Hof Die Volkshochschule entdeckt den Himmel

Kathrin Beier
Die Volkshochschule entdeckt den Himmel Quelle: Unbekannt

Die Stadt Hof, die VHS und die Sternwarte kooperieren jetzt miteinander. Zum Semesterauftakt hielt Astronautentrainerin Laura Winterling einen Vortrag.

 
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Hof - Die Volkshochschule Hofer Land schaut nicht nur nach vorn, sondern auch nach oben: Nach dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten in der Ludwigstraße 7 in Hof vor einem Jahr haben die Verantwortlichen der VHS Hofer Land, der Sternwarte Hof sowie der Stadt Hof am vergangenen Dienstag eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Damit hoffen Peter Nürmberger, Fachbereichsleiter Kultur der Stadt Hof, Alexander Greßmann, Fachbereichsleiter allgemeine Erwachsenenbildung der VHS Hofer Land, und Daniel Völkel vom Astroteam der Sternwarte Hof auf eine Win-win-Situation für alle Partner. Die Vorteile: Die Aktivitäten der Sternwarte werden in das Programm der VHS integriert und professionell beworben. Die VHS erweitert ihr Angebot mit dem Wissen des Astroteams und die Stadt Hof hat zwei kompetente Partner zusammengebracht.

Nicht nur in der Sternwarte geht es hoch hinaus: Vom Boden abheben können die Teilnehmer auch beim VHS-Kurs "Aerial Yoga", der laut Greßmann gut angenommen werde. Gleiches gelte für den neuen Salsa-Kurs. "Wir können wieder Präsenzkurse in allen Fachbereichen anbieten." Allerdings können pro Kurs acht bis 16 Menschen teilnehmen, je nach Platzangebot. Gleichzeitig habe man das Angebot um Online- Web-Seminare, wie Sprachkurse, erweitert. "Wichtig ist es uns aber auch weiterhin, neben dem Hauptsitz in Hof unsere Außenstellen im Landkreis zu stärken", betont Greßmann.

Gleich zum Semesterauftakt 2020/2021 griff man nach den Sternen: Die Astronautentrainerin, Speakerin und Unternehmerin Laura Winterling, die einst Alexander Gerst trainierte und jahrelang bei der Europäischen Weltraumorganisation ESA Astronauten ausbildete, hielt bei der VHS vor 25 Gästen den Vortrag "Vom All-Tag in den Alltag". Darin erläuterte die Fränkin den Umgang mit Isolation, Quarantäne und "Remote Working", dem flexiblen digitalen Arbeiten. All das, was viele Menschen in den vergangenen Monaten von heute auf morgen durch Corona ereilte, ist Trainingsprogramm für die Astronauten. Darauf werden sie jahrelang vorbereitet. Auch Laura Winterling kennt die Regeln, die Mechanismen und gibt sie derzeit in ihren Vorträgen und Seminaren weiter.

"In solchen extremen Situationen wird plötzlich alles reduziert. Wir überlegen: Was wollen wir? Was ist uns wichtig?", so Winterling. "Nur keine Panik" sei in dem Fall die Devise. Und noch etwas lernen die Astronauten: Dort oben in der ISS sitzen alle Teammitglieder in einem Boot, so wie alle Menschen eben auf der Erde. "Deshalb wäre es schön, wenn alle füreinander da sind, egal, was kommt."

Winterling erläuterte, warum es so wichtig ist, sich auch in Krisensituationen Freude und Fröhlichkeit zu bewahren. "Wir können uns doch glücklich schätzen. Wir haben die Testphase im Frühjahr schon einmal überstanden", scherzte Winterling. "Ich hoffe ja nicht, dass wir noch einmal in so eine Extremsituation kommen. Aber wenn, wissen wir wenigstens schon, was wir brauchen: Klopapier, Desinfektionsmittel, Masken …" Um konzentriert und mit Freude arbeiten zu können, sei es unabdingbar, den Körper in Form zu halten. Zweieinhalb Stunden Sport ist für Astronauten täglich ein Muss. "Sport ist wichtig und beflügelt."

Die ISS benötige im All eine Fläche so groß wie ein Fußballfeld. Vier bis sechs Astronauten arbeiten dann dort zusammen. Bis zu 10 000 Menschen bewerben sich auf diese Stellen, wollen ein halbes Jahr im All verbringen. Jedem Astronauten steht auf der Raumstation persönlicher Platz in der Größe einer Telefonzelle zu. "Dagegen hatten wir in unserer Quarantäne-Zeit im Frühjahr ja paradiesische Verhältnisse hier auf der Erde." Gleichzeitig mahnte sie, egal ob in Quarantäne oder auch sonst, zu einer guten Work-Life-Balance, dem Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit. Das sei enorm wichtig für die Leistungsfähigkeit und Gesundheit.

Laura Winterling nahm die Gäste mit zu einem der schönsten Momente ihres Arbeitslebens: dem Start einer Sojus-Rakete in der Wüste Kasachstans zur ISS. "Es ist unbeschreiblich. Gänsehaut-Feeling pur, wenn die Rakete mit 26 Millionen PS in den Himmel schießt." So könnte man sich auch im Alltag einen Antrieb schaffen: mit schönen Momenten, an die man sich in schweren Zeiten erinnert.

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