Orchester aufzutreten. "Auch musische Bildung ist uns wichtig", betont der Schulleiter.

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