Hof Keine Wege führen zum Hofer Zoo

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Gleich zwei Baustellen schneiden den Zoo von seinen Besuchern ab. Der Zoo-Direktor befürchtet ein finanzielles Desaster. Er fordert deshalb eine bessere Ausschilderung.

 
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Hof - Urlaub in Oberfranken kann so schön sein: tolles Wetter und zahlreiche Ausflugsziele. Das dachte sich auch die Familie Dominik Mössinger mit seiner Freundin Susanne Kassler und dem Sohn Ari aus Berlin. Mit in ihrem Urlaubsplan stand auch ein Besuch im Hofer Zoo. Leichter geplant als getan, denn gerade für Auswärtige ist der Weg zum Tierpark derzeit kaum zu finden. Zwei Baustellen versperren die Zufahrt zur Hofer Familienattraktion: Einerseits ist kein Durchkommen von der Autobahnabfahrt "Hof Ost" an der A 93 in Richtung Hof, andererseits wird seit Montag die Fahrbahndecke der Plauener Straße (B 173) saniert. Und mittendrin zwischen beiden Sperrungen: der Hofer Zoo. "Wir verstehen es, dass die Straßen saniert werden müssen", zeigt sich Zoo-Direktor Janusz Gutkowski einsichtig, wählt dann aber doch drastische Worte: "Wir sind von aller Welt abgesperrt. Die Art und Weise führt zu einem Chaos."

Genau das erleben eben viele Gäste. Auch die Familie aus Berlin: Eine halbe Odyssee mussten die drei in Kauf nehmen, um dann doch noch ihr Ziel zu erreichen. "Wir sind einfach eine Autobahnausfahrt später abgefahren", schildert Dominik Mössinger noch im entspannten Ton. Ärgerlich sei es trotzdem, denn nur mit dem Handy und der Navigationsanwendung fand er sich dann doch noch zurecht. "Insgesamt haben wir 45 Minuten länger gebraucht als ursprünglich geplant."

Damit sind die Berliner kein Einzelfall. Die gesamten Beschwerden bekommt derzeit Susanne Knörnschild ab. Sie empfängt die Gäste am Eingang - und hat im Moment mit vielen wütenden Besuchern zu tun. "Viele sind sehr in Rage. Sie fahren eine Stunde lang durch Hof und werden von einem Umleitungsschild zum nächsten geführt. Manche sind Kreise gefahren und kamen dann wutentbrannt bei uns an", sagt sie. Wenn sie überhaupt den Weg zum Zoo finden. So empfing Knörnschild am Dienstag eine Gruppe der Lebenshilfe Schwandorf, die irgendwann die Suche nach dem Zoo und dessen offiziellem Parkplatz an der Alten Plauener Straße aufgab und ihre Kleintransporter auf dem Parkplatz am Marktkauf abstellte. Der Fußweg zum Zoo - immerhin knapp zwei Kilometer - sei der Gruppe kaum zu zumuten gewesen. Mit roten Köpfen erreichten sie dann doch noch den Eingang, wo Susanne Knörnschild derzeit ihren Aufgabenbereich erweitert sieht: "Im Moment bin ich eine halbe Touristeninformation."

Und Geduld muss sie zudem besitzen: Einige Gäste sind nach der unfreiwilligen Rundreise durch Hof so verärgert, dass sie lieber keinen Eintritt zahlen wollen. Susanne Knörnschild hat Verständnis für den Ärger. "Die Schilder sind nicht genug." Das Problem des Hofer Zoos: Den Eintritt erlassen kann sich Direktor Janusz Gutkowski gar nicht leisten. Die Ferienmonate bringen die höchsten Einnahmen. Und im Moment klafft ein tiefes Loch: "Aufgrund der Baustelle und der hohen Temperaturen verzeichnen wir nur die Hälfte der Besucher." So vermiesen die aktuellen Zahlen Gutkowski den Sommer. "Wenn es so bleibt, sind wir in unserer Existenz bedroht."

Denn die Rechnung ist einfach: Das Geld, das der Zoo im August und September verdient, hält ihn bis zum Jahresende am Leben. In normalen Jahren betragen die Einnahmen in den beiden besucherreichsten Monaten 45 000 Euro. Schreibt sich die aktuelle Tendenz weiter fort, dann komme dieses Jahr nur die Hälfte zusammen, befürchtet Gutkowski. "Wenn wir jetzt kein Geld verdienen, sind wir später im Jahr pleite."

Und das betreffe dann auch die Stadt Hof, sagt der Zoo-Direktor. Die Stadt bezuschusst im Moment den Zoo jährlich mit 110 000 Euro. Damit kann ein guter Anteil des Jahresetats in Höhe von 500 000 bis 600 000 Euro gestemmt werden. "Wenn wir so unverschuldet wie jetzt ohne Geld dastehen, dann läuft das auf einen Extra-Zuschuss hinaus", ahnt Gutkowski, bittet die Stadt aber zunächst um andere Hilfe: "Bessere Hinweisschilder könnte auch die Stadt aufstellen." So sei der Automobilzuliefererpark ausgeschildert, der Zoo nicht. "Wir sind für die Stadt auch wichtig und wollen nicht vergessen werden."

Dass es tatsächlich einen einfachen Weg von der Hofer Innenstadt zum Zoo gibt, erkennen die wenigsten (auswärtigen) Gäste. Über die Alte Plauener Straße kann das Gelände weiterhin erreicht werden. Eine Umleitung, auf die seit Dienstagabend auch Hinweisschilder aufmerksam machen. Tierpflegerin Franziska Althaus und Susanne Knörnschild haben sie selbst angebracht. Aus Not, denn bei der Stadt Hof verweist man auf das Staatliche Bauamt Bayreuth, das für die Beschilderung zuständig ist.

Beschwerden weder in Hof noch in Bayreuth eingegangen, bestätigen beide auf Nachfrage der Frankenpost. Das Staatliche Bauamt zeigt sich unterdessen zur Hilfe bereit: "Wenn es der Wunsch des Zoos ist, eine bessere Beschilderung aufzustellen, dann werden wir das tun", sagt Jürgen Schreiber. Dies sei dann auch kurzfristig möglich. Kontakt zur Behörde habe bereits die zweite Vorsitzende des Trägervereins, der Zoologischen Gesellschaft Hochfranken 1907, Ulrike Kolb aufgenommen.

Immerhin winkt auch schon das nahe Ende der Bauarbeiten: Die Sperrung der Plauener Straße läuft noch bis zum 14. August. Hingegen ist die Zufahrt aus Richtung Autobahn noch drei Wochen länger dicht. Gerade das reißt aber ein Loch in die Kassen des Zoos. "Unsere Gäste aus Tschechien haben es da besonders schwer, eine Umleitung zu finden", befürchtet Zoo-Direktor Gutkowski.

Insgesamt haben wir 45 Minuten länger gebracht als ursprünglich geplant.

Dominik Mössinger, Zoo-Gast aus Berlin

Wenn es so bleibt, sind wir in unserer Existenz bedroht.

Zoo-Direktor Janusz Gutkowski

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