"Ein Gast!", zürnt Graf. "Ich habe mich ansonsten an alle Regeln gehalten: Spuckschutz an der Kasse, Flatterband an den Stühlen im Außenbereich, genug Desinfektionsmittel."
Der Unternehmer, schreibt die Stadt, habe sehr wohl Kenntnis genommen von dem Fax am Freitag, denn bereits am Samstag habe er seine Wut in einen Facebookpost auf seiner Firmenseite gegossen, der eindeutig gezeigte habe, dass Graf wusste, worum es geht. "Die Behauptung des Betroffenen ist somit nachweislich unwahr", schreibt die Stadt, die gar nicht den vollen Strafrahmen ausgeschöpft habe, wie sie schreibt: "Der damals geltende bayerische Bußgeldkatalog zur Corona-Pandemie sah einen Regelsatz in Höhe von 5000 Euro vor. Trotz des beharrlichen Verhaltens des Betroffenen wurde nicht davon abgewichen, den Bußgeldsatz zu erhöhen. Der Rahmen beträgt bis zu 25 000 Euro."
Der Richter gab der Stadt Recht. Rein rechtlich, erzählt Graf, hätte er nicht mal eine schriftliche Mahnung von der Stadt erhalten müssen, um bestraft zu werden. So habe ihm das der Richter nüchtern erklärt: "Ich müsste wissen, wie ich mich bei veränderten Rechtslage als Unternehmer zu verhalten habe." Auch Grafs Hinweis, dokumentiert mit Bildern, wonach andere Lokale damals Stehtische platziert hatten, nützte nichts. "Der Richter sagte mir sinngemäß, dass ein Regelverstoß nicht besser werde, wenn man ihn vergleicht."
Graf geht es gar nicht mehr darum, Straferlass zu bekommen. Erst recht nicht, nachdem Oberbürgermeistern Eva Döhla am Samstag im Frankenpost-Interview von "eindeutigen Fällen" berichtet hatte, als sie generell auf die Corona-Strafen während der Hochzeit der Pandemie angesprochen wurde. Graf geht es um mehr. Um den Umgang zwischen Stadtverwaltung und Bürgern, um Menschen, die sich noch trauen, ein Geschäft zu eröffnen, die ins Risiko gehen, die Arbeitsplätze schaffen. Und: "Die Hof immer hochhalten im Wettbewerb gegen Bayreuth, Bamberg, Plauen oder Marktredwitz, wo angeblich alles besser sein soll", sagt Graf.
Der Streit hat noch eine Nebengeschichte, die dem ganzen noch eine gewisse Würze gibt. Die Stadt, erzählt Graf, habe damals keinen Pächter gefunden für das Café am Hofer Eisteich. "Ich habe gesagt, ich machs, obwohl ich genug um die Ohren habe. Ich finde keinen Bäcker mehr, die Bürokratie überfordert kleine Unternehmer. Ich erwarte keine Sonderrechte, aber offene Kommunikation seitens der Verwaltung und tendenziell eher Zusammenarbeit mit denen, die diese Stadt beleben und für sie brennen." Er sei immer ansprechbar, erreichbar und offen für Kritik und kennt seine Fehler: "Ich bin zerstreut, ja, aber wer viel macht, macht auch viel falsch. Ich bin morgens ständig im Hofer Stadtgebiet unterwegs, wo ist das Problem, mich mal direkt anzusprechen, gerne auch deutlich", sagt Graf am Freitag.
Er fragt sich schon länger, ob sich die Verwaltung überhaupt als Dienstleister am Bürger sieht und Unternehmer unterstützt oder nur Paragrafen umsetzt. " Ich stelle mir schon die Frage, wie wir in diesen nicht ganz leichten Zeiten miteinander umgehen wollen, ob es links und rechts der Regeln nicht noch andere Lösungen gibt, wenn wir alle darum kämpfen, die Schäden dieser Pandemie gering zu halten." Dass Städte für Ordnung sorgen müssten, daran zweifle er gar nicht. Für ihn ist die Strafe dennoch "eine reine Machtdemonstration" der Stadtverwaltung nach seinem deutlichen Facebook-Eintrag im Internet. Er räumt aber auch ein, dass er diesen heute so nicht mehr schreiben würde.