Hof
Fichtner stößt Ideologie-Debatte an
Die aktuelle Sitzung ist geprägt von redefreudigen Räten und manch allgemeiner Anmerkung.

Hof - Noch viermal tagt der Hofer Stadtrat vor der Kommunalwahl am 15. März. "Das werden wir auch noch überleben", sagt Oberbürgermeister Harald Fichtner am Montagabend mit einem Anflug von Resignation. Da ist die Zeit schon weit fortgeschritten. Am Ende werden zwölf Tagesordnungspunkte zwei Stunden in Anspruch genommen haben. Und das Wort Ideologie ist nicht nur einmal gefallen.
Gut 60 angehende Beamten der Verwaltungs-Hochschule haben einiges auszuwerten. Gemeinsam mit dem Dozenten Rüdiger Neubauer verfolgen sie, wie es in einer Stadtratssitzung zugeht. "Wir sollten heute ein Vorbild in Sachen Disziplin sein", mahnt der OB zu Beginn. Und mangelnde Disziplin kann man den Räten in der Tat nicht vorwerfen: Selbst während des Verlesens vierseitiger Sitzungsvorlagen ist es ruhig im Rathaussaal. Nur die Nachrichten-Töne einzelner Handys einzelner Stadtratsmitglieder unterbrechen kurz die Stille. Das sonst oft übliche Gemurmel unterbleibt.
Und doch zeigen sich die Stadträte redefreudig. Schon beim ersten größeren Thema - dem Wohnbauprojekt an den Saaleauen - melden sich neben Sprechern der drei Fraktionen auch drei aus der letzten Reihe zu Wort. Davon gehören zwei eigentlich zu einer Ausschussgemeinschaft, sind aber offensichtlich nicht immer einer Meinung. So lobt Klaus Schrader, Platz vier der Stadtratsliste der Grünen, die Belebung der Saaleauen. Thomas Etzel, 2012 OB-Kandidat der Linken, zieht das Vorhaben dagegen in Zweifel; es wirke auf ihn wie "ein Quartier für privilegierte Menschen". Hinzu kommt noch die ehemalige Grüne Christine Schoerner, die das "zukunftsweisende Projekt" preist. Von der Partei- und Ausschussgemeinschafts-Freien weiß man bis dato noch nicht, ob sie wieder kandidieren wird.
Auch zum Baugebiet am Rosenbühl kommen Wortmeldungen von dem Trio. Ebenso hebt Thomas Etzel die Hand, als es um das Parkdeck in der Ludwigstraße geht: "Es gibt anderslautende Gutachten", sagt er. Demnach könnte man die Reste der Stadtmauer dennoch erhalten. Da platzt Fichtner der Kragen: "Wenn ich Ihre letzten drei Beiträge zusammenfasse, schließe ich daraus: Machen wir die Stadt zu." Klaus Schrader stichelt weiter: Ihn beschleiche das Gefühl, das Parkdeck sei "die Mitgift für den Einstieg der Stadt in die VHS Hofer Land". An dieser Stelle sieht Fichtner die Diskussion "zum Teil ideologisch überfrachtet".
Nächstes Thema: der autofreie Sonntag, ein Antrag von Thomas Etzel. Der hebt zum Anti-Automobil-Appell an: "54 Millionen Menschen haben schon ihr Leben auf den Straßen gelassen." Der Rathauschef unterbricht ihn: "Hören Sie auf, in diesem Haus ständig Ideologie zu machen!" Er verstehe den Linken-Rat nicht. "Mein Ziel ist es, die Bevölkerung für so eine Aktion mitzunehmen." Als Felix Lockenvitz (CSU) davor warnt, einen "Kulturkampf gegen das Auto" zu führen, kommen prompt die Zwischenrufe aus der letzten Reihe: "Ideologie!"
In den Gesprächen unter Räten und Zuhörern nach der Sitzung ist hingegen häufig ein anderes Wort zu vernehmen: "Wahlkampf!"
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Veröffentlicht am:
23. 10. 2019
19:02 Uhr