Kontakt-Box gegen Einsamkeit

Hof - Menschen, die in Seniorenheimen wohnen, vermissen seit Monaten besonders schmerzlich den Kontakt zur Außenwelt. Da das Corona-Virus gerade älteren Menschen gefährlich werden kann, haben die Einrichtungen schon früh Kontaktsperren eingerichtet. Inzwischen gibt es zwar Lockerungen, die Bewohner können Angehörige kurze Zeit über den Balkon, durch speziell eingerichtete Fenster oder in Aufenthaltsräumen treffen. Doch immer nur auf Abstand und mit Mund- und Nasenschutz, was besonders Menschen mit Hörproblemen vor Probleme stellt.

"Ich habe so manchen gesehen, der letztlich an Einsamkeit, nicht an Corona gestorben ist", sagt Dekan Andreas Seliger. Umso erfreulicher findet er, dass Jennifer Rauh von der Fachstelle für pflegende Angehörige des Caritasverbandes Stadt und Landkreis Hof jetzt eine Idee umsetzen konnte, die vor allem Senioren in Einrichtungen wieder mehr Kontakte ermöglichen soll: Dank der finanziellen Unterstützung durch die VR-Bank ist eine "Besucherbox" entstanden, die an Seniorenheime in Hof und Umgebung kostenlos ausgeliehen werden kann. Sie besteht aus zwei Seitenwänden aus Aluminium und einer Plexiglas-Front, verbunden mit einem Dach. Man kann auch mit dem Rollstuhl in die Box einfahren und hat dann freien Blick auf den Besucher, eine Verständigung ist auch ohne Mundschutz auf engem Raum möglich.

"Die Idee kam mir nach einem TV-Bericht über eine Schweizer Senioreneinrichtung", berichtet Jennifer Rauh. Da habe sie etwas Ähnliches gesehen. Sie habe nach Sponsoren gesucht und sei schließlich bei der VR-Bank auf offene Ohren gestoßen. Die Firma Repa in Hof habe die Besucherbox gebaut, die leicht zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen sei. Selbst Ungeübte schafften das allein in einer Viertelstunde. Zerlegt passt sie in einen VW-Bus. Zwei Einrichtungen haben die Box bereits getestet.

Eine gute Sache sei das, meint Jürgen Handke, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Bayreuth-Hof. Er ist mit Regionalleiter Stefan Gottwald und Christian Rubner, Marketing und Kommunikation, zur Caritas gekommen, um die Besucherbox zu begutachten und den "Scheck" über 1500 Euro zu überreichen. Das Geld stammt aus dem Reinertrag des VR-Gewinnsparens. Mit jedem verkauften Los gehen 25 Cent des Spieleinsatzes an karitative und gemeinnützige Einrichtungen in der Region Hof, Bayreuth und Plauen. Im Jahr 2019 waren das nach Worten Rubners insgesamt 290 000 Euro. 200 Euro hat der Caritasverband Stadt und Landkreis Hof beigesteuert, um die Besucherbox bauen zu lassen. Nun hoffen alle, dass diese möglichst viel genutzt wird.

Sie kann mit einem kleinen Tisch und einem Stuhl individuell eingerichtet und nach Belieben dekoriert werden - zum Beispiel anlässlich eines Geburtstags. Jennifer Rauh empfiehlt, die Box jeweils für ein oder zwei Wochen zu mieten, damit möglichst viele Senioren sie nutzen können. Nach jedem Besuch ist sie einfach zu desinfizieren, damit das Virus keine Chance hat. Dass die Besucherbox unnötig wird aufgrund weiterer Lockerungen, glaubt Jennifer Rauh nicht. "Die Einrichtungen bleiben weiter vorsichtig." Auch wisse man noch nicht, wie es im Herbst und Winter aussehen wird.