Hof Einzelhändler gehen in die Werbeoffensive

Laura Schmidt

Eine Aktionswoche soll die Marke "Heimatladen" bekannter machen. Einzelhändler bemerken schon jetzt die positiven Effekte des Projekts.

 
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Landkreis - Das Projekt "Heimatladen" hat sich große Ziele gesetzt: Es soll dem Online-Handel etwas entgegensetzen, indem es potenzielle Kunden auf die Einzelhändler vor Ort aufmerksam macht. Es ist bereits im November 2016 in Zusammenarbeit von Landkreis und Werbegemeinschaften entstanden, doch noch ist es vielen Kunden unbekannt. Eine Aktionswoche soll das nun jedoch ändern.

Die Marke "Heimatladen": Was bisher geschah

November 2016: Das Projekt startet. Der Landkreis Hof ruft zusammen mit den Einzelhändlern der Werbegemeinschaften Naila, Helmbrechts und Münchberg den "Heimatladen" ins Leben. Das Logo entwickelt die Fachschule für Design aus Selb.

Dezember 2016: Die ersten "Heimatladen"-Facebookseiten starten.

Februar 2017: Die gemeinsame Internetseite geht online.

Erreichbar ist sie unter

www.heimatladen.bayern

März/April 2017: Die Werbegemeinschaften Rehau und Schwarzenbach an der Saale kommen hinzu.

Februar 2018: In vier Workshops zusammen mit dem Digitalen Gründerzentrum "Einstein1" lernen Einzelhändler die Grundzüge von Facebook, Google MyBusiness, Bildbearbeitung und einer attraktiven Internetseite kennen.

März/April 2018: Um das Projekt bekannter zu machen, gibt es eine Plakataktion und eine Aktionswoche.

Der Fokus des "Heimatladens" liegt darauf, die Einzelhändler online und offline sichtbar zu machen. Online durch eine gemeinsame Internetseite und die Facebook-Auftritte der Werbevereine, offline durch das "Heimatladen"-Logo, das auf die regionalen Händler hinweist.

Ein Mitglied der ersten Stunde war Carola Robert, ehemalige Inhaberin der Schmuckwerkstatt in Helmbrechts. "Es gab die Idee bereits vorher in den Werbegemeinschaften. Aber schon rein finanziell hätte es ohne die Unterstützung des Landratsamtes nicht funktioniert", berichtet sie. Und auch wenn sie ihren Helmbrechtser Laden Anfang des Jahres aufgeben musste, steht sie voll hinter dem Projekt: "Ich finde es wichtig, dass man heimische Läden unterstützt. Denn sie bieten nicht nur Qualität, sondern beleben auch die Innenstädte." Denn seien diese erst einmal leer, werde auch kein neuer Laden mehr aufmachen. "Wenn durch den Heimatladen Menschen auch nur einen Teil ihrer Einkäufe beim regionalen Händler tätigen, ist das schon ein Gewinn", findet die Helmbrechtserin.

Auch Rüdiger Ziehr, Inhaber von Leder Ziehr in Naila, ist von Anfang an beim "Heimatladen" dabei. "Ich finde es super, dass man etwas über Stadt- und Ortsgrenzen hinweg tut", sagt er. Zudem sei die Website modern und mache etwas her. Wie die Kunden das Projekt Heimatladen finden, könne er aber nicht beurteilen.

Die Verantwortlichen des Landratsamtes, allen voran Wirtschaftsförderer Klaus Gruber, sind insgesamt zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Projekts: "Die steigende Anzahl an ‚Heimatläden‘ zeigt das Interesse der Einzelhändler am Projekt", erklärt er. Eine Workshop-Reihe für Einzelhändler, zusammen mit dem Digitalen Gründerzentrum "Einstein1", im vergangenen Jahr habe zudem gezeigt, dass viele Einzelhändler Unterstützung beim Umgang mit Facebook, Google und Co gerne in Anspruch nähmen.

Einen Schwachpunkt sehen aber Ziehr, Robert und Gruber: Das Projekt wurde bisher zu wenig beworben. "Aber jetzt wird es verstärkt nach außen getragen. Die Aktionswoche wird jeder mitkriegen", betont Ziehr. Klaus Gruber erklärt: "Das Projekt war bei den Kunden bisher nicht in dem Ausmaß bekannt, wie wir uns das wünschen würden. In diesem Jahr setzen wir mit der Aktionswoche und einer Plakataktion bewusst einen Schwerpunkt, um die Marke ‚Heimatladen‘ beim Kunden noch bekannter zu machen und ein noch höheres Bewusstsein für den Einkauf vor Ort zu schaffen."

Michael Winterling aus Rehau, Inhaber des Geschäfts "Winterling" für Schreibwaren, Bücher und Geschenkartikel, will im Zuge des Projekts "Heimatladen" auf allen Kanälen aktiv sein. "Damit die Bevölkerung auch weiß, dass es uns gibt." Und so versucht er, etwa einmal in der Woche etwas auf der Facebook-Seite der Werbegemeinschaft zu posten. Er freut sich über die gute Organisation und die Unterstützung durch das Landratsamt. Allerdings gebe es Optimierungsbedarf: Wenn man ein Produkt auf der Website suche, müsse man es gleich finden können. "Ich verstehe, dass es schwierig ist, mehrere Systeme zu verbinden - aber für eine Produktsuche wäre es schon gut, das zu tun - zumindest für Standard-Artikel."

Susanne Lange, Inhaberin von "Schöner schenken, leben und wohnen" in Schwarzenbach an der Saale, kann sich mit der Marke "Heimatladen" identifizieren: "‚Heimatladen" verkörpert für mich den kleinen Einzelhandel. Der Chef steht noch selber im Laden, kennt seine Kunden und pflegt auch den persönlichen Kontakt zu ihnen. Da denke ich, passe ich perfekt zum Projekt."

Verbesserungsbedarf sieht allerdings auch sie: "Die Infoabende zu den Themen Internet, Facebook und Bildbearbeitung waren informativ gut, bei mir persönlich hätte es allerdings etwas mehr Tiefe benötigt. Im Vortrag setzt sich alles ganz easy um, beim Selbstversuch bin ich gescheitert", gibt Lange zu. Zudem könne man den Dialog zwischen Einzelhändlern und Landratsamt intensiver gestalten.

Abschließend können alle vier befragten Händler die Teilnahme am Heimatladen-Projekt nur weiterempfehlen. "Es ist eigentlich ein Geschenk, das jeder nutzen sollte. Und je mehr dabei sind, desto besser ist es. Denn so hat man mehr Leute mit guten Ideen", findet beispielsweise Carola Robert.

Und in Zukunft? "Die nächste Aktion wird sein, die ‚Heimatladen’-Facebookseiten zusammenzuführen", kündigt die Helmbrechtserin an. Der gemeinsame Auftritt sei wichtig. Klaus Gruber bestätigt, dass man nach einer Möglichkeit suche, das Engagement der Werbegemeinschaften und das von ‚Heimatläden‘, die nicht in Werbegemeinschaften organisiert sind, zu verknüpfen. Eine ‚Heimatladen’-App sei aber derzeit nicht geplant - die Webseite sei auf allen Geräten auch so gut sichtbar.

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