Die Grenze ist dort, wo Angst ins Spiel kommt

Hof/Mainleus - "Es beginnt dann, wenn es unangenehm wird", sagt Ingrid Pfeifer. Überall gebe es mehr oder weniger aufdringliche Menschen, überall versucht jemand, einen Kontakt zu einem anderen aufzubauen, der das gar nicht möchte. Doch die Grenze, an der ein gewöhnlicher Annäherungsversuch endet und das Stalking beginnt, ist für Ingrid Pfeifer klar definiert: "Sie ist dort, wo Angst ins Spiel kommt."

Die Berlinerin ist selbst Opfer eines Stalkers gewesen. Über eine Kontaktbörse im Internet hatte sie einen Mann kennengelernt, sie hat sich mit ihm getroffen - und ihn dann nicht mehr losbekommen. Sechs Monate lang hat er ihr nachgestellt, hat ihr SMS und Briefe geschrieben, hat sie zu Hause und in der Arbeit angerufen und hat vor ihrem Haus auf sie gewartet. "Ein Stalker will dich kontrollieren, dir Angst machen und Macht über dich ausüben", sagt sie. Ingrid Pfeifer ging zur Polizei. Nach langem Kampf hat sie eine Haftstrafe erwirkt für den Mann, der ihr nachstellte.

Mittlerweile lebt sie in Mainleus bei Kulmbach, und mittlerweile ist sie Gründerin und Vorsitzende eines bundesweiten Vereins. "Gemeinsam gegen Stalking" hat bisher elf Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet - und die Beratungstelefone glühen. "Wir haben fünf bis sechs Anrufe in der Woche."

Als Erstes lassen sich die Berater natürlich erklären, wie der konkrete Fall der Anruferinnen - oder Anrufer, die gibt es auch - aussieht. Auszuloten, wo bei den Opfern die Schmerzgrenze liegt, ist dann ihr Schritt Nummer eins. "Die eine lacht sich kaputt, wo die andere schon Angst hat", erklärt Pfeifer. Ist Letzteres der Fall, so rät die Expertin: "Anderen von der Situation erzählen, Freunde und Familie einweihen." Je mehr Menschen von der schwierigen Lage wüssten, desto eher könne man damit umgehen. "Vielen hilft es schon weiter, wenn sie nur einmal bei einer Freundin übernachten können."

Wenn das nichts nützt, rät Ingrid Pfeifer sofort den Gang zur Polizei. "In manchen Fällen hilft nur das." Sich an die Ordnungshüter zu wenden ergebe aber nur dann Sinn, wenn man dem Stalker auch etwas nachweisen könne. Pfeifer: "SMS, Briefe und E-Mails zu sammeln und bei der Polizei vorzulegen, bringt am meisten."

Tipp: Funkstille

Geht es um den Stalker selbst, empfiehlt Ingrid Pfeifer: Funkstille. "Jede Reaktion ruft immer eine Gegenreaktion hervor. Und ein 'Nein' akzeptieren viele eben einfach nicht. Also am besten gar nicht antworten auf SMS oder E-Mails." Das lade die Täter oft nur ein, weiterzumachen in ihrem Bestreben. Sie musste selbst erfahren, wie weit eine Verfolgung gehen kann: "Ich habe mir eine neue Handy-Nummer und ein neues E-Mail-Postfach besorgt. Doch der Täter hat über einen Computer-Programmierer beide ausspioniert."

Gehe es beim Stalking meist um psychischen Terror, sei bisweilen aber auch eine körperliche Gefahr gegeben. "Es gibt immer noch Todesopfer durch Stalking in Deutschland", sagt Ingrid Pfeifer. Der "normale" Stalking-Fall allerdingsspiele sich im Umfeld von Beziehungen ab. "Wenn eine Partnerschaft beendet wird und einer der beiden Beteiligten das nicht akzeptieren möchte, dann geht es oft schon los. . ."

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"Mut zum Nein-Sagen" ist das Motto des Vereins "Gemeinsam gegen Stalking". Telefonisch sind die Aktiven erreichbar unter 09229/9737486, per E-Mail an info@gemeinsam-gegen-stalking.de. Informationen und Hilfestellungen gibt\'s online unter www.gemeinsam-gegen-stalking.de.

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Gegen Stalking

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