Und dachte falsch. "Das ist jetzt die letzte Station", sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Klaus Adelt. Er spricht über Eichstätt. Dort wartet Zohreh Amini. Bald, so will es die Ausländerbehörde, wird sie die Haftanstalt verlassen und in ihre Heimat geflogen werden. Nicht, wenn Adelt und Johannes Frisch das verhindern können. Frisch hat eine Petition im bayerischen Landtag eingereicht, die Zohreh Amini im Land halten soll. Die würde an sich eine Abschiebung nicht aufhalten. "Es ist jetzt aber eine Eilpetition. Bevor da nichts entschieden ist, bleibt sie", sagt Abgeordneter Klaus Adelt. "Wir warten jetzt auf die Sitzung des Petitionsausschusses am 20. März. Dann sehen wir weiter", sagt der Sozialdemokrat.
Adelt reibt sich an dem Fall ganz allgemein, aber auch wegen des Umgangs mit der Iranerin. Sie soll von acht Polizisten aus der Wohnung geführt worden sein, am frühen Morgen, die Tür sei eingeschlagen worden. "So geht das nicht, wenn dem tatsächlich so ist!", kritisiert Klaus Adelt, der sich über sämtliche Umstände der Verhaftung aber noch informieren will.
Details zu diesem Einsatz am 19. Februar gibt die Hofer Polizei nicht preis. Aber Andreas Schaden, Sprecher der Inspektion, erklärt, warum seine Kollegen manchmal mit scheinbar unverhältnismäßig großem Aufgebot zur Tat schritten. "Es ist jedesmal eine Einzelfallentscheidung. Wir müssen auch berücksichtigen, auf wie viele Personen wir treffen könnten." Sprich: In einem Haus mit mehreren Bewohnern könnte es zu Schwierigkeiten kommen, wenn sich die Nachbarn einmischen. Daher gehe die Polizei im Zweifelsfall auf Nummer sicher. Und dass manche Einsätze bei Abschiebungen in den frühen Morgenstunden liefen, hänge oftmals mit den Abflugzeiten an den Flughäfen zusammen.
Warum die Iranerin letztlich nach Eichstätt kam, weiß auch Hermann Gimpl nicht, der Nürnberger Rechtsanwalt, der Zohreh Amini betreut. "Sie war ausreisepflichtig, das schon", sagt er. 2018 sei ihr Asylantrag abgelehnt worden, danach wäre der Fall an sich klar gewesen - wenn nicht die Ausländerbehörde am 23. Januar Amini vorgeladen hätte, um ihre Duldung zu verlängern. Gimpl: "Warum es sich die Behörde drei Wochen später anders überlegt hat - keine Ahnung." Gimpl versteht auch nicht, wie man die Iranerin in die Heimat schicken kann. Viel zu heikel wäre das, selbst wenn juristisch alles seine Ordnung hat. Zohreh Amini sei beim "Zentralrat der Ex-Muslime" engagiert und mithin gefährdet. Dieser Vereinigung hat der deutsche Verfassungsschutz eine signifikante Nähe zur iranischen Kommunismus-Bewegung zugeschrieben. Gegründet wurde sie unter anderem von der iranischen Frauenrechtlerin Mina Ahadi. Ihr Mann, mit dem sie politisch aktiv war, wurde 1980 hingerichtet, ihr gelang die Flucht. "Diese Szene beobachtet die iranische Botschaft sehr genau", sagt Rechtsanwalt Gimpl.
Bei der Fachgruppe Migration der Diakonie Hochfranken schüttelt man auch den Kopf. Zitat des Leiters Olaf Hofmeister: "Da haut es mir die Fragezeichen raus!" Bislang habe die Beratung nur eine Auskunft gegeben: In den Iran wird nicht abgeschoben. Das habe sich mit dem Fall Amini geändert. Hofmeister sieht hinter dieser "mehr als fragwürdigen Entscheidung" die zentrale Ausländerbehörde in Bayreuth. "Ihr Ziel ist es, abzuschieben - so hat sich die Behörde in Hof vorgestellt. Denen ist es wurscht, wen sie abschieben, Hauptsache sie erreichen ihre Zahlen", wettert Hofmeister.
Inzwischen ist man in der Lebenshilfe in Hof ratlos und erschüttert. Johannes Frisch will seiner Mitarbeiterin Zohreh Amini helfen. Und der Verlust der Kollegin trifft auch die Einrichtung: "Das reißt bei uns eine Lücke", sagt Frisch. Und er gibt sich Mühe, das Ganze zu verstehen, eine Logik kann er nicht erkennen. Schon gar nicht, wenn er an Zohreh Aminis inzwischen volljährigen Sohn denkt. "Er ist Schüler und er darf bleiben. Aber wer bezahlt jetzt seine Wohnung und seinen Unterhalt? Mit der Abschiebung seiner Mutter wird er zum Sozialfall."