Oder Karl Rost aus Wunsiedel. Er zählt Gründe auf, wie es der Ort im Fichtelgebirge - über viele Jahre Treffpunkt der rechten Szene - geschafft hat, Neonazis zu verbannen: An erster Stelle nennt er "die engagierte Jugend", danach die "entschlossene Stadtführung mit einstimmigen Beschlüssen des Stadtrats und einem Bürgermeister, der das zur Chefsache erklärt hat". Und er erinnert auch an den gemeinsamen Einsatz evangelischer und katholischer Kirchen.
Im Schatten der Michaeliskirche sammeln sich derweil immer mehr Menschen. Punkt 12 Uhr ertönen die Glocken, Pfarrer Thomas Persitzky spricht ein Friedensgebet, ehe sich der Zug in Bewegung setzt. Es sind mittlerweile Tausende, die Farbe bekennen gegen Rechts. Aus der ganzen Region sind sie zusammengekommen und reihen sich nun ein. Einträchtig laufen sie Seite an Seite: Der Punk mit grünem Irokesenschnitt und die Schwester in grauer Ordenstracht, christliche Pfarrer und muslimische Geistliche und jüdische Rabbis, Unternehmer und Gewerkschafter, Künstler und Arbeiter, Schüler und Lehrern, rote, schwarze, grüne und gelbe Kommunalpolitiker, Junge und Alte.
Vom Rathaus ziehen sie über die Ludwigstraße und Fabrikzeile, dann weiter über die Königstraße hoch durchs Bahnhofsviertel und über den Wittelsbacherpark wieder hinunter in die Pfarr. Die Letzten im Zug sind am Strauß noch nicht auf die Bismarckstraße eingeschwenkt, als die ersten schon die Altstadt erreichen, wo 1000 weitere Menschen auf die Redner der Hauptkundgebung warten.
Werner Tauscher ist beeindruckt. "Da sind ja noch viel mehr gekommen, als ich gehofft hatte." Der Wunsch der Veranstalter hat sich damit erfüllt: "Hof" lässt sich an diesem 1. Mai 2012 buchstabieren als "Hochfranken ohne Faschisten", wie Silke Malburger, die Moderatorin auf den Bühnen vor dem Rathaus und in der Altstadt, mehrmals skandiert.
Es wird Abend - die Straßensperren sind längst weggeräumt, das bunte, lebendige Spektakel des Nachmittags hat dem braunen Spuk den öffentlichen Raum genommen. In der Karolinenstraße sitzen Menschen vor dem Kafé Kampschulte im Freien. Drinnen liest Martin Grauss, ein Lautsprecher überträgt nach draußen. "Empört Euch!", ist Grauss zu hören. Er liest aus Stephane Hessels jüngstem Werk. Gleichgültigkeit wird darin als die schlimmste aller Einstellungen gegeißelt. "Und engagiert Euch!", liest Grauss weiter. Diesem Anspruch sind die Hofer an diesem Tag gerecht geworden.
Hof buchstabiert sich heute als Hochfranken ohne Faschismus. Moderatorin Silke Malburger