Schwarzenbach an der Saale Gospelsongs in goldiger Gemeinschaft

Die Sänger des Schwarzenbacher Gospelchors verstehen sich prima. Die Musik gibt ihnen Kraft für den Alltag. Sogar in der Münchner Olympiahalle sind sie schon aufgetreten.

 
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Schwarzenbach an der Saale - Michaela Kerz findet: "Gospel kann einen Menschen tragen." Die Leiterin des Schwarzenbacher Gospelchors ist davon überzeugt, dass jener Musik, die Afroamerikaner einst mit dem Ziel, Gott zu preisen, unter Einflüssen aus Blues und Jazz prägten, eine besondere Kraft innewohnt. Sie swingt, sie groovt und sie gibt Hoffnung. "Sie kann den Menschen helfen, wenn es ihnen nicht gut geht, wenn zum Beispiel die Mutter gestorben ist", schwärmt Kerz.

Hochfranken singt

Mit der Aktion "Hochfranken singt - eine Region erklingt" möchte die Frankenpost das Kulturgut des Chorgesangs fördern. Deshalb hat sie alle Chöre von Schwarzenbach am Wald bis Hohenberg an der Eger, von Berg bis Marktredwitz dazu aufgerufen, sich zu bewerben. Aus 40 Einsendungen hat eine Jury die besten ausgewählt. Die Gewinnerchöre dürfen Aufnahmen im Tonstudio machen und sind damit auf einer CD vertrerten. Außerdem winken Auftritte beim

"Ersten Hochfränkischen Chorfestival". Es findet statt am 18. November im Festsaal der Freiheitshalle Hof (17 Uhr), am 28. November im Rosenthaltheater Selb (19 Uhr) und am 5. Dezember in der Stadtkirche Münchberg (19 Uhr).

Der Gospelchor gehört zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Schwarzenbach an der Saale. Die ist der Arbeitgeber der Kirchenmusikerin: Seit dem Jahr 2013 hat sie die Stelle der Kantorin inne, spielt also auch im Gottesdienst die Orgel, leitet den Kirchenchor und den Kinderchor. Im Jahr 2004 hatte die damalige Kantorin Caroline Schmeckenbecher den Gospelchor gegründet. Dessen fetzige Musik kam an bei den Schwarzenbachern. Deshalb besteht das Ensemble heute aus 23 Mitgliedern im Alter von Mitte 20 bis Mitte 70. Nur ein paar mehr Männer würde sich Michaela Kerz wünschen: "Da haben wir momentan nur vier."

Besonders die Geselligkeit mache ihre Sängerinnen und Sänger aus, berichtet die Chorleiterin: "Das sind alles richtig liebe Menschen. Die sind alle so goldig miteinander. Wenn es jemandem schlecht geht, dann kümmern sich die anderen wie selbstverständlich um diese Person. Zum Geburtstag gibt man sich gegenseitig einen Sekt aus." Der Chor sei in den vergangenen Jahren als Gruppe "richtig zusammengewachsen". Singen, das sei im Grunde etwas Persönliches, sagt Michaela Kerz. "Deshalb muss in einem Chor erstmal die Chemie passen. Aber wenn sie passt, dann entstehen ganz viele Gänsehautmomente." Bei den Chorproben - dienstags um 20.15 Uhr im Gemeindehaus - seien regelmäßig alle anwesend. "Wenn da jemand fehlt, dann hat der was", sagt die Chorleiterin. Auch auf sie übertrage sich "die Freude an dieser ganz speziellen Musik", die ihre Sänger empfänden.

So soll es auch den Zuhörern gehen - egal, ob der Chor im Gottesdienst, bei einem Fest, einer Trauung oder einer Taufe singt. Denn das Ensemble möchte der Gesellschaft etwas zurückgeben, das über die Musik hinausgeht. Deshalb ist es etwa im Zuge der Aktion "Gospel für eine gerechtere Welt" in einem Edeka-Markt aufgetreten. In der Schwarzenbacher Gumbertuskirche gestaltet es die sogenannten Oasen-Gottesdienste mit. Das sind Gottesdienste, die zwei- oder dreimal im Jahr stattfinden und Erwachsenen wie Kindern die Möglichkeit geben, ihren Glauben in freier Form auszuleben, Kraft zu tanken und sich zu besinnen. Auch eigene Konzerte hat es in dem Gotteshaus bereits gestaltet: etwa ein Konzert zum zehnten Jubiläum im Jahr 2014.

Natürlich stehen in erster Linie Gospelsongs auf dem Programm - dennoch schaut der Chor auch über den Tellerrand. "Mir ist es wichtig, dass sich die Sänger mit mehreren Stilen beschäftigen", berichtet Michaela Kerz. Deshalb gehören auch Popsongs, etwa Leonard Cohens "Hallelujah" oder Sarah Connors "Music is the Key", zum Programm. "Ich könnte mir mit diesem Chor sogar vorstellen, einmal ein reines Pop-Konzert zu geben", sagt die Chorleiterin, die mit ihrem Ensemble im nächsten Jahr wieder ein eigenes Konzert auf die Beine stellen möchte.

Offen dafür wären die Sänger sicherlich. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass sie auf Kerz' Vorschlag hin Neuland betreten: Im vergangenen Jahr, das die evangelische Kirche ganz dem 500. Reformationsjubiläum widmete, wagte sich der Schwarzenbacher Gospelchor an das Pop-Oratorium "Luther" des deutschen Komponisten, Musikproduzenten und Arrangeurs Dieter Falk - ein Großprojekt in der Münchner Olympiahalle mit insgesamt 2000 Sängern, dazu Solisten, Band und Orchester. "Das war ein echtes Erlebnis, in dieser riesigen, ausverkauften Halle zu singen", berichtet Kerz. "Das hat uns als Chor zusammengeschweißt." Geprobt hätten die Schwarzenbacher dafür oft nur kleine Einwürfe und Blöcke. "Erst bei der Generalprobe vor Ort hat man gemerkt, wie sich alles zu einem großen Ganzen zusammenfügt."

Nun steht die Frankenpost-Aktion "Hochfranken singt" an. "Da die Sänger bei der Luther-Sache so aufgegangen sind, dachte ich, es wäre eine gute Idee, sich zu bewerben", erzählt die Chorleiterin. Sie habe den Bewerbungsaufruf in der Zeitung gelesen und danach gleich ihre CDs mit Mitschnitten des Chors durchgehört. "Mir war schnell klar: Das ist cool, da kann man etwas davon einsenden." Auch die Sänger waren einverstanden. Unsere Wettbewerbsjury ließ sich von den Darbietungen mitreißen. "Jetzt freuen wir uns wirklich ganz, ganz sehr, dass wir dabei sein dürfen", schwärmt Michaela Kerz.

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