Hof Gewerkschaft kritisiert Lohn-Drückerei

Schöner Beruf, aber oft schlecht bezahlt: In der Floristik müssen sich viele Beschäftigte mit Mini-Löhnen begnügen, die bei Weitem nicht zum Familienunterhalt reichen, kritisiert die IG Bau. Foto: IG Bau

11 300 Menschen in Stadt und Landkreis Hof arbeiten nach Angaben der IG Bau zum Niedriglohn. Besonders in der Landwirtschaft, der Gebäudereinigung und der Floristik werde zu wenig gezahlt.

 
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Hof - 40 Stunden Arbeit pro Woche und trotzdem bleibt es klamm im Portemonnaie: Aktuell arbeiten im Landkreis Hof 28 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten im Niedriglohnsektor. Insgesamt rund 6900 Menschen erzielen trotz voller Stundenzahl ein Einkommen unterhalb der amtlichen Niedriglohnschwelle von derzeit 2350 Euro brutto im Monat (Wert für Westdeutschland). In der Stadt Hof sind es 4400 Vollzeit-Beschäftigte und damit 30 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten. Darauf hat die Gewerkschaft IG Bau in einer Pressemitteilung hingewiesen.

Die Zahlen gehen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag hervor. "Dass selbst eine Vollzeitstelle häufig nicht ausreicht, um finanziell halbwegs abgesichert zu sein, ist alarmierend", sagt Gerald Nicklas, Bezirksvorsitzender der IG Bau Oberfranken.

In der Region zählten unter anderem die Landwirtschaft, die Gebäudereinigung und die Floristik zu den Branchen, in denen besonders wenig gezahlt werde. Grund dafür sei auch die schwindende Tarifbindung. "Es droht eine immer tiefere Spaltung des Arbeitsmarktes", warnt Nicklas.

Diese werde durch die Corona-Pandemie teils verschärft: Beschäftigte im Handwerk könnten nur selten Homeoffice machen. Wegen hoher Mieten in den Städten müssten sie zudem oft weite Pendelwege in Kauf nehmen. Der Gewerkschafter Gerald Nicklas ruft die Unternehmen im Landkreis deshalb dazu auf, sich zu Mitbestimmung und Tarifautonomie zu bekennen: "Die Sozialpartnerschaft ist ein Erfolgsmodell, das den Beschäftigten - und den Betrieben - über Jahrzehnte wachsenden Wohlstand beschert hat. Sie darf nicht unter die Räder kommen."

Nach Untersuchungen der Hans-Böckler-Stiftung profitierten davon auch die Firmen. In tarifgebundenen Unternehmen steige die Produktivität, Mitarbeiter seien motivierter. "Aber auch die Politik ist am Zug. Sie sollte mehr für die Tarifbindung tun", erklärt Nicklas und nennt das Beispiel des Maler- und Lackiererhandwerks: Dort haben Gesellen Anspruch auf einen tariflichen Mindestlohn von 13,50 Euro pro Stunde. Diese Lohnuntergrenze wurde von der Politik für die ganze Branche zur Pflicht gemacht.

Zum Vergleich: Der gesetzliche Mindestlohn liegt aktuell bei 9,35 Euro pro Stunde. "Klar ist auch: Je mehr Menschen sich in den Gewerkschaften engagieren, desto mehr lässt sich gegenüber den Arbeitgebern herausholen", sagt Nicklas. red

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