Hof Der Starkoch als Comedian

Christine Wild

900 Gästen hat Alexander Herrmann am Freitag in der Freiheitshalle gezeigt, wie man "schnell mal was Gutes" kocht. Es war eine witzige und lehrreiche Show.

 
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Hof - Kaum hat der Wirsberger Sternekoch Alexander Herrmann durch den Boden eines riesigen Kochtopfs am Freitagabend die Bühne betreten, schon bringt ein greller Spot das nächste Kunstwerk zum Vorschein, an dem sich der Bühnenbildner seiner aktuellen Koch-Late-Night-Show austoben durfte: Da ragt tatsächlich ein überdimensionaler Thermomix in den Bühnenhimmel - geziert von einer ebenso gewaltigen Axt, die eine eklige rot-braune Pappmaschee-Masse zum Herausquellen bringt.

"Der Thermomix ist die Entmannung am Herd - das ist wie Schachspielen mit Helm", ruft Herrmann in den Saal. Und 900 Zuschauer toben. Angeblich ist Kathrin aus Reihe fünf die einzige unter ihnen, die den "Topf mit eingebautem Pürierstab für 1400 Euro" besitzt. Jedenfalls ist sie die einzig Ehrliche.

Doch wird Alexander Herrmann natürlich nicht nur über den Thermomix herziehen in seinen kurzweiligen gut Drei-Stunden-Show, sondern Alternativen aufzeigen. Wie man "schnell mal was Gutes" kocht und, dass der Schwiegervater der schwierigste Gast ist, verrät er; und nebenbei plaudert er aus seinem Nähkästchen als Gastronom und TV-Star. Dabei beweist er, dass er seit seiner letzten Live-Comedy-Kochshow "Sterneküche durchgedreht" vor fünf Jahren als Comedian ordentlich dazugelernt hat.

So wird schon seine erste Nähkästchen-Story über die Teilnahme bei "Verstehen Sie Spaß?" im Rahmen von "Inas Nacht" mit Steffen Hallaschka zum echten Schenkelklopfer: "Alles, was der Hallaschka gesagt hat, war Show, aber was ich nach sieben Schnäpsen gesagt hab', war ernst gemeint", berichtet er - und belegt die Peinlichkeit der Situation mit einem Beispiel: "Nach seinen Provokationen lehnte ich ab, als mir die Ina Prosecco anbot, und meinte, das sei nichts für Männer, davon würden die Genitalien kleiner - wie der Hallaschka wisse ..."

Immer wieder wechselt Herrmann zwischen Kochtopf und Showbühne und verbindet Plaudern kurzerhand mit Kochen; und so ist für alle Kochbegeisterten im Saal auch das ein oder andere zu lernen an diesem unterhaltsamen Abend. Da verrät der Sternekoch zum Beispiel, dass man niemals rohe Zwiebeln in die Masse für Hackfleischklößchen geben sollte, da sie beim Braten nicht durchgaren: "Die rohe Zwiebel schlägt zurück", warnt er augenzwinkernd - und liefert sich ein fränkisches Wortgefecht mit einer Zuschauerin, ob es sich bei den Fleisch-Bällchen um "Küchle" oder "Backala" handelt.

Die "perfekte Dorade" brät er bis kurz vor dem Servieren nur auf der Hautseite und gibt sie zu Beginn - wie auch das "perfekte Steak" - in die kalte Pfanne; er erhitzt sie mit dem Fett. "Ich bin halt a Fleischversteher!", wirft er mit augenzwinkernder Selbstverliebtheit ein, die man ihm ein Stück weit aber durchaus abnimmt.

Dabei räumt er nicht nur mit Koch-Mythen auf ("Man darf Fleisch vor dem Braten salzen und pfeffern, und man darf es in Olivenöl braten", sagt er), sondern auch mit Irrtümern und Gerüchten aus der Sterne-Gastronomie: "Es wird niemand rausgeworfen, der vom Teller eines anderen probiert."

Über ein absolut misslungenes Silvestermenü in der Sendung von Johannes B. Kerner bekennt er: "Fünf Sterneköche in einer Sendung - aber am Schluss war die einzige Rettung der Pizzaservice", bevor er fünf dampfende, duftende Enten, die vorab bereits elf Stunden bei 70 Grad vor sich hin gegart haben, aus fünf Backöfen zaubert und unter den begeisterten Zuschauern verteilt. "50 Shades of Duck!" kommentiert er die erotische Salz-Massage, mit der er zuvor das leblose Geflügel verwöhnt hat.

Simon, Manfred und Co. aus dem Publikum beschenkt er auf der Bühne nicht nur mit Pfannen und Schürzen aus seiner Kollektion, sondern auch mit einem "Drachenfüßler" aus Bratwürsten, Sauerkraut und Püree, bevor Willi aus Bad Steben, von Herrmann angeleitet, im "Blind Cooking" Sauerkirsch-Prosecco-Sorbet herstellen darf. Dass geeiste Himbeer-Prosecco-Suppe herauskommt, macht nichts. "Mit dem Thermomix wäre das nicht passiert", frotzelt der Sternekoch - und schleppt unter schallendem Gelächter für die Zugabe doch noch das verpönte Gerät auf die Bühne.

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