Oberkotzau Insektenschutz ist nicht so einfach

Hübsch anzusehen ist die neue Blühwiese an der Ecke Schulstraße/Hofer Straße. Foto: Uwe von Dorn

Der Oberkotzauer Bau- und Umweltausschuss diskutiert über Mäh- arbeiten und das Anlegen weiterer Blühwiesen. Dabei wird deutlich: Mit dem einfachen Verzicht aufs Mähen ist es nicht getan.

 
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Oberkotzau - Viele Kommunen haben sich den Insektenschutz auf die Fahnen geschrieben. Aber wo macht es Sinn, das Mähen einzuschränken, die Natur sogar sich selbst zu überlassen oder gezielt Blühwiesen anzulegen? Diese Frage hat der Bau- und Umweltausschuss Oberkotzau in seiner jüngsten Sitzung ausgiebig diskutiert. Anlass war ein Antrag der UWO unter dem Titel "Insektenfreundliche Mäharbeiten".

In Oberkotzau, stellten die UWO-Räte fest, würden aktuell viele Flächen unnötigerweise vollständig abgemäht. An der Ecke Schulstraße/Hofer Straße sei zwar eigens ein kleiner Blühbereich angelegt, doch das Umfeld komplett abgemäht worden. "Es wird recht radikal geschnitten", kritisierte Johannes Schnabel, der den Antrag vorstellte.

Darin forderte die UWO, die Verwaltung möge prüfen, wo eine Reduzierung und eine sinnvollere Terminierung der Mäharbeiten möglich seien. Die Ergebnisse sollte sie in einer der nächsten Ausschusssitzungen vorstellen.

Bürgermeister Stefan Breuer stellte zunächst fest, es sei sehr erfreulich, dass sich die besagte Blühfläche an der Ortsdurchfahrt anders als im vergangenen Dürrejahr diesmal gut entwickelt habe. So ein Projekt lasse sich "selbstverständlich ausweiten". In Oberkotzau gebe es 150 bis 200 Einzelflächen. "Man kann sich über alles unterhalten", sagte Breuer, gab aber zu bedenken: Bisher sei es der ausdrückliche Wunsch gewesen, beispielsweise an der Hauptstraße regelmäßig ordentlich zu mähen. Wenn man von diesen Gepflogenheiten abrücke, werde sich das Ortsbild massiv ändern. Die Erfahrung habe gezeigt: "Wenn das Gras sprießt, kommen sofort Anrufe von Bürgern, die sich beschweren: ,Wie schaut denn das aus‘ ". Breuer: "Das muss man als Gemeinde dann erst mal durchhalten."

Bauhofleiter Alexander Vogel schilderte die zahlreichen Zwänge, denen die Kommune unterworfen sei. So müssten an Straßen Sichtachsen von Vegetation freigehalten werden. Das Wasserwirtschaftsamt fordere, große Flächen, die Hochwasser aufnehmen sollen, auf jeden Fall zu mähen: "Es gibt Areale, die sind tabu." Auf vielen infrage kommenden Einzelflächen mache ein Verzicht aufs Mähen keinen Sinn, weil sie zu klein seien und den Insekten nichts nützen würden.

Vogel gab die Parole aus: "Wenn wir was machen wollen, dann richtig." Dazu wäre es notwendig, sich mit Unterstützung von Experten geeignete Flächen anzuschauen und dann zu entscheiden. Das sei aber mit einigem Aufwand verbunden. Stefan Büchel, CSU, selbst Gärtner, betonte, es bringe den Insekten nichts, wenn man nur aufs Mähen verzichtet. Man müsse gezielt vorgehen, beispielsweise auch mit dem Anpflanzen von Obstbäumen, und er sei gerne bereit, hier seinen Beitrag zu leisten. Als möglicherweise geeignet nannte Büchel die Brachfläche, die durch den Abriss des ehemaligen NKD entsteht. Bürgermeister Breuer ergänzte, dass die Frauen-Union beantragt hat, im Summa-Park eine Blühwiese anzulegen.

Johannes Schnalbel wandte ein, der UWO gehe es auch um eine "Verbundwirkung durch linienartige Strukturen". Alexander Vogel wandte ein: "Streifen mit einem Meter Breite funktionieren ökologisch-botanisch nicht." Erich Pöhlman, CSU, fügte hinzu, dass externe Firmen mit dem größten Teil der Mäharbeiten beauftragt seien. Sie würden zu sehr verschiedenen Zeiten tätig, abhängig von Wetter und Vegetationsstand. "Die stehen nicht Gewehr bei Fuß."

Der Ausschuss war sich schließlich einig, prüfen zu lassen, wo weitere Blühprojekte sinnvoll sind. Bauhofleiter Vogel machte deutlich: "Das geht nicht auf die Schnelle."

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