Hof Ein Punkt und viel Know-how für Hof

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Komm, hol das Smartphone raus: Der geodätische Referenzpunkt am Bootsanleger am Untreusee soll Wanderern, Radlern und allen Interessierten als Orientierungshilfe dienen - auf einer Platte sind seine exakten, per Satellit gemessenen Koordinaten eingraviert. Jeder ist herzlich eingeladen, sein Smartphone oder GPS-Gerät auf der Platte abzulegen und die Differenz abzugleichen. Zur Einweihung gestern Nachmittag taten das, vorn von links, Vermessungsdirektor Lothar Sack, Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner, Dr. Klement Aringer, Präsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, und Landrat Dr. Oliver Bär. Foto: cp

Das Vermessungsamt stockt auf: 20 neue Mitarbeiter kommen im Rahmen der Behördenverlagerung nach Hof. Zudem spendiert das Amt eine neue Orientierungshilfe.

 
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Hof - Die vier Herren stehen keine eineinhalb Meter auseinander, als sie im Halbkreis den Granitblock betrachten - doch würden ihre Handys sicher etwas ganz anderes sagen. 50°17,1175' nördliche Breite,
11°54,6787' östliche Länge, 503,5 Meter über Normal Null: Das ist die exakte geografische Position des Felsblocks aus dem Höllental, der nahe dem Bootsanleger am Hofer Untreusee einen Platz bekommen hat. Die Handys in Händen der Herren dagegen würden, ein jedes nach seinem eigenen Navi, vermutlich etwas anderes anzeigen: Eine GPS-Positionierung auf dem Smartphone geht schon mal um fünf Meter daneben, wissen die Experten. Der geodätische Referenzpunkt, der vor einiger Zeit am Untreusee aufgestellt und jetzt eingeweiht wurde, soll jene Unschärfen beseitigen. Zur Einweihung gestern Nachmittag gehörte auch eine spannende Nachricht, wie es mit dem Vermessungsamt in Hof weitergeht.

"Im Rahmen der Behördenverlagerung werden wir 20 Arbeitsplätze nach Hof verlegen", sagte Dr. Klement Aringer, Präsident des Landesamts für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Die Fachleute würden zur Datengewinnung und zur Digitalisierung eingesetzt in einer Region, "in der man geodätisch viel machen kann". Derzeit sucht das Landesamt einen geeigneten Standort für die neuen Kräfte - in der Hofer Außenstelle des Vermessungsamts Wunsiedel am Klostertor sind 26 Mitarbeiter beschäftigt. Und die Behörde stockt auch im Nachbar-Landkreis richtig auf.

"In Wunsiedel entsteht gerade eines unserer Bayern-Labs, in denen wir modernste IT zeigen", erklärte Klement Aringer. Als einer von acht Standorten im Freistaat bekommt die Stadt ein Hightech-Labor mit der schnellsten Internetverbindung, die derzeit zu haben ist - als Plattform, auf der sich Firmen, Behörden und Schulen über neue digitale Trends, Produkte oder Projekte austauschen können, vom 3D-Druck bis zur Sicherheitssoftware. Das gehört mittlerweile zum Aufgabenspektrum des Amts, das vor drei Jahren von der klassischen Vermessungsbehörde zum Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung wurde - und das damit an einer der wichtigsten Infrastruktur-Aufgaben dieser Zeit mitwirkt: der Verbreitung des schnellen Internets im ganzen Freistaat. Dass die Behörde bei der Bewältigung dieser Aufgabe bislang ein ebenso wichtiger wie verlässlicher Mitspieler sei, betonten am Montag OB und Landrat gleichermaßen.

"Stadt und Landkreis sind Vorreiter in Sachen Breitbandausbau", sagte Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner. Und wenn es um den Bau jener Autobahnen der Zukunft gehe, arbeiteten die Kommunen eng mit dem Amt zusammen - die Frankenpost berichtete beispielsweise erst kürzlich über die Glasfaser-Verlegung in der Kulmbacher Straße. Doch nicht nur für die Verlegung von Kabeln seien genaue Standortbestimmungen nötig, betonte der OB: "Die lokalen Wandervereine digitalisieren gerade ihre Wegenetze, auch dafür braucht es genaue Koordinaten." Damit entstehe ein Mehrwert für alle, die die Region erkunden wollen, egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder bei Geocaching und Co. Der Landrat fand sogar noch eine Anwendungsmöglichkeit.

"Als Sohn eines Landwirts ist es für mich von klein auf wichtig gewesen, dass ich bis zum Feldrand ackere - aber nicht darüber hinaus." Mit dem neuen Referenzpunkt mache die Behörde ihre Arbeit noch mehr sichtbar: Der Ort solle gern auch Anlaufstelle für Schulklassen werden, wenn es im Unterricht um die Bestimmung von Positionen geht. Das sprach auch Vermessungsdirektor Lothar Sack an, Leiter des Wunsiedler Vermessungsamts.

Den Untreusee als attraktive Anlaufstelle habe man bewusst gewählt, auch, weil hier viele Rad- und Wanderwege zusammenlaufen. So könnten möglichst viele Menschen den Punkt anlaufen; und sich selbst exakt verorten auf dem Planeten. Der Stein - der 46., der im Freistaat eingeweiht wurde - spiegelt auch das Know-how des Landesamts wider: Weisen normale Navis oft eine Unschärfe von drei bis fünf Metern auf, sind die Messungen der Behörde auch durch 37 eigene Satelliten-Stationen auf bis zu einen Zentimeter genau.

In Wunsiedel entsteht gerade eines unserer Bayern-Labs mit modernster IT.

Dr. Klement Aringer,

Präsident Vermessungsamt

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