"In der Regel vergeben wir keine schlechten Bewertungen", sagt der 26-jährige Miran Frisch. "Denn Geschmäcker sind verschieden, und wir wollen niemanden schlecht machen. Aber wenn etwas wirklich schief läuft, weisen wir schon darauf hin." In Kommentaren zu den Beiträgen dürfen auch die Abonnenten ihre eigenen Kritiken loswerden. "Und die haben auch manchmal eine andere Meinung als wir."
Fast täglich zur Mittagszeit posten sie einen Beitrag. "Die Regelmäßigkeit ist wichtig für den Erfolg", erklärt Miran Frisch. Mit der Zeit wurde die Facebook-Seite immer beliebter, immer mehr Abonnenten schlossen sich an. Deshalb beschlossen sie nun, das Angebot um das Essensportal zu erweitern, auf dem sich auch die Lokale selbst präsentieren dürfen. Die Facebook-Seite und das Portal sind dabei miteinander verlinkt.
Die Macher der Facebook-Seite und des Portals sind vom Fach: Miran Frisch hat in Hof BWL studiert und ist auf der Suche nach einem Job im Marketing und Vertrieb, Artem befindet sich noch im BWL-Studium. Timon Kraus ist Mediengestalter und kümmert sich um das Design der Homepage.
Damit greifen die vier jungen Männer einen Trend auf, der zwar nicht neu ist, aber seit Jahren anhält: Essen als Zeitgeistphänomen und als Lifestyle. Deshalb finden sich in den sozialen Medien Millionen Bilder von kunstvoll inszenierten Speisen und Getränken. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Yougov im Jahr 2016 haben zwei von drei Deutschen ihr Essen fotografiert - und jeder Vierte davon hat das Bild in einem sozialen Netzwerk gepostet.
Beliebtestes Foto-Motiv ist dabei in allen Altersgruppen Selbstgekochtes. 44 Prozent bewerteten Essen aus einem Restaurant oder einer Imbissbude positiv. Lediglich acht Prozent haben schon einmal einen Missstand dokumentiert.
In diesem "Foodporn-Wahn" sehen viele Soziologen und Trendforscher vor allem eine Form der Selbstdarstellung. Der Restaurant-Besuch diene demnach zunehmend nicht mehr dem Genuss, sondern der Selbstinszenierung. Es gehe um die Darstellung eines bewussten Lebenswandels, das Essen verweise auf ein Bekenntnis zum Genuss und sage sogar etwas über den sozialen Status des Urhebers aus.
Die "Essens-Tester" bekennen sich auf jeden Fall zum Genuss. Auf ihren Streifzügen durch die lokale kulinarische Szene haben sie ihren einst engen Horizont erweitert: "Früher sind wir immer wieder ins selbe Lokal gegangen. Jetzt probieren wir lieber etwas Neues aus", sagt Miran Frisch. Und er hat festgestellt: "Für Menschen, die gern essen gehen, gibt es bei uns viel zu entdecken."