Hof Demo - gegen wen nur?

Sarah Schmidt

Während die AfD mit ihrer Wahlversammlung in der Freiheitshalle kaum Gäste anlockt, freut sich das Bündnis "Hof ist bunt": 300 Menschen protestieren friedlich für Toleranz und gegen Populismus.

 
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Hof - "Hof ist bunt" - unter diesem Motto hat das Bündnis für Zivilcourage am Freitagabend vor der Freiheitshalle zur Demonstration für Toleranz, gegen Rassismus und Populismus aufgerufen. Knapp 300 Entschlossene empfanden den Anlass Grund genug, sich in die Kälte zu stellen: In der Freiheitshalle hatte die AfD zur Wahlkampfversammlung geladen. Friedliches Getrommel und Getöse gab es allerdings nur draußen. Drinnen blieb der Großteil der Plätze leer. Die AfD feierte sich zwar selbst - aber hören wollte das kaum einer.

Das hatten sich Gerd Kögler als Chef des AfD-Kreisverbands und Kreistagskandidat Christian Bär sicher anders vorgestellt. Auf jeden der 200 Stühle in dem großen Raum hatten sie glänzende Flyer gelegt, in denen die AfD-Kandidaten der Region aufzählen, was sie vorhaben. Am Ende mussten sie den Großteil des Papiers wieder einsammeln. Sieht man von den offiziellen Rednern und Amtsträgern ab, blieben rund 15 Zuhörer übrig - darunter einige Gäste der Gegendemo "Hof ist bunt", die mal hören wollten, was drinnen so gesprochen wird.

Los ging es bei der AfD mit dem gleichen Programmpunkt wie draußen - einer Schweigeminute für die Opfer von Hanau, wo am Mittwoch ein Rechtsradikaler neun Menschen, dann auch seine Mutter und sich erschossen hatte. "Auch mich hat die Nachricht zutiefst erschüttert", sagte Kögler. Er machte diese "neuesten Ereignisse" verantwortlich dafür, dass die AfD-Veranstaltung kaum Besucher angezogen hat: "Viele unserer Wähler haben Angst, zu uns zu kommen", sagte Kögler und schob hinterher: "Aber ich kann Ihnen versprechen, die AfD wird nicht weichen." Applaus im Saal, auch von mehreren "Ordnern". Sie hatten am Ende nichts zu tun, außer eine junge Frau aus dem Saal zu bitten, die mit "Buh-Rufen" aufgefallen war. Die Einladung von Dany Quahs, Ortsverband Rehau, auf einen Kaffee und ein Gespräch schlug sie aus.

Dann gab es Inhalte. So will sich der Hofer Stadtratskandidat David Heimerl für die Pflege von Dialekten, Bürger- und Volksentscheide einsetzen, "damit jeder mitreden kann". Der 24-Jährige kündigte an, dass die AfD-Stadträte, so sie denn gewählt werden, mit ihren Aufwandsentschädigungen ein Bürgerbüro finanzieren wollen. Außerdem möchte er es verhindern, dass "die Steigerung der Kriminalität durch Täter mit Migrationshintergrund weiter zunimmt". Auch die "längst überfällige Sanierung des Bismarckturm" hat er auf der Agenda, die er in Hof vom Zettel abliest. Deutlich redegewandter trat der Thüringer Landtagsabgeordnete Uwe Thrum auf, gefolgt von Ulrich Lupart, Abgeordneter im sächsischen Landtag, und Stephan Protschka, Mitglied des Bundestags, und Markus Buchheit, Mitglied im europäischen Parlament.

Die 300 Demonstranten draußen vor der Tür bezeichneten die AfD-Rendner als "Begrüßungskomitee", "Freunde der gegenüberliegenden Seite" und "Herrschaften, die uns vor der Tür beglücken". Draußen wusste man nicht, dass die AfD drinnen vergeblich auf den erhofften Besucheransturm wartete, sonst wären die Organisatoren um Nanne Wienands vermutlich noch glücklicher gewesen. Sie waren begeistert, dass sich so viele Menschen versammelt hatten. Mit knalligen Westen, selbstgestalteten Plakaten und lauten Instrumenten machte die Masse auf sich aufmerksam. Einige Schilder waren mit LED-Lichtern verziert und leuchteten dadurch auch nach Einbruch der Dunkelheit noch gut sichtbar.

Es sollte eine friedliche und unparteiische Gegendemo werden, ein Zusammentreffen aller Parteien, aller Nationalitäten und jeden Alters. "Gemeinsam möchten wir der Opfer gedenken und für etwas einstehen", sagte Christian Schlademann, der einzige Redner am Abend.

Nicht mit Applaus, dafür mit Trommeln und Trillerpfeifen, stellten sich die Demonstranten gegen die Partei in der Halle. Plakate mit den Aufschriften: "Biete Nachhilfe in Geschichte", "In meiner Zukunft ist kein Platz für Hass" oder "Respekt! Kein Platz für Rassismus" ragten über die Menschenmenge hinaus. Zwischendrin stand Bülent Özdemir. Die "schreckliche Tat in Hanau" habe bei ihm eine Grenze überschritten. "Ich bin ein sozialdemokratischer Mensch und möchte, dass alle Menschen gemeinsam in Frieden leben können. Das ist der Grund, warum ich hier bin", sagte er.

Marina, Emma und Lisa-Marie, drei Schülerinnen aus Regnitzlosau sind zu dritt gekommen. Zwei von ihnen sind zum ersten Mal bei einer Demonstration. Die jungen Erwachsenen wollten zeigen: "Auch in unserem Alter kann man ein Zeichen setzen." Auch Dilan Canbay vertrat diese These. "Egal welches Alter, wenn du jetzt nicht politisch wirst, machst du etwas falsch", sagte sie. Die Medizinstudentin schilderte ein Ereignis aus ihrem Alltag: "Wenn die Leute mich im weißen Kittel sehen, zeigen sie mir Respekt. Wenn ich in der Bahn aufstehen möchte, um einer Seniorin oder einem Senior Platz zu machen, setzen sie sich oft nicht auf meinen Sitz". Obwohl sie in Deutschland geboren sei, werden sie oft gefragt, ob sie sich als Deutsche fühlt. "Natürlich bin ich Deutsche, ich bin hier aufgewachsen."

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