Naila Die zwaa senn Kult hoch zwei

Lucie Peetz
Fränkische Medizin gegen Stress: "Aweng bleed schaua" mit Gert Böhm (links) und Philipp Simon Goletz. Foto: Peetz

Der "Gerch" und der "Frankensima" laden ein zum "Gala-Abend des gepflegten Blödsinns". Das Publikum in Döbra ist von der gemeinsamen Bühnenshow begeistert.

 
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Döbra - Sie sind Kult, zusammen sind sie Kult hoch zwei: die fränkischen Unterhaltungskünstler und Autoren, "Gerch" alias Gert Böhm und der "Frankensima" Philipp Simon Goletz. Am Freitag standen der "Hofer Spaziergänger" und der Untersteinacher "Bayern 1-Barde" gemeinsam auf der Bühne. Zur Premiere der Show "Gala-Abend des gepflegten Blödsinns" hatten sie in den Saal des Gasthauses Synderhauf nach Döbra eingeladen. Mit fast 150 Zuschauern war der Abend ausverkauft.

Weitere Vorstellungen

4. August, 20 Uhr: Bauernhof-Museum, Kleinlosnitz

11. August, 20 Uhr: Erbschänke, Draisendorf

17. September, 17 Uhr: Meinels Tenne, Hof

12. November, 17 Uhr: Bürgerhaus, Weißenstadt.

Karten unter 09281/816228.

Abwechselnd präsentierten sie ihre komischen Geschichten, zusätzlich sorgte Philipp Simon Goletz am Akkordeon für musikalische Unterhaltung. Gert Böhm, ehemaliger Geschäftsführer der Frankenpost, schreibt seit 50 Jahren jede Woche eine "Gerch"-Geschichte: Über 2500 hat er bis heute verfasst. Die Auswahl seiner Programmhälfte muss dem passionierten Autoren schwer gefallen sein. "Diese Geschichte war erst vergangenen Samstag in der Zeitung", schmunzelte Böhm, bevor er "Verwechslung ban Spanferkel-Essen" zum Besten gab: Eine lustige, Geschichte, deren Vortrag gut in ein Traditionsgasthaus passt - sehr viel besser als "Die Sänger und ihr Schwammabrieh", aber schließlich trug sich jene Geschichte auch in der Oberpfalz zu, als der Gesangverein einen Ausflug wagte.

Böhm ist ein feiner Beobachter und webt seine dichten Texte rund um die kleinen Merkwürdigkeiten und Auffälligkeiten des Alltags. Er ist ein wenig politisch ("Die Anna und ihr Schbreißl"), aber nicht zu viel. Er ist ein wenig derb ("Erodigg underm Audo"), für die meisten gerade im rechten Maß. Seine Geschichten sind regional verankert ("Der Ochsnkopf hot's in sich"), aber im Grunde universell. Vor allem aber sind sie klug, wie "Aweng bleed schaua - die frängischa Medizin geecher Schdress": Böhm: "Man kann sich entspannt hinsetzen und die Welt an sich vorbeiziehen lassen. Des kost' nix und hilft gegen zu hohen Blutdruck und zu viel Cholesterin. Das ist die fränkische Variante des Meditierens, wie es die Yogi in Indien praktizieren."

Philipp Simon Goletz ist seit 1985 Berufsmusiker mit eigenem Tonstudio und Musikverlag, der für den Grandprix der Volksmusik schreibt, aber auch Hörspiele und Lieder für Kinder produziert. 1989 startete er seine Karriere als Komiker und Kabarettist, seit Ende der 1990er-Jahre auch unter dem Pseudonym "Frankensima".

"Der Gerch und der Frankensima" sind ein unschlagbares Team. Goletz bringt das Publikum zum Mitsingen, zu Beginn mit dem Frankenlied, am Ende des umjubelten Abends mit "Kein schöner Land in dieser Zeit". Dazwischen bietet er eigene Lieder, die eingefleischte Fans ebenfalls kennen. So besingt er "Drei in an Weggla" oder macht sich über die oft sexistische männliche Sichtweise lustig: Das Dekolleté der Verkäuferin der Hausmetzgerei habe ja schon fast eine eigene Postleitzahl.

"Jaja, da schausd', da schau'na her, jaja wir Franken wissen mehr", singt Goletz. Er und Gert Böhm streicheln das Ego der Oberfranken, und alle gehen glücklich nach Hause: Nicht nur "A wenig bleed schaua", auch Lachen ist gesund. Die humorvolle, hintersinnige und kurzweilige Show begeisterte die Zuhörer auf dem "fränkischen Mont Blanc" - das war fast schon ein "Original Upper Franconian Döbra Mountain Folk Festival". Karten für die weitere Auftritte gibt es bei der Frankenpost.

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