Tauperlitz/Hof Der nächste gesprengte Geldautomat

Automatenknacker nehmen die kleine Filiale der Sparkasse in Tauperlitz ins Visier. Die Ermittler arbeiten auf Hochtouren - vorerst jedoch erfolglos.

 
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Tauperlitz/Hof - Für Marc Ultsch wird es - wider Erwarten - ein aufregender Samstag. Als Bürgermeister ist er immer auch oberster Feuerwehrmann, wird informiert, wenn es zu einem größeren Einsatz kommt. Nachts gegen 3.25 Uhr hat Ultsch wie viele andere Tauperlitzer die Feuerwehrsirene gehört. Direkte Anwohner des Lindenwegs hat sogar ein lauter Knall aus dem Schlaf geschreckt. Schon wieder ein gesprengter Geldautomat. Diesmal in der Sparkassen-Filiale in Tauperlitz.

Serie reißt nicht ab

Allein in den vergangenen Monaten haben Täter in ganz Oberfranken immer wieder Geldautomaten geknackt und hohe Geldbeträge erbeutet.

Erst am Mittwoch gegen 3.40 Uhr haben Unbekannte den Geldautomaten der VR-Bank in Zapfendorf, Kreis Bamberg, gesprengt. Ebenso wie jetzt in Tauperlitz flüchteten sie in einem dunklen Kombi in Richtung Autobahn 73. Die Fahndung blieb bislang ohne Erfolg.

Am 9. Oktober waren ebenfalls eine VR-Bank-Filiale das Ziel der Räuber. In Berg sprengten sie den Geldautomaten und ließen einen mittleren fünfstelligen Betrag mitgehen. Die Tatzeit, gegen 3 Uhr, ähnelte wieder jener der anderen Fälle. Diesmal war auch der Sachschaden mit 50 000 Euro erheblich.

Am 27. August gingen Täter in der Commerzbank in Selb erneut nach derselben Masche vor. Ihnen fielen mehrere Hunderttausend Euro in die Hände.

Am 17. Juni brachen Unbekannte innerhalb weniger Stunden drei Automaten im Landkreis Bayreuth auf. Sie erbeuteten mehrere Tausend Euro.

Am 1. Mai traf es einen Automaten der VR-Bank in Issigau, am 3. Juni die Filiale der Commerzbank in Selbitz. Die Täter flüchteten in einem dunklen Fahrzeug in Richtung Autobahn.

Der Bürgermeister ist am frühen Morgen am Ort des Geschehens, spricht mit den Ermittlern der Kriminalpolizei Hof. Zu diesem Zeitpunkt sind die Täter schon über alle Berge. Profis, so heißt es, seien wohl am Werk gewesen.

Die Kripo-Experten rekonstruieren Details des Verbrechens. Demnach haben unbekannte Täter in den frühen Morgenstunden des Samstags den Geldautomaten in die Luft gejagt. Sie hinterlassen im Eingangsbereich der kleinen Geschäftsstelle der Sparkasse eine Spur der Verwüstung, ein Meer von Glasscherben.

Schwarzer Kombi gesucht

Sofort leitet die Polizei die Fahndung ein. Ein schwarzer Kombi soll in Richtung Kautendorf davon gerast sein - womöglich in Richtung Autobahn 93. Mehrere Polizeikräfte sind im Einsatz, auch ein Polizeihubschrauber kreist über dem Döhlauer Ortsteil und dessen Umgebung. Ohne Ergebnis.

Die Automatenknacker entkommen mit einem niedrigen sechsstelligen Eurobetrag. Der Schaden an der Filiale und am Automaten beläuft sich nach ersten Schätzungen auf rund 25 000 Euro. Verletzt wird zum Glück niemand. Auch die Menschen, die im Stockwerk über der Filiale wohnen, kommen mit einem gehörigen Schrecken davon.

Serientäter am Werk?

Am Wochenende laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Dennoch gibt es noch keine neue Erkenntnisse, wie Christian Raithel, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, am Sonntag auf Nachfrage sagt. Bis Redaktionsschluss sind die Täter nicht gefasst. Er bestätigt auch, dass die Kripo angesichts der Häufung solcher Straftaten immer einen Zusammenhang prüfe. Vielleicht handle es sich nicht um Einzel-, sondern um Serientäter.

Ironie des Schicksals: Wären noch drei Monate ins Land gegangen, wäre in Tauperlitz nichts mehr zu holen gewesen. Erst jüngst hat die Sparkasse Hochfranken bekannt gegeben, dass sie zum 1. Februar 2021 die Filiale schließen wird. Nicht einmal der Geldautomat bleibt dann noch stehen. Für Bürgermeister Ultsch bedauerlich, aber letztlich nachvollziehbar. Die Döhlauer, Tauperlitzer und Kautendorfer hätten leider kein Geschäft, keinen Bäcker, keinen Metzger mehr vor Ort. Also müssten sie ohnehin zum Einkaufen in die Nachbarschaft fahren. Und dort auch Geld abheben.

Die Kriminalpolizei Hof sucht Zeugen der Straftat. Wer am Samstagmorgen verdächtige Personen oder das mögliche Fluchtfahrzeug, einen schwarzen Kombi, beobachtet hat, soll sich unter der Rufnummer 09281/7040 melden.

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