Hof Erste Großreparatur nach 23 Jahren

Blick von der Bühne in den Zuschauerraum: Seit der Eröffnung des Theaters im Jahr 1994 hat sich an der Technik so gut wie nichts geändert. Quelle: Unbekannt

Der Stadtrat ebnet den Weg für die Sanierung des Theaters. Lang ist die Liste der Mängel - die Stadt ist zum Handeln gezwungen. Die Räte erkennen aber auch eine Chance.

 
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Hof - Nur selten ist sich der Hofer Stadtrat in einer dreistündigen Sitzung am Montagabend einig gewesen. Über die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Hindenburgs, den Haushalt 2017 und den Bebauungsplan für das Biedermeierviertel gab es viel Streit. Doch hinter dem Theater stehen ausnahmslos alle Räte: Sie fassten einstimmig den Grundsatz-Beschluss für die Generalsanierung der technischen Anlagen. Weder an den Plänen noch an der Bauzeit noch an den Kosten von zwölf Millionen Euro kam Kritik auf. Zu offensichtlich sind die Mängel, die im Drei-Sparten-Haus an der Kulmbacher Straße nach 23 Jahren Dauerbetrieb auftreten.

So wird denn die groß angelegte Reparatur ein Zehn-Punkte-Programm, das sowohl großes Haus als auch Studio umfasst. Kulturamtsleiter Peter Nürmberger schilderte die Probleme in klaren Worten am Beispiel der Bühnentechnik: "Die Lebenszeit der Bauteile ist erreicht." Der Tüv werde Teile der Obermaschinerie nicht mehr genehmigen. Fehlerhäufigkeit und Ausfallzeiten nähmen zu. "Es gibt Tage, an denen man nicht weiß, ob die Vorstellung wie geplant stattfinden kann." Gelegentlich habe die Regie schon kurzfristig improvisieren müssen. Die Bühnenmaschinerie macht in der Kostenschätzung den größten Posten aus - 3,149 Millionen Euro.

Die Scheinwerfer aus dem Jahr 1994 entsprechen laut Nürmberger nicht dem Stand der Technik. Ein Fünftel der Beleuchtungsanlage funktioniert nicht mehr. Es sind keine Ersatzteile verfügbar. Mit mehr als zwei Millionen Euro schlägt die Beleuchtung von großem Haus und Studio zu Buche. Veraltet ist auch die Mess-, Steuer- und Regeltechnik: Es hapert an der Heizung und der Lüftung. 1,3 Millionen Euro sind für die Sanierung nötig.

"Wir müssen reagieren, um unser Kulturangebot aufrechtzuerhalten", sagte CSU-Fraktionschef Wolfgang Fleischer. Nach 50 000 Betriebsstunden sei die Technik total verschlissen. "Stimmen wir heute nicht zu, wird uns der Tüv das Haus zusperren", betonte Christian Herpich, CSU. Es gehe um den Erhalt des Theaters. Eine Generalsanierung in 33 Wochen zu vollenden, nannte er ein "sportliches Ziel". Ingrid Schrader, CSU, stellte fest: "Es darf während der Bauzeit nicht zu Qualitätsverlusten und Einschränkungen kommen." Das Einzige, woran sich die CSU-Fraktion störte, war die Exklusiv-Berichterstattung der Frankenpost in der vergangenen Woche, die sich auf offizielle Informationen der Verantwortlichen gestützt hatte. Lieber hätten es die Räte gesehen, wenn das Thema zunächst nicht öffentlich geblieben wäre.

Dr. Jürgen Adelt, Vorsitzender der Stadtrats-SPD, erkannte einen Unterschied zu anderen Grundsatz-Beschlüssen, die oft keinen Zeitdruck erzeugten: "Diesmal müssen der Absichtserklärung auch Taten folgen." Zwar müsse das Theater während der Sanierung schließen - aber "Theater wird natürlich weitergespielt, nur woanders". Damit sei die Chance verbunden, neue Zuschauer zu gewinnen, ergänzte Joachim Dumann, FAB. "Wir stehen voll und ganz hinter dem Theater."

Nach der Generalsanierung könne das Theater wieder zukunftsfähige Arbeitsplätze bieten, sagte Dr. Klaus Schrader, Grüne. Es sei "eine Riesen-Herausforderung", auch an Ausweich-Spielstätten weiterhin ein attraktives Programm zu bieten.

Gut zu wissen

Die Stadt hat grobe Kostenschätzungen angefordert - vom Büro Bühnenplanung Walter Kottke für die Bühnentechnik und vom Ingenieurbüro Karl Müller für die Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Unterm Strich steht als Netto-Gesamtsumme 10,031 Millionen Euro. Mit Mehrwertsteuer kommt man auf 11,937 Millionen Euro. Ausgaben, die für Ersatzspielstätten anfallen, sind noch nicht berücksichtigt.

Die Stadt erwartet einen Zuschuss aus Mitteln des Finanzausgleichs. 80 Prozent der förderfähigen Kosten würde der Staat übernehmen - das sind nach derzeitiger Schätzung neun Millionen Euro.

Mit dem Grundsatz-Beschluss hat der Stadtrat der Verwaltung den Auftrag erteilt, einen Förderantrag bei der Regierung von Oberfranken zu stellen. Weitere Förderquellen werden geprüft.

Der Stadtrat hat sich für einen straffen Zeitplan ausgesprochen. Geplant ist eine Generalsanierung in 33 Wochen in Folge. Wenn das Theater im kommenden Jahr in die Sommerpause geht, sollen die Arbeiten beginnen. Voraussichtliche Fertigstellung ist im Frühjahr 2019. Die Alternative wäre gewesen, die Sanierung auf die Jahre 2018 bis 2020 zu strecken - und weitgehend die Wochen ohne Spielplan zu nutzen.

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