Hof Hilfe für Helfer

Sabine Schaller-John
Die persönliche Ansprache und das Dasein für den Angehörigen sind die wichtigsten Bausteine für den Alltag im Leben mit einem Demenzkranken. Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn Quelle: Unbekannt

Für pflegende Angehörige von Demenzkranken gibt es Unterstützung. Karlheinz Fischer hat dafür einen Kurs in Anspruch genommen. Und einiges daraus mitgenommen.

 
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Hof - Karlheinz Fischer ist ein gelassener Mann, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Das, so hat er im Kurs "Hilfe beim Helfen" gelernt, ist im Umgang mit Demenzkranken eine sehr gute Eigenschaft, weil das Ausstrahlen von Ruhe und Sicherheit für Betroffene ganz wichtig ist. Karlheinz Fischer kümmert sich um seine demenzkranke Frau Edeltraud, mit der er seit 49 Jahren verheiratet ist. Schon seit 2011 begleitet sie die Krankheit. Den Alltag bestreiten die beiden in ihrer Hofer Wohnung aber noch nahezu alleine. Karlheinz kocht und kauft ein, unterstützt seine Frau bei der Körperpflege, kümmert sich darum, dass sie sich anzieht, ihre Medikamente nimmt, fährt sie überall hin. "Wir sind immer mit drei Fahrzeugen unterwegs", sagt er. Den Rollator braucht seine Frau, um kurze Strecken selbst zu Fuß gehen und sich abstützen zu können. Den Rollstuhl nutzen sie für weitere Strecken zu Fuß und das Auto, um überhaupt weiter weg zu kommen.

Ansprechpartner

Ansprechpartner für Informationen rund um das Thema Demenz: Alzheimer Gesellschaft, Regionalgruppe Hof/Wunsiedel, Kleinklingenthal 1, 95194 Regnitzlosau, Telefon: 0171/ 6788455 (Martha Link), alzg-ho-wun@gmx.de, www. alzheimer-hof-wunsiedel.net.

Die Selbsthilfegruppe für betroffene Angehörige, die von einer Fachkraft geleitet wird, trifft sich jeden 3. Montag im Monat um 18.30 Uhr. Treffpunkt: Klostertor 2, zweiter Stock, 95028 Hof; Telefon: 0171/ 678 84 55 (Martha Link).

Fachstelle für Demenz und Pflege, Ute Hopperdietzel

Fachstelle für Demenz und Pflege Oberfranken (Außenstelle), Landratsamt Hof, Kreisentwicklung, Schaumbergstr. 14, 95032 Hof, Telefon: 09281/57500, Fax: 09281/5711500.

Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige am Welt-Alzheimertag, Montag, 21. September, 18.30 Uhr, Diakonie Hochfranken, Klostertor 2, zweiter Stock, Veranstalter: Alzheimer Gesellschaft Regionalgruppe Hof/Wunsiedel, Anmeldung nicht erforderlich.

Erleichterung bekommt der 76-Jährige durch eine Haushaltshilfe und einen Pflegedienst, der zweimal in der Woche kommt, um seine Frau zu baden und ihr die Haare zu waschen. Ein Friseursalon schickt eine Mitarbeiterin zu ihnen ins Haus, um sie zu frisieren. Zweimal die Woche für eine halbe Stunde steht im Hause Fischer Physiotherapie auf dem Programm, eine Ergotherapeutin macht eine Stunde in der Woche mit Edeltraud Fischer Übungen, um motorische und geistige Fähigkeiten zu trainieren und zu erhalten. "Meine Frau bekommt von ihr auch Hausaufgaben, und ich achte darauf, dass sie sie macht", erzählt Karlheinz Fischer. Arbeitsblätter sind das beispielsweise, auf denen Worte oder Buchstaben ergänzt werden müssen. "Alleine beschäftigt sie sich fast nicht mehr", sagt er. "Auch selbst versorgen könnte sie sich nicht mehr." Gerade erst ist seine Frau vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) in Pflegegrad 4 eingestuft worden mit entsprechend höherer finanzieller Unterstützung als bisher.

Das alles ist wichtig und gut, damit Karlheinz Fischer seine Frau gut versorgt weiß. Viele andere Fragen aber bleiben für pflegende Angehörige oft unbeantwortet. Um auch hier Hilfestellungen und Informationen zu geben, hat die Deutsche Alzheimer Gesellschaft die Schulungsreihe "Hilfe zum Helfen" für pflegende Angehörige konzipiert. An drei Abenden und einem Samstagvormittag hat Karlheinz Fischer zusammen mit neun anderen Teilnehmern diesen Kurs Ende August/Anfang September besucht, der von der Regionalgruppe Hof/Wunsiedel veranstaltet wurde. Geleitet hat ihn Martha Link, die ehemalige Vorsitzende des Vereins. Ein Schwerpunkt des Kurses lag auf dem Umgang mit den erkrankten Menschen. "Ich habe viele gute praktische Tipps für den Alltag bekommen. Es war nicht nur reine Wissensvermittlung", berichtet Fischer. Auch fand er gut, dass die Teilnehmer dazu ermuntert wurden, Zwischenfragen zu stellen und sich austauschen konnten. "Denn die sozialen Kontakte werden schon weniger." Viele Bereiche hat der Kurs thematisiert und auch vor Fragen zu Sexualität und Sterben nicht haltgemacht.

Fischer hat erfahren, wie wichtig es ist, sich frühzeitig, wenn möglich noch zusammen mit dem Patienten, um rechtlich relevante Dinge zu kümmern wie Vollmachten oder auch ein Testament. Die Fischers haben das schon 2012 alles gemacht und damit sehr viel Weitsicht bewiesen. Er hat gelernt, dass seiner Frau im Umgang mit ihr nicht nur seine Ruhe und Gelassenheit guttun. "Ich soll sie, soweit das körperlich und geistig möglich ist, miteinbeziehen und viel mit ihr kommunizieren." Das tut er auch, und so schauen sie gemeinsam Fotos an oder sprechen über gemeinsam Erlebtes.

Für ihn sind die kleinen Auszeiten, die er sich alleine noch nehmen kann, wichtig. Er kann seine Frau zwischendurch alleine lassen. So gönnt er es sich zum Beispiel, sich in Mödlareuth an den Dorfweiher zu setzen und zu lesen. "Solange ich so etwas noch machen kann, ist es für mich okay", sagt Fischer. Der Kurs hat ihn darin bestärkt. Was er demnächst in Angriff nehmen will, ist, nach einer Lösung zu suchen, wenn die Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist. Im Kurs hat er auch dazu Alternativen aufgezeigt bekommen. Er denkt, dass dann ein Pflegeheim die beste Option wäre. Und da Plätze knapp sind, will er sich schon jetzt darum kümmern, seine Frau auf eine Warteliste setzen zu lassen. Denn er weiß, wie schwierig es schon sein kann, für eine Kurzzeitpflege einen Platz zu bekommen.

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