Hof Die Grube des Zorns

Sören Göpel
Das Zentralkaufareal an der Bismarckstraße (links) ist seit Jahren Gegenstand hitziger Debatten im Stadtrat. Foto: SöGö Quelle: Unbekannt

Die Stadt legt nach einem Antrag der Fraktion FAB und Freie die bisher erstellten Unterlagen zur Hof-Galerie aus. Das ist nicht neu, dürfte aber der Auftakt einer verschärften Tonlage gegenüber der Oberbürgermeistern sein.

 
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Hof - Es gebe, nach wie vor, kein Thema, das die Menschen mehr interessiere als die Entwicklung dieser Brache. Die Freien Aktiven Bürger (FAB) und Freie haben in der gestrigen Stadtratssitzung erneut das Thema Hof-Galerie zur Sprache gebracht. Fraktionsvorsitzender Albert Rambacher sprach dabei aus, "was viele Hofer bewegt". Die neue Schärfe fußt vor allem darauf, dass den Stadträten vorenthalten worden sei, dass im Herbst ein Eigentümerwechsel stattgefunden habe. Wie Recherchen unserer Zeitung ergaben, ist die AHG Verwaltung GmbH neuer Eigentümer. Die hieß vormals Hof-Galerie S.A. und ist eine Tochter der Luxemburg Investment Group (LIG). Die Umschreibung im September war eine Formalie, aber eine, die Zündstoff bietet bei diesem Thema. Warum sie sein musste, darauf gab es am Montag keine Antwort.

Gemeinsam mit seinen Mitstreitern und den Stadträten Peter Senf (FDP) und Klaus Zeitler (Die Franken) regte Rambacher schon vor Wochen an, alle bisher erstellten Akten im Zusammenhang mit dem Hofer Prestige-Zank-Objekt und Wahlkampfthema Nummer eins auszulegen. Die Stadträte sollten, so die FAB/Freie-Fraktion, Einsicht erhalten, um die Situation besser bewerten zu können.

Die Pläne hatten bereits 2019 den Fraktionen zur Verfügung gestanden. "Seitdem hat sich nichts geändert", sprach Oberbürgermeisterin Eva Döhla aus, was jeder sieht.

Das Gremium stimmte der Neuauslage in der Woche vom 6. bis 10. Juli einstimmig zu. Die Alternative für Deutschland (AfD), mit Stefan Böhm und David Heimerl frisch ins Gremium gewählt, begrüßte die Transparenz. Böhm schlug vor, einen Sachverständigen zur Seite zu stellen, um mögliche Fragen zu den Plänen beantworten zu können. Gerade für Neu-Stadträte, die bislang nicht mit den Details betraut waren, könne die Einarbeitung ohne Hilfestellung problematisch sein.

Das Gelingen am sogenannten Strauß-Quartier hängt nach Ansicht der Freien im Stadtrat eng mit Oberbürgermeisterin Eva Döhla zusammen. Der frühere OB Harald Fichtner habe auch deshalb die Wahl im März verloren, weil Döhla eine sichtbare Entwicklung des Areals zu ihrem Thema gemacht habe. "Nun müssen Sie auch regelmäßig informieren", sagte Albert Rambacher und lieferte damit die Steilvorlage für seine Kollegin: "Ich möchte Sie daran erinnern, Frau Döhla, dass die Hofer Bevölkerung sehr genau hinsieht. Warten Sie nicht zu lange", sagte Gudrun Bruns.

Damit spielte sie auch auf die Auflösung der bestehenden Durchführungs-Verträge mit dem Investor aus Luxemburg an. Döhla hatte sich in ihrem Antrittsinterview mit unserer Zeitung Anfang Mai pessimistisch zu den Plänen der Luxemburg Investment Group (LIG) geäußert. Ihr Eindruck sei, auch mit Blick auf die Corona-Pandemie, dass der seidene Faden, an dem alles nur noch gehangen habe, nun gar nicht mehr sichtbar sei, sagte die neue OB damals. "Es war bisher schon unheimlich mühsam, das alles auf die Beine zu stellen, die Mieter zu finden, die Finanzierung aufzustellen - ich frage mich, wie das noch gehen soll. Es hatten ja schon viele den Glauben daran verloren. Ich denke, man muss jetzt komplett umplanen und runterfahren. Es wird ganz gewiss keine Handelsflächen in diesem Ausmaß geben." Die Stadt Hof könne, so Döhla damals, "die Sache jederzeit beenden und über andere Sachen nachdenken".

In der Sitzung äußerte sich die Rathauschefin weniger deutlich. Der deutlichen Aufgabenstellung der Freien begegnete sie mit Gelassenheit. Eine Kündigung bringe "keine Vorteile für die Stadt". Sie habe die Information der Investoren, dass diese weiterhin an der Hof-Galerie festhalten würden. Eine Auskunft, die bereits seit dem Abriss des Zentralkaufs im Sommer 2017 Bestand hat.

Es bringe nichts, einen Schnellschuss abzugeben, etwa einen Zeitplan, nur um etwas vorzeigen zu können, meint Döhla. Sie sehe sich auch "nicht verpflichtet, jeden Schritt umgehend der Öffentlichkeit zu präsentieren". Es müsse niemand Sorge haben, dass sie und die Verwaltung "das Projekt in der Luft hängen lassen". Gleichwohl favorisiere sie eine zweigleisige Planung für den Fall. Weil vor allem der Busbahnhof ganz eng mit dem 50-Millionen-Invest verbunden ist (er soll baulich angeschlossen werden an das Gebäude), steigt der Unmut in der Bevölkerung. Der Antrag von FAB und Freie dürfte der Auftakt gewesen sein für ein Fragen-Gewitter in den kommenden Monaten.

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