1. Biotopverbünde schaffen: Da sehen die Landwirte Vor- und Nachteile. Wichtigstes Kriterium für sie: "In Biotopen wachsen meist nicht die Pflanzen, die für Biene und Co. wichtig sind - auch Wildschweine suchen sich lieber ihr Futter auf unseren Wiesen als im benachbarten Biotop", sagt Karin Wolfrum. Dennoch betrachten die das Vorhaben verhältnismäßig neutral.
2. Nachhaltige Ausbildung für die Landwirte: Das bringt die Bauern richtig auf die Palme. "Unsere Ausbildung ist so umfangreich und nachhaltig, wie man es sich nur vorstellen kann - sonst würde es uns längst nicht mehr geben", sagt Christine Hohberger-Puff. Bestandteil jener Ausbildung seien in großem Maße auch Bio-Anbau und Umweltthemen. Den Landwirten hier vorzuwerfen, sie rennen trotzdem nur Ertrag und Effizienz hinterher, sei unfair: "Ich glaube, kein Bauer in der Region hätte etwas dagegen, nur 30 Kühe zu halten. Aber davon können viele leider nicht leben." Im Durchschnitt stehen 35 Kühe auf einem Milchhof im Landkreis, ein Drittel der Höfe zählt mehr als 50.
3. Mehr Transparenz über die Umsetzung der Naturschutzgesetze: Dagegen haben die Bauern nichts, die Staatsregierung soll da ruhig Auskunft geben. Einziges befürchtetes Manko aus ihrer Sicht: Die Bürokratie für die Landwirte wird dadurch wohl nicht weniger werden.
4. Mehr Öko, mehr Bio: Heute werden zehn Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet - laut Volksbegehren sollen es bis 2030 30 Prozent sein. "Will man sich also Landwirte herausgreifen und ihnen die Umstellung aufzwingen?", fragt Christine Hohberger-Puff. Für Kreisobmann Hermann Klug kommt die Gefahr dabei von ganz anderer Seite: "Der Bio-Markt würde zusammenbrechen, wenn sich die Bio-Produktion verdreifachen würde." Schon heute nähmen Molkereien von den Landwirten keine oder kaum noch Bio-Milch an - die Kapazitäten seien gar nicht vorhanden. Zudem bestehe überhaupt keine höhere Nachfrage nach den Bio-Produkten aus der Region: "Bio boomt, ja. Aber das betrifft vor allem Bio-Paprika und Bio-Bananen. Und die können wir halt hier nicht anbauen", sagt Christine Hohberger-Puff. Und Karin Wolfrum rechnet vor: Je mehr ungewollte Bio-Milch auf dem Markt sei, desto mehr sinke der Preis dafür - sodass Bauern die vergleichsweise teure Herstellung erst recht nicht mehr stemmen können. "Landwirte sollen fair bezahlt werden", jenem Satz aus dem Volksbegehren würde wohl kaum jemand widersprechen. Doch haben die Landwirte der Region hier schon resigniert: Dass der Freistaat wirklich sein Fördersystem anders ausrichten will (oder, Stichwort EU: kann), halten sie für unwahrscheinlich. So bestimmt vor allem einer über die Bezahlung der Bauern: der Kunde. Und dass der oft den Discounter dem Direktvermarkter vorzieht, gehört für die Landwirte zum traurigen Alltag.
5. Mehr Blühwiesen: Mindestens zehn Prozent der Naturflächen müssen in Blühwiesen umgewandelt werden, fordert das Volksbegehren. Dazu sagt Karin Wolfrum: "Was wir momentan schon jedes Jahr - freiwillig - an Blühwiesen einrichten, dürfte fast genauso viel sein." Allerdings: Derzeit tun sich hier all jene Landwirte hervor, die sich das auch erlauben können. "Das für alle verpflichtend zu machen, wird viele vor Probleme stellen. Gerade in Jahren wie 2018 mit der großen Trockenheit brauchen viele jeden Quadratmeter Fläche, um ihr Vieh zu füttern."
6. Weniger Pestizide: Da schwingt für die Landwirte gleich wieder der Vorwurf mit, sie würden bislang ohne Maß und Ziel Pestizide spritzen. Dem widersprechen sie deutlich. Und wer dem Umweltbewusstsein der heimischen Landwirte nicht vertraue, den erinnern sie ans Finanzielle: "Spritzen kostet jede Menge Geld. Schon das allein wäre ein Grund, maßzuhalten."
7. Eine riesige Chance für die Bauern: Die sehen die Landwirte in der Region nicht - zumindest nicht für sich. Entgegen der Vorstellungen im Volksbegehren nämlich würden mit der gewünschten Gesetzgebung eben nicht die kleinen und nicht die Bio-Bauernhöfe unterstützt werden, sondern vor allem wieder die größeren Betriebe. "Dass man gerade im klein strukturierten Bayern so etwas aufsetzt, versteht keiner", sagt Hermann Klug. "Die anderen Bundesländer lachen uns aus." Die Bauern erwarten, sollten die Gesetze geändert werden, eine weitere Verschärfung ihrer Situation: "Damit werden noch mehr familienbetriebene Höfe aussterben", sagt Karin Wolfrum. Den Pflug übernehmen dann größere Unternehmen - und ob die das Land verantwortungsvoller bewirtschaften als die Familien vor Ort, dazu haben die Bauern eine eindeutige Meinung.