Hof Der bittere Gang an die Zapfsäule

Von Lisbeth Kaupenjohann
 Quelle: Unbekannt

Die hohen Diesel-Preise stellen Speditionen und Busunternehmen vor große Probleme. Die Firmen müssen äußerst knapp kalkulieren. Preiserhöhungen können sie nur selten direkt an ihre Kunden weitergeben.

 
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Hof/Rehau - Die Urlaubszeit hat begonnen. Die Busunternehmen werben schon seit Monaten mit ihren Angeboten - "Tulpenblüte in Holland", "Musical-Reise nach Hamburg", und was es da so alles gibt. Allerdings waren die Preise für Kraftstoff noch nicht so hoch wie heute, als diese Angebote ausgearbeitet wurden. Müssen die Kunden jetzt mehr für die bereits gebuchte Bustour bezahlen? "Wir sträuben uns noch gegen Nachforderungen", betont Sabine Viol, Geschäftsführerin des Busunternehmens Alexander Viol in Rehau. "Auch wenn es dafür durchaus Regularien gibt." Man wolle die Kunden nicht verärgern.

Die Preisentwicklung beim Diesel sei allerdings beängstigend. Das sei vorher einfach nicht abzusehen gewesen. Die Geschäftsfrau hofft immer noch darauf, dass bald das Ende der Fahnenstange erreicht ist und die Preise möglicherweise wieder etwas sinken. Rund 20 Prozent machen ihren Worten nach allein die Spritkosten an den Gesamtunkosten aus. Die Preiserhöhung habe der Firma Viol bis zu 60 000 Euro Mehrkosten im Jahr beschert.

Zehn große und vier kleinere Fahrzeuge sind für das Busunternehmen im Reise- und im Linienverkehr innerhalb von Deutschland und im europäischen Ausland unterwegs. Sie legen jährlich bis zu 80 000 Kilometer auf der Straße zurück. "Bei unseren neuen Angeboten müssen wir die Preise allerdings anpassen", bedauert Sabine Viol. An der Tankstelle erlebten die Kunden ja das Drama mit. Für ihren Pkw müssten sich auch immer teureren Sprit tanken. "Die Preisermäßigung, die wir über die firmeneigene Tankstelle erwirtschaften, ist inzwischen verschwindend gering."

Es sei auch nicht nur der Dieselpreis gestiegen. Für Schmierstoffe und Reifen habe man ebenfalls mehr zu berappen - im In- und Ausland. "Wir hoffen, dass die Berufsverbände, in diesem Fall der Landesverband bayerischer Omnibusunternehmen, in Berlin etwas erreichen kann. Zumindest für den Linienverkehr, auf den ja jeder angewiesen ist", hofft Viol. Die Firma habe bereits mit ihrem Personal "energiesparendes Fahrtraining" durchgeführt. Das sei aber auch nur begrenzt anwendbar. "Im Stau geht nichts", weiß die Unternehmerin. Ihrer Ansicht nach sollte die Industrie endlich alternative Treibstoffe anbieten und Fahrzeuge mit niedrigerem Verbrauch. "Damit könnte sie Meilensteine setzen. Aber es tut sich derzeit wenig."

Für die Spedition Dachser in Hof sind täglich rund 250 Fahrzeuge im Einsatz. "Wir beliefern Kunden in Oberfranken, Thüringen, Sachsen sowie in der Tschechischen Republik und holen Waren ab, die dann im Nachtsprung innerhalb Europas verteilt werden", informiert Stefan Hohm, Niederlassungsleiter des Dachser-Logistikzentrums in Hof.

Der Dieselpreis sei ein wichtiger Bestandteil der Fuhrparkkosten und mache einen nicht zu vernachlässigenden Anteil der Betriebskosten beim Lastwagen aus. Da gebe es zwar immer einige Schwankungen - derzeit liege der Preis aber leider ziemlich hoch. "Wir versuchen, durch intelligente Kombinationen in der Streckenplanung, eine möglichst hohe Auslastung der Transportgefäße sowie den Einsatz von effizienter Motortechnik und einer kraftstoffarmen Fahrweise diesen Anteil so gering wie möglich zu halten", erklärt Stefan Hohm.

Die Entwicklung des Dieselpreises sei ein regelmäßig wiederkehrender Diskussionspunkt bei Preisverhandlungen mit den Kunden. "Extreme Einflüsse machen dann schon einmal außerordentliche Kundengespräche notwendig."

Dachser liege viel an Transparenz in der Kalkulation, man pflege den offenen Dialog mit den Kunden. Die Lkw würden - sofern möglich - zum Großteil an der firmeneigenen Tankstelle betankt.

Aufgrund der großen Abnahmemenge ergebe sich zwar ein Einkaufsvorteil, der aber bereits seit Jahren im Zuge eines marktgerechten Transportpreises einkalkuliert sei. "Die absoluten Schwankungen müssen auch wir in Gänze mittragen", betont der Niederlassungsleiter.

Nicht nur die Autofahrer ärgern sich über hohe Preise an den Tankstellen. Auch Speditionen und Busunternehmen stehen vor Problemen.


Wir sträuben uns noch gegen Nachforderungen.Wir wollen die Kunden nicht verärgern.

Viol-Geschäftsführerin Sabine Viol


An unserem Firmenhauptsitz in Kempten befasst sich eine eigene Technikabteilung intensiv mit dem Thema Benzin-Einsparung.

Stefan Hohm von Dachser


Schulung im Spritsparen

Die Dachser-Fahrer absolvieren regelmäßig Schulungen im Spritsparen. Da gehe es um eine kraftstoffsparende Fahrweise, aber auch zum Beispiel um die Ladungssicherung. Außerdem werde die Fahrzeugflotte stetig modernisiert und die Nutzung des emissionsarmen Euro-V-Motors forciert. "An unserem Firmenhauptsitz in Kempten befasst sich eine eigene Technikabteilung intensiv mit dieser Thematik", sagt Niederlassungsleiter Stefan Hohm. "Dies auch aufgrund der Tatsache, dass sich das Familienunternehmen Dachser zu einer nachhaltigen Unternehmenspolitik im ökologischen Sinne bekennt."


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