Hof Die Frau und ihre Schicksalsschläge

Roland Rischawy
Der Mundart-Autor Gert Böhm und sein neues Buch "So sänn’sa, die frängischn Weiwer". Foto: Uwe von Dorn

In seinem neuesten Buch erzählt der "Gerch" 60 schräge Geschichten über fränkische Frauen. Es geht um "Roodhooricha", kräftige "Zinder" und "olda Waafn im Subbermarkd".

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hof - Wer je die Bestätigung dafür gesucht hat, wie schlecht es um die Gleichberechtigung des Mannes bestellt ist, hier findet er sie schwarz auf weiß: "Heer’mir bloß auf mit derra Gleichberechdigung!" ist eines der zentralen Kapitel des neuen "Gerch"-Buches "Weiwer" überschrieben. Und es enthüllt, "wie letzda Wochn der Max am Schdammdisch gewarnd hot: Am ollergfährlichsdn sänn roodhooricha Weiwer miteran Dobbl-Noma und mit karza Hoor - do machsd besser an grußn Boong rum, sunsd bissd verlorn! In ana wissnschafdlichn Undersuchung hamm’sa etzerd sogoa raus- gfunna: Immer merra Weiwer schwaddn ihrn Mo und schell’na dermooßn ab, dass der arma Deifl wochnlang a Bfeifn im Ohr heerd".

Das Buch

Mundart-Autor Gert Böhm schreibt die "Gerch"-Glosse, die jeden Samstag in der Frankenpost erscheint, seit 1966. Bisher sind rund 2800 Geschichten erschienen. Das neue Buch "So sänn’sa, die frängischn Weiwer" ist neben fünf CDs der zehnte Band mit "Gerch"-Geschichten. Das Buch gibt es zum Preis von 14 Euro in der Frankenpost-Geschäftsstelle in Hof, Poststraße 9/11, im Internet unter www.leserhop-online.de, im Buchhandel und direkt bei Gert Böhm (E-Mail: gert.boehm@t-online.de).


Im 100. Jubiläumsjahr des "Hofer Spaziergängers" geht es ausschließlich um die Frau beziehungsweise um deren schräge Erlebnisse und Schicksalsschläge. Autor Gert Böhm, der 1966 dem "Spaziergänger"-Erfinder Karl Röder nachgefolgt ist und seither allwöchentlich die wohl älteste Mundart-Glosse Deutschlands für die Frankenpost schreibt, hat für sein zehntes "Gerch"-Buch die zündendsten und skurrilsten Geschichten über fränkische "Weiwer" zusammengetragen. Da gibt es Stoff zum Schmunzeln am laufenden Blatt, Seite für Seite schaukeln sich Ehekrisen rund um Toilettenpapier und Zahnpasta-Tuben hoch, geht es in schönstem Hofer Dialekt um "olda Waafn im Subbermarkd" und Kurschatten, um Omas Anti-Falten-Creme und ein Abendmahl mit dritten Zähnen, um Doping mit Bier, Obstler, "Ribidu" und "Hertrich-Bidder", um kräftige "Zinder" nach "drei Schdiggla Schwarzwälder-Kirsch-Doddn" mit anschließendem Führerschein-Entzug, um Erotik "underm Audo" oder um Nonnen, die vom rechten "Weech abkumma".

Ja: "So sänn’sa, die frängischn Weiwer", titelt der "Gerch" auf dem Einband seiner Analysen-Sammlung, die vor Gerch’schem Humor, vor Situationskomik und urtypischem Hofer Sprach- und Wortwitz nur so sprüht. Auf 130 Seiten breitet der "Gerch" in 60 Gschichdla aus, was für Dramen und hanebüchene Vorfälle sich im "Vertl" oder im Supermarkt, in der Damen-Gymnastik, am Bahnhof, auf der Elster-Brücke, im Hotel oder am Golf von Mexiko abspielen. Da dürfen auch jene "Frauen-Geschichten" nicht fehlen, die sich bei Live-Lesungen des "Gerch"-Autors in den vergangenen Jahren als PS-stärkste Heiterkeitsraketen entpuppten und die Gäste wegen heftigster Lachanfälle zum Taschentuch greifen ließen. "Der Ochsenkopf hot’s in sich!" ist so ein Fall - die Geschichte über eine Skifahrerin, die beim alpinen Wintervergnügen im Fichtelgebirge ein Bedürfnis verspürt, jenes in der Hocke seitwärts des Hanges auf Skiern erledigen will und während ihres "Gschäfdla" ganz langsam aus dem Unterholz heraus schräg zur Piste den Hang hinuntergleitet.

Nicht fehlen dürfen die "Weiwer" mit den "Bindeschdrich-Noma". In der Episode über die Cousine in Berlin trägt die "Beddi" nach dem dritten und vierten Ehemann - darunter ein Graf aus altem polnischen "Raubritter-Adel" - den Namen Elisabeth Hegenberger-Schmidt-Kraczowek-Czipolinski".

Deftig, um nicht zu sagen: sexuell übergriffig geht es schließlich in der Werkstatt des Auto-Mechanikers Ralf zu, in der ein Nachbar - wegen der Prügelhitze - in Polyester-Shorts aus Rimini unter seinem Wagen liegend die Bremsen kontrolliert. Als die Frau des Werkstatt-Besitzers vom Einkaufen zurückkehrt und nur die "naggerdn Baa" und "dess holba Gemächd" unterm Auto "vorschaua" sieht, grault sie ihrem vermeintlichen Ehemann mit den Worten an der Mannespracht herum: "Ding-dong, ding-dong, die Mittagslocken läuten - es gibd gleich woss zu essen, Liebling!"

"Weiwer" ist von vorne bis hinten der Beweis dafür, dass sich in der Welt des "Gerch" Männer und Frauen in jeder Lebenslage bestens ergänzen - egal, ob sie ihren "Zinder" erst nach drei Stück Schwarzwälder-Kirsch, produziert mit einem halben Liter Kirschwasser, oder schon nach "drei Mooß Schlabbn-Bier" erreichen. Und wenn der "Gerch" in der botanischen Schilderung "Mei Martha und die Gaddnärberd" seiner Frau fürsorglich das beste Werkzeug für die Gartenarbeit anschafft und den schweren Einsatz seiner Martha vom "Bänkla hindern Haus" bei einem "Seidla Bier" überwacht - dann haben wir den Glauben daran nicht verloren: Es gibt sie phasenweise doch, die Gleichberechtigung.

Bilder