Hof Gänsehaut pur

Ein Lebensretter: Polizist Tommy Müller am Einsatzort am Untreusee. Foto: Ertel

Ein Polizist zieht einen Mann aus dem eiskalten Untreusee und rettet ihm damit das Leben.

 
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Hof - Tommy Müller ist ein Vorbild für seinen sechsjährigen Sohn. Denn der Polizeihauptkommissar hat das Leben eines Menschen gerettet. Er zog einen Mann, der kurz zuvor mit seinem Auto in den Hofer Untreusee gefahren war, aus dem eisigen Wasser. "Das war ein einmaliger Einsatz", erinnert sich Tommy Müller.

Der 33-jährige Polizist und sein Kollege waren in der Nacht zum 7. Dezember gerade von einem Einsatz zurück zum Revier unterwegs, als sie kurz nach 1 Uhr die kuriose Nachricht per Funk erreichte: Ein Mann soll mit seinem Auto in den Untreusee gefahren sein. Die Beamten hielten die Mitteilung erst für einen Scherz. "Aber wir sind sofort hingefahren", erzählt Müller.

Einige Tage später sieht sich der Polizist den Einsatzort bei Tageslicht an. Strahlend weißer Neuschnee bedeckt das Ufer, und die Wasseroberfläche schimmert im Sonnenschein - "ganz anders als in der Nacht, als es bitterkalt und feucht war". Außer einer Plastik-Absperrung, die das kaputte hölzerne Tor zum Steg notdürftig verdeckt, deutet nichts mehr auf den Vorfall vor zwei Wochen hin. In dieser Nacht hatte ein 28-jähriger Hofer das Tor mit seinem Auto durchbrochen, bevor er über den 20 Meter langen Steg fuhr und in den See flog.

Vermutlich aus Liebeskummer hatte der junge Mann sein Fahrzeug in den Untreusee gelenkt. Zuvor hatte er sich offenbar mit seiner Freundin gestritten, die die Polizei über sein Vorhaben informierte. Nachdem er im Wasser gelandet war, konnte sich der 28-Jährige selbst aus dem Auto befreien.

Als die beiden Polizisten am See eintrafen, bot sich ihnen ein seltsames Bild: "Wir sahen zwei Lichtkegel unter Wasser. Dann bemerkte ich eine Boje, an der ein Mann hing." Der 28-Jährige zitterte und konnte sich kaum artikulieren. Er würde es vermutlich nicht alleine zum Ufer schaffen, dachte Müller und entschied sich, ins 3,5 Grad kalte Wasser zu steigen. "Der Mann ist losgeschwommen und ich kam ihm entgegen." Vollständig bekleidet - mit Schuhen und Schutzweste - ging Müller bis zur Hüfte ins Wasser hinein, packte den Mann am Arm und zog ihn ans Ufer. " Er war unterkühlt und stocksteif. Seine Lippen waren ganz blau." Dabei sei er nur etwa fünf Minuten im Wasser gewesen. "Aber der Alkohol tut wohl sein Übriges."

Der Mann hatte 1,6 Promille im Blut. Trotzdem hat er es geschafft, den nur 1,6 Meter breiten Steg bis zum Ende zu durchfahren. "Nüchtern geht das wahrscheinlich nicht", scherzt Müller.

Nach dem Einsatz steckte der Polizist etwa eine Dreiviertelstunde lang in seiner nassen Kleidung. "Im Wasser fand ich es gar nicht so kalt. Ich stand wohl unter Adrenalin. Dann wurde es aber immer unangenehmer." Erst nach der Blutentnahme im Krankenhaus, bei der Müller als Zeuge dabei sein musste, konnte er sich in der Dienststelle umziehen.

Eine Erkältung bekam er trotzdem nicht. Dafür einen Präsentkorb und einen Gutschein für die Therme von der Kreiswasserwacht, zum Dank für seinen Einsatz. Obendrauf gab es einen guten Ratschlag: "Wenn man einen Menschen aus dem Wasser retten will, sollte man ein Hilfsmittel dabei haben, an dem sich derjenige festhalten kann", sagt Müller.

Denn eine solche Situation kann gefährlich werden, wie Müllers Kollege, Polizeisprecher Mirko Mutterer, erläutert: "Als Helfender weiß man oft nicht, wie etwa ein Ertrinkender reagiert - er könnte sich an den Helfer klammern." Deshalb sei auch nicht jeder Kollege für so eine Tat in der Lage: "Man muss körperlich fit sein." Denn ein Polizist sei zwar verpflichtet, zu helfen. "Aber ob er sich in Lebensgefahr begibt - in ein brennendes Haus oder in eiskaltes Wasser - entscheidet er immer selbst", erklärt Mutterer.

Nach der Aufregung kehrt aber erst mal Ruhe in Tommy Müllers Leben ein: "Ich habe jetzt zwei Wochen Urlaub und freue mich darauf, die Zeit mit meinem Sohn zu verbringen."

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