Dass dieses Unterfangen gelingen konnte, führt der Kantor - neben viel Werbung - vor allem auf den gehobenen Anspruch des Bachchors zurück. "Wir haben uns immer bemüht, qualitativ Ansprechendes, Hochwertiges anzubieten", führt Jürgen Kerz aus. Das ziehe Leute, die die musikalische Herausforderung suchen, an. Nicht umsonst singen in dem Ensemble auch Berufsmusiker mit, die als Kantoren für die umliegenden Gemeinden arbeiten. "Die Mitglieder kommen aus der gesamten Region - von Naila bis Bayreuth", berichtet der Chorleiter. Sie decken die ganze Altersspanne von Mitte 20 bis Mitte 70 ab. Sogar 13 Männer hat Kerz wieder zur Verfügung. Dennoch würde er sich sehr über "interessierte Jugendliche" freuen. "Sie sollten mal bei uns hineinschnuppern. Chorsingen als Hobby lohnt sich!", ermutigt er. "Wenn im Konzert die Trompeten, die Pauken und die Streicher einsetzen, das muss man erlebt haben!"
Apropos Pauken und Trompeten: Bei seinen Konzerten bäckt der Bachchor keine kleinen Brötchen, sondern wartet oft nicht nur mit Orchester, sondern auch mit hochklassigen Solisten auf. "Da fallen nicht selten hohe Gagen an", berichtet Jürgen Kerz. Daher obliegt die Finanzierung nicht dem Dekanat, sondern einem Förderverein. Dieser ermöglicht dem Ensemble durch Spenden und Mitgliedsbeiträge, seine ambitionierten Projekte möglichst frei umsetzen zu können. Das macht sich bezahlt: Im Jahr 2016 erhielt der Chor den Preis der Stiftung Bücher-Dieckmeyer, deren Ziel die Pflege der Kirchenmusik in Bayern ist. "Den Preis bekommen qualitativ besonders hochwertige Ensembles", erklärt der Chorleiter. "Deshalb hat es uns natürlich sehr beflügelt, als wir ihn erhalten haben."
Um ihr musikalisches Niveau zu halten, proben die Sänger intensiv. "Dabei geht es darum, das Werk nicht nur zu singen, sondern auch inhaltlich tiefer einzutauchen", erklärt Jürgen Kerz. Genau diese Erfahrung sei es auch, die die Mitglieder des Bachchors suchen. "Sie sind aufgeschlossen, hochmotiviert, kompetent und allesamt interessiert an der bestmöglichen musikalischen Gestaltung", lobt der Kantor. Zeit, um konzentriert zu proben, haben die Sänger etwa während der Probenwochenenden, an denen sich alle die Zeit nehmen, den Alltag hinter sich zu lassen und stattdessen ganz in der Musik und der Gemeinschaft aufzugehen. Beides pflegt der Chor auch während der regulären Proben, die immer donnerstags im evangelischen Gemeindehaus in Münchberg stattfinden. Oft geht es danach noch zusammen in die Pizzeria. Solche Erfahrungen sind es, die das Chorsingen auch für einen Berufsmusiker wie Jürgen Kerz ausmachen: "Erlebnisse in der Gruppe sind in einer Zeit, in der wir uns immer mehr zurückziehen, um uns mit dem Handy und anderen Medien zu beschäftigen, immer wichtig", gibt er zu bedenken.