Hof Decken-Fall beschäftigt Ermittler

Von

In einem frisch sanierten Klassenzimmer lösen sich Platten. Polizei und Bau- Experten rätseln über die Ursache. An der Rehauer Mittelschule soll der Alltag schnell wieder einkehren.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Rehau - Am Mittwoch um 8.20 Uhr hat der Schultag für die Klasse 7 a der Gutenbergschule ein jähes Ende genommen: Während des Unterrichts im Fach Chemie-Physik-Biologie lösten sich plötzlich vier Platten aus Gipskarton mitsamt den Halterungen aus der Decke und krachten nach unten. Sie trafen sieben Schüler zum Glück nur leicht; die Jugendlichen im Alter von zwölf bis 14 Jahren mussten sich in ärztliche Behandlung begeben. Gegen Mittag verließen sie die Kliniken in Hof Münchberg und Selb bereits wieder. Die meisten kamen mit Prellungen und Abschürfungen davon. Die wohl schlimmste Verletzung ist der gebrochene Finger einer Schülerin. Ein aufsehenerregender Unfall ging damit noch relativ glimpflich aus. Wenn fünf Kilogramm schwere Platten aus drei Metern ungebremst zu Boden fallen, können die Folgen gravierender sein - darin waren sich alle Verantwortlichen beim Pressegespräch drei Stunden später einig.

"Das muss aufgeklärt werden", betonte Bürgermeister Michael Abraham; die Stadt Rehau ist als Sachaufwandsträger für den baulichen Zustand der Schule verantwortlich. Derzeit läuft das millionenschwere "Schulprojekt 2020", an dessen Ende eine komplett sanierte Grund-, Mittel- und Realschule stehen werden. Das Dachgeschoss der Gutenbergschule, in dem sich der Unfall ereignete, ist bereits seit dem vergangenen Jahr fertig und in Betrieb.

Umso weniger kann es Architekt Hermann Beyer verstehen, dass sich Teile aus der noch neuwertigen Decke gelöst haben. "Das darf eigentlich nicht passieren", sagte er. Wo die Ursache für den Decken-Fall liegt, müssen nun die Ermittler feststellen. Die Polizei sperrte den Klassenraum 15 sofort ab. Die Staatsanwaltschaft Hof begann mit den Ermittlungen und schaltete einen Bausachverständigen ein. Möglicherweise leitet sie ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung oder eines Vergehens der Baugefährdung ein. Nach den ersten Erkenntnissen scheint festzustehen, dass es sich um ein bauliches Problem handelt. Ob eine der zahlreichen Baufirmen daran allein schuld ist, darüber lässt sich bislang nur spekulieren.

Für die Stadt und die Schule galt es, auf den Notfall schnell und überlegt zu reagieren. "Sie haben sich vorbildlich verhalten", lobte Schulrat Reiner Frank. Die Schulleitung hatte sofort den Notarzt verständigt, aber auch Beratungslehrerin Susanne van Holt-Abt und Sozialarbeiterin Annette Wrazidlo. Sogar das Kriseninterventionsteam wurde zunächst angefordert, dann aber doch nicht benötigt. "Die Klasse kam in einen anderen Raum", berichtete Schulleiter Reinhard Jentsch. Dort fanden eingehende Gespräche mit den Jugendlichen statt. Allerdings nahmen sich die meisten Schüler nach den Schilderungen der Beteiligten den Unfall nicht allzu sehr zu Herzen. Einige Mädchen seien "verängstigt" gewesen, sagte der Rektor.

Schulrat Frank kann sich aus seiner langjährigen Erfahrung an keinen ähnlichen Vorfall in Stadt und Landkreis Hof erinnern. Im Altbau der Helmbrechtser Grundschule hatte sich vor einigen Wochen Putz gelöst; dies geschah aber außerhalb der Unterrichtszeit. Die Information über das "besondere Vorkommnis" in Rehau ging gestern sofort an die Regierung von Oberfranken und von dort weiter zum bayerischen Kultusministerium. In München dürfte die Nachricht aber ohnehin wegen der überregionalen Berichterstattung rasch angekommen sein.

Die 22 betroffenen Siebtklässler beendeten ihren Schultag nach dem Vorfall. Für die anderen Schüler der Gutenbergschule war um 11.20 Uhr Unterrichtsschluss. Bauarbeiter hatten so die Möglichkeit, die Deckenkonstruktionen im Dachgeschoss der Gutenbergschule genau zu überprüfen. Der Aufbau weicht von jenem in anderen Stockwerken ab: Das Platten-Konstrukt endet etwa in der Mitte des Raumes, zu den Fenstern hin folgen Holzlatten. Gestern und heute sollen aber auch alle anderen Decken im Schulhaus auf den Prüfstand kommen. Erklärtes Ziel ist es laut Bürgermeister Abraham, das Sicherheitsgefühl wiederherzustellen: "Es gehen 1000 Schüler ins Schulzentrum. Wir wollen nicht, dass jemand verunsichert ist."

Am heutigen Donnerstag soll der Unterricht wieder wie gehabt laufen. Alle Eltern der Gutenbergschule erhalten einen Brief der Schulleitung mit den wichtigsten Informationen. Der Betrieb auf der Baustelle für das Schulprojekt ist von dem Vorfall ohnehin nicht beeinträchtigt.

Einige Mädchen aus der Klasse waren verängstigt.

Reinhard Jentsch,

Rektor der Gutenbergschule Rehau

Autor

Bilder