Ähnlich argumentierte Elke Beyer, Lichtenberg, für die ALB: "Dieses Haushaltsjahr bietet die Möglichkeit, unseren Kommunen mehr finanziellen Spielraum zu geben, um damit den Bürgern zu zeigen: Der Landkreis ist für euch da - nicht nur mit großen Projekten."
Anders sehen das CSU, FDP und Freie Wähler. CSU-Fraktionschef Karl-Philipp Ehrler aus Stammbach war der SPD Provokation vor - die Partei habe wohl schon das Kommunalwahljahr 2020 im Blick. "Aus der Perspektive der Kommune wünscht man sich natürlich eine möglichst geringe Kreisumlage und möglichst viel Geld im eigenen Haushalt", sagte Ehrler. Diesem Wunsch kommt der Kreishaushalt aus seiner Sicht nach. Ehrler wies daraufhin, dass der Landkreis den Kommunen auch vieles abnimmt, das sie sonst selbst finanzieren müssten, etwa Personal für die IT-Sicherheit.
FW-Fraktionschef Matthias Beyer betonte: "Die Meinung, ein Kreishaushalt sei dann besonders gut, wenn die Kreisumlage besonders niedrig ist, die ist mir selbst als Bürgermeister und gleichzeitiger Kreisrat zu kurz gedacht." Zu einem guten Kreishaushalt gehören aus seiner Sicht nachhaltige Investitionen, Schuldentilgung und eine faire Lastenverteilung zwischen dem Landkreis und den Gemeinden. Dennoch mahnte Beyer an, künftig etwas auf die Bremse zu treten - immerhin könnten auch wieder magere Steuerjahre kommen.
Dass es bei Kreistagsabstimmungen keinen Fraktionszwang gibt, das zeigten die Grünen. Fraktionschef Günter Letfuß, Schwarzenbach an der Saale, lobte die Investitionen in Radwege sowie die Bemühungen um eine Verbesserung des ÖPNV und um den Beitritt zum VGN. Er selbst stimmte dem Haushalt zu, während seine Kollegen Thomas Friedrich, Helmbrechts, und Martin Wolfers-Mildner, Schwarzenbach an der Saale, das Zahlenwerk ablehnten. Ihr Beweggrund war aber nicht die Kreisumlage: Ihnen sind laut ihrem Fraktionschef vielmehr die touristischen Großprojekte - das Freizeitzentrum am Kornberg sowie die Höllentalbrücken - ein Dorn im Auge.
Nachdem Christian Zuber aus Münchberg noch einmal dargelegt hatte, wie sich aus Sicht der SPD eine weitere Senkung der Kreisumlage finanzieren ließe, stichelte der Nailaer CSU-Kreisrat Paul-Bernhard Wagner, dass gerade auch Münchberg durch das Grüne Zentrum zu den Profiteuren des Haushaltes gehöre.
Landrat Dr. Oliver Bär indes zeigte kein Verständnis für den Antrag der SPD, in der Sitzung gesondert über eine Senkung der Kreisumlage zu diskutieren und abzustimmen. "Wenn Sie dem zustimmen, können wir aufstehen und nach Hause gehen. Denn dann haben wir keinen Haushalt. Es gibt keine Gegenfinanzierung."
Der Antrag der SPD landete dann aber nicht auf der Tagesordnung. 33 Kreisräte stimmten dagegen, den Antrag zuzulassen. So wurde direkt über den Haushalt abgestimmt. Der Kreistag hat das Zahlenwerk mit einem Gesamtvolumen von 123,33 Millionen Euro und einem Rekord-Vermögenshaushalt mit Investitionen von insgesamt 26,2 Millionen Euro mit 36 zu 19 Stimmen verabschiedet.