Dr. Petra Reis-Berkowicz, oberfränkische Bezirksvorsitzende des Hausärzteverbands, sieht das Votum des Ärztetags allerdings mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei das ein notwendiger Schritt gewesen, weil die bisherige Nutzung von Telemedizin durch niedergelassene Ärzte nicht mit der alten Berufsordnung in Einklang gestanden habe. Telemedizin sei sinnvoll, wenn es zum Beispiel darum gehe, Bilder oder Daten von Patienten ärztlichen Kollegen zu übermitteln, um ihre Meinung einzuholen. Oder um Daten aus dem Rettungswagen schnell an eine Klinik zu senden. Ein Mittel gegen den Ärztemangel auf dem Land sieht sie in der Telemedizin aber nicht. "Mein Mann und ich arbeiten schon jetzt an der Kapazitätsgrenze", sagt die in Gefrees praktizierende Medizinerin. "Wenn ich noch mehr machen soll, zum Beispiel Sprechstunde per Bildtelefon, ginge das zulasten meiner anderen Patienten." Eine Videosprechstunde könne keinesfalls den "geschützten Vertrauensraum" zwischen Arzt und Patienten ersetzen, sagt Reis-Berkowicz: "Als Arzt setze ich bei der Diagnose und Behandlung alle meine Sinne ein, auch Tasten, Riechen und Fühlen. Am Bildtelefon kann man aber nur sehen und hören."