Kunterbunter Blickfang

Hof/Bad Steben - Thomas Uwira ist ein gefragter Mann. Der Forstwirtschaftsmeister ist für extreme Kletterarbeiten ausgebildet und arbeitet für die Forstverwaltungen in ganz Nordbayern. Seit einigen Tagen ist sein Klettergeschirr, mit dem er sich bei seinen Kraxeleien in den Baumwipfeln sichert, mit Farbklecksen bedeckt. Das liegt daran, dass der Forstmann kurzzeitig unter die Maler gegangen ist. Gemeinsam mit Kollegen hat er Bäume an der B 15 bunt angemalt. Rot, blau, weiß, pink und gelb geringelt leuchten sie neben der Autobahnabfahrt als unübersehbarer Blickfang. Dazwischen hängt ein Banner mit einer Internetadresse: http://www.hof-wald.de/.

Menschen erreichen

"War den Förstern langweilig, sodass sie Markierungsfarbe verschwendet haben?", liest man, wenn man die Internetadresse aufruft. "Keinesfalls", sagt Albrecht Roth vom Forstrevier Helmbrechts, von dem die Idee stammt. "Wir möchten, dass das Thema Wald in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird und wir wollen mehr Menschen erreichen, als die, die ohnehin mit dem Forst zu tun haben."

Das Waldstück "Unterer Büchig", das der Hofer Hospitalstiftung gehört, ist für die Aktion gut geeignet. Es zeigt stellvertretend die Probleme, mit denen viele andere Wälder im Landkreis Hof seit Jahren zu kämpfen haben: Stürme, Trockenheit und der Borkenkäfer. Kyrill, der Extremsturm des Jahres 2007, hat zahlreiche Bäume umgeknickt. Scharen von Borkenkäfern bringen im Restbestand jeden Sommer weitere Fichten zum Absterben. In fünf Jahren, so schätzen die Förster, stehen hier wahrscheinlich nur noch die wenigen Zitterpappeln und Ahorne.

Hoher Winddruck

Den großen Stapel Brennholz, der vom Schneebruch des vergangenen Winters stammt, haben die Förster bunt bemalt. Das Banner zeigt, wie stark dieses Waldstück dem Wind ausgesetzt ist: Ein Gewittersturm hat das acht Quadratmeter große Stück Plastik abgerissen. Thomas Uwira musste deshalb erneut hochklettern, um es besser und diesmal mit einem starken Gummiband zu befestigen. Gemeinsam mit Roth, dem Sparnecker Revierleiter Dierk Schüder und Praktikant Dominik Wilfert hat er die Aktion vorbereitet und die Bäume bemalt.

Anlass war das von der Unesco ausgerufene "Jahr der Wälder". Überall auf der Welt sollen die Menschen sensibilisiert werden für den Wert, den Wälder haben, und zwar nicht nur als Holzlieferant. Sie schützen das Klima, filtern Luft und Wasser, schützen den Boden vor Erosion und sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Der Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume, wie Albrecht Roth berichtet.

Der Landkreis Hof gehört in Bayern zu den waldreichen Gebieten. Auf 35 Prozent der Fläche wachsen Bäume, davon 90 Prozent Fichten. Ungefähr jeder zehnte Haushalt im Landkreis besitzt einen eigenen Wald. Naturgemäß sind diese Wälder keineswegs, denn die reinen Fichtenbestände sind in Zeiten des Klimawandels anfällig für Stürme und Borkenkäfer geworden. So wie der "Untere Büchig" werden vielerorts im Landkreis Hof die Fichten umbrechen oder absterben. Ein naturnaher Wald im Kreis Hof wäre wohl ein Buchenbestand, durchsetzt mit wenigen Tannen und an feuchteren Stellen Erle und Bergahorn. Fichte würde wohl nur in höheren Lagen mit genügend Niederschlägen wachsen. Nachlesen kann man dies ebenfalls auf der Internetseite http://www.hof-wald.de/, die die Förster zu ihrer Kunstaktion eingerichtet haben.

Abstimmung im Internet

Auf dieser Seite können Kinder und Erwachsene abstimmen, welche Baumarten hinter den Bunten Bäumen künftig wachsen werden. Dort wird der Bereich Forst des Amtes für Landwirtschaft und Forsten im Herbst 2011 einen neuen Wald anpflanzen. Im Internet stellen die Förster acht Baumarten zur Auswahl: Fichte, Tanne, Bergahorn, Elsbeere, Wildkirsche, Douglasie, Linde und Buche. Am 22. Oktober können Kinder mithelfen, die jungen Setzlinge in den Boden zu bringen. Bis dahin bleiben die Bunten Bäume, für die die Straßenverkehrsbehörde ihre Einwilligung geben musste, auf jeden Fall stehen.