Hof Ein Stück Zukunft im Handel

Gibt‘s schon: die Hamburg-Box, wo Kunden Waren liefern oder zurücklegen lassen können, um sie später abzuholen. Der Vorschlag, der nun für Hof zur Debatte steht, soll aber noch einen Schritt weitergehen: Er könnte sowohl eine Service-Erweiterung für Hofer Kunden als auch ein Stück Klimaschutz sein. Nun läuft die Machbarkeitsstudie an, die zeigen soll, ob man den Versuch in Hof wagen kann. Foto: dpa

Lässt sich der Handel etwas klimaschonender machen und gleichzeitig mit mehr Service versehen? Die Logistikagentur sagt Ja - über ihren Vorschlag dürfen die Hofer nun abstimmen.

 
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Hof - Der Einzelhandel - nicht nur in Hof - hat ja jeden Tag ganz viele Möglichkeiten, seine Kunden zu enttäuschen. Es gibt die gewünschten Schuhe nicht in der benötigten Größe? Oder das Kleid nicht in der präferierten Farbei? Da machen die einen Kunden auf dem Absatz kehrt und bestellen im Internet, die anderen lassen es sich vom Hofer Händler besorgen und fahren erneut in die Stadt, um es abzuholen. "In jedem Fall ist das eine Vergeudung von Ressourcen - und bei einer der Lösungen auch noch ein Verlust für den Hofer Handel", erklärt Andreas Weinrich, Geschäftsführer der Logistikagentur Oberfranken. In Zusammenarbeit mit der Stadt Hof hat er sich einen Ansatz überlegt, der beide Probleme lösen könnte. Der Vorschlag steht nun öffentlich zur Debatte.

Die Idee: Ein leer stehender Laden ganz zentral in der Hofer Innenstadt soll zur begehbaren Paketstation ausgebaut werden. Dieses sogenannte Mikro-Depot soll Dreh- und Angelpunkt für die verschiedenen Akteure werden, die beim Einkaufen in Hof eine Rolle spielen. Die Hofer Händler könnten hierhin Ware liefern, die sie für ihre Kunden nachbestellt haben. Oder, die ihre Kunden sich für den weiteren Einkaufsbummel vorerst zurücklegen lassen wollen. Hierher könnten aber auch die gängigen Paketdienste bestimmte Pakete schicken: "Im Laden soll es eine Umkleidekabine und beispielsweise eine Kaffeemaschine geben, sodass Kunden ihre Ware hier in Ruhe anprobieren können", berichtet Andreas Weinrich. Zurechtgelegtes Verpackungsmaterial könnte benutzt werden, um das Ganze gleich zurückschicken zu können, falls es nicht gefällt oder passt. Und ein Lieferservice per Lastenrad könnte bestimmte Waren auf Wunsch sogar in die Heime im Hofer Stadtgebiet bringen.

Der Ansatz hinter dem Ganzen: "Wir überlegen, wie sich ohnehin vorhandene Ressourcen gemeinsam nutzen lassen", betont Andreas Weinrich. Die Station, so wie sie gedacht ist, wäre 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche zugänglich für Kunden, für Händler und Lieferdienste - der Einlass wird über einen Code auf dem Smartphone geregelt. "Das wäre demnach eine indirekte Erweiterung der Ladenöffnungszeiten der Hofer Läden", betont Weinrich. So hat er bereits begonnen, bei den Händlern nachzufragen, ob und wie sie sich an der Nutzung eines derartigen Services beteiligen würden. Nun beginnt eine breiter angelegte Befragung. Was in den nächsten Monaten passieren wird - und was gefördert wird - ist die Machbarkeitsstudie zum Thema. Als Grundlagenforschung zur Frage, ob es am Ende angegangen werden könnte.

Das Hofer Stadtmarketing hilft der Stadt und ihm dabei, die Befragungen auf breitere Füße zu stellen. Es gab bereits Informationen für den Stadtrat, auch auf den Weihnachtskarten des Stadtmarketings wird auf die Umfrage hingewiesen werden. Sie ist seit diesen Tagen online auszufüllen: siehe Link am Ende des Artikels.

Bis zum 10. Januar können sich Interessierte an der kurzen Umfrage zum eigenen Einkaufsverhalten und zur potenziellen Nutzung des genannten Vorschlags beteiligen. Die Auswertung wird noch bis März in Anspruch nehmen. "Wir betreiben das Ganze als Studie, die gefördert wird vom Bundesministerium für Digitalisierung", erklärt Andreas Weinrich. Die Stadt hatte sich um Fördermittel beworben und hat sie - in Höhe von gut 37 000 Euro - bewilligt bekommen. Bislang umfasst das Förderprojekt lediglich die Analyse, ob ein solches Angebot überhaupt Nutzer in Hof fände. "Die Hoffnung liegt natürlich nahe, dass ein Anschlussprojekt gefördert werden würde, wenn sich nachweislich viele Interessenten fänden", erklärt Weinrich. Und betont: "In deutschen Großstädten gibt es ja bereits Paketstationen, und es gibt schon Lieferdienste mit Lastenrädern. Eine derart enge digitale Verzahnung, wie sie uns vorschwebt, ist aber absolutes Neuland."

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