Hof Deutschland ist schon mal WM-Zweiter

Von

Marktleuthen / Döhlau - Jürgen Stachowiak verzieht keine Miene. Seinem Gegenüber rinnt der Schweiß von der Stirn. Dann schlägt Stachowiak zu: Ein trockener Schuss in rechte Eck. 5:0.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Marktleuthen / Döhlau - Jürgen Stachowiak verzieht keine Miene. Seinem Gegenüber rinnt der Schweiß von der Stirn. Dann schlägt Stachowiak zu: Ein trockener Schuss in rechte Eck. 5:0.

Wer dem in Döhlau wohnenden und für den Marktleuthener Club Magic Soccer spielenden Stachowiak gegenübersteht, hat schlechte Karten. Der ruhige Mann mit dem schütteren Haar ist einer der besten Tischfußballspieler Deutschlands. Mitte Januar wurde er bei der Weltmeisterschaft in Nantes in Frankreich Vizeweltmeister. An dem Turnier nahmen Sportler aus 32 Nationen teil. Stachowiak trat auch im offenen Doppel an und kam hier auf den fünften Platz, im offenen Einzel landete er auf dem neunten Rang.

Wer Stachiowski oder den Vorsitzenden des Clubs Magic Soccer, Ali Tazegül, sieht, merkt, dass es sich bei Tischfußball um echten Sport handelt. "Wenn Du mehrere Partien hintereinander spielst, läuft Dir das Wasser herunter, als wenn Du wirklich auf dem großen Fußballplatz stündest. Eine Partie über zwei Gewinnsätze kann schon mal zwei Stunden dauern", sagt Tazegül, der den Club vor zwei Jahren zusammen mit mehreren Freunden gegründet hat. Mittlerweile beteiligen sich zwei Mannschaften aus Marktleuthen am offiziellen Spielbetrieb - die erste spielt in der Landes-, die zweite in der Verbandsliga. "Spätestens in zwei Jahren wollen wir in der Bundesliga sein", sagt Tazegül.

Dass dies kein Traum bleiben muss, merkt, wer den 22 Spielern beim Training zusieht. "Wir trainieren fünfmal die Woche, und am Wochenende finden meistens die Spiele statt", sagt Stachowiak.

Das Training besteht zum einen aus "Kickern". Zum anderen üben die Spieler, wie einst Thomas Hässler oder Mario Basler, alle denkbaren Schussvarianten. "Man lernt nie aus. Bei der Weltmeisterschaft in Frankreich habe ich viele interessante Pässe gesehen, die ich natürlich daheim übe", berichtet Stachowiak. Manchmal steht er Stunden allein am Tisch und schlenzt den Ball mit einem bestimmten Stürmer immer und immer wieder an der gegnerischen Abwehrreihe vorbei.

Im ganzen Land unterwegs

Im Gegensatz zu Wirtshaus-Kickern betreiben die Spieler von Magic Soccer ihren Sport beinahe professionell. "Da bleibt nicht mehr viel Zeit für andere Hobbys", sagt der Vize-Weltmeister. Häufig nimmt das Marktleutener Team an Turnieren in ganz Deutschland teil. "Wir müssen uns mit höherklassigen Gegnern messen, wenn wir weiterkommen wollen", sagt Tazegül. Demnächst treten die Jungs mit den roten Hemden in Koblenz an, einige Zeit darauf in Hamburg.

Der Lohn für den "Profisport, für den es kein Geld gibt" (Stachiowski) sind die Turniere wie jüngst in Nantes. "Es war ein phantastisches Erlebnis, in einer Halle unter dem Lärm von 3000 Zuschauern zu spielen. Außerdem hat Eurosport live übertragen." Dass das Endspiel verloren ging, ist Stachiowski egal. "Die Jungs aus den USA hatten einfach das glücklichere Händchen."

Warum der Döhlauer seit Jahrzehnten Tischfußball spielt, aber noch immer so begeistert ist wie ein kleiner Junge, kann er nicht sagen. "Mich hat der Sport schon als Kind mehr interessiert als die Schule. Es ist die Kombination aus Anspannung, Konzentration, Taktik und Reaktion. "Davon komme ich nicht mehr los."

Die Magic-Soccer-Truppe kann es in puncto Trainingsfleiß mit jedem Bundesligaprofi aufnehmen. Dennoch freuen sich die Jungs jedesmal auf ein Ritual, wie es viele Kreisligakicker pflegen: "Nach jedem Training trinken wir ein gepflegtes Bier", sagt Stachowiak.

Autor

Bilder