Marienweiher/Neudorf Lob vom Sternekoch für "beste Rouladen"

Gerd Emich

Starkoch Alfons Schuhbeck gibt in Marienweiher Einblicke in die Welt der Kräuter. Zuvor lässt er sich aber noch ein Kärwa-Essen im Landkreis Hof schmecken.

 
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Marienweiher/Neudorf - Eine Wallfahrt der besonderen Art hat der kleine Marktleugaster Ortsteil Marienweiher am Freitag erlebt. Schon vor der heiligen Messe und dem anschließenden Vortrag von Sternekoch Alfons Schuhbeck war im näheren Umfeld der Basilika kein Parkplatz mehr zu finden gewesen. Und an den Kennzeichen war abzulesen, dass der Stargast Besucher aus ganz Nordbayern angelockt hatte.

Folglich blieb in dem mehr als 700 Jahre alten Gotteshaus keine Bank unbesetzt. Das dürfte nicht nur den Bekanntheitsgrad der Basilika erhöht haben, sondern kommt ihr auch unmittelbar zugute. Auf ausdrücklichen Wunsch Schuhbecks sollten die Zuhörer einen Obulus entrichten, der dem Förderverein zufließt.

Dessen Vorsitzender, Monsignore Professor Dr. Dr. Rüdiger Feulner, begrüßte mit dem Münchener Prominenten einen alten Freund. In dessen "Südtiroler Stubn" sei er schon zur Eröffnungsfeier vor vielen Jahren eingeladen gewesen. Die Verbindung wird wohl noch etwas intensiver: Als "Nummer 225" trat Alfons Schuhbeck nun dem Verein "Freunde der Wallfahrtsbasilika Marienweiher" bei.

Wer Schuhbeck schon einmal live erlebt hat oder seine Fernsehauftritte verfolgt, mag etwas überrascht gewesen sein. Der charmante Grantler und Freund deftiger Wortwahl ging seinen Auftritt ungewohnt ernsthaft an. Erst nach knapp einer Stunde nahm er Fahrt auf und gab auch einige Kostproben seiner derb-sympathischen Sprachkunst zum Besten.

Es war wohl die Ehrfurcht vor dem ungewohnten Rahmen, die den 68-Jährigen seine Rolle neu definieren ließ. Der Auftritt in einem Gotteshaus war auch für den weltgewandten Entertainer eine Premiere: "Ich darf in einer Kirche etwas sagen? Wenn mich das ein anderer als der Monsignore gefragt hätte, hätte ich gedacht, spinnt der, oder an einen Versprecher geglaubt."

Seinen Zuhörern bot Alfons Schuhbeck in Marienweiher eine Mischung aus spannenden Informationen, Praxistipps für kulinarische Ambitionen und einem flammenden Appell zur gesunden Ernährung. Seine Reise durch die Geschichte begann bereits vor mehr als 9000 Jahren bei den Sumerern und führte über die Ägypter und Griechen bis zu den Benediktinern, mit denen in Mitteleuropa das Wissen um die medizinische Bedeutung der Kräuter und Gewürze Einzug hielt.

"Hildegard von Bingen hat allerdings nur mit Kräutern gearbeitet, Gewürze waren damals bei uns viel zu teuer", erläuterte Schuhbeck. Im Altertum seien drei Pfefferkörner beispielsweise der Preis für einen Sklaven gewesen. Und gerade die hätten beim Bau der Cheops-Pyramide auch den ersten Streik der Menschheitsgeschichte angezettelt: als man ihnen nämlich den Knoblauch wegnehmen wollte, der sie gegen das gefährliche Sumpffieber schützte.

"Gott hat für jede Krankheit eine Pflanze wachsen lassen." Dieser dem Arzt und Philosophen Paracelsus zugeschriebene Satz ist auch Schuhbecks Credo. Mit dem Einzug der Pharmazie im 18. Jahrhundert sei aber viel Wissen um die Heilkraft der Natur verschüttet worden.

Das 68-jährige Energiebündel sieht sich selbst "in der Jugend des Alters". "Ich nehme keine Medikamente. Entzündungen bekämpfe ich schon seit mehr als 16 Jahren nur mit selbst hergestellten Gewürzkapseln", verrät er. Früher hätten die Menschen auch nur auf ihr eigenes Abwehrsystem setzen können, das gestärkt werden musste.

Neben Ingwer, Kardamom, Knoblauch & Co. plädiert der Starkoch aber auch für ausreichende Bewegung und verweist auf seine langjährige Zusammenarbeit mit Bayern München. Schuhbeck: "Fett geht nur weg durch Verbrennen. Es gibt keine Form von Diät, die funktioniert. Alles, was man damit an Gewicht verliert, ist nur Wasser."

Lebensfreude, Disziplin und Leidenschaft, also gewissermaßen seine eigenen Leitsätze, empfahl der Koch seinen Zuhörern. Er zeigte mit einem Augenzwinkern aber auch, dass ihm Dogmen fremd sind. "Klar ist: Der Bayer braucht auch hin und wieder seine Weißwurst und seinen Leberkäs." Der Franke wohl eher seine Bratwurst und sein Schäufele.

Noch bevor Alfons Schuhbeck nach Marienweiher fuhr, stattete er den Wirtsehepaar des Gourmet-Gasthauses "Zum schwarzen Ross" in Schauenstein-Neudorf einen Besuch ab. Dort ließ er sich zum Auftakt der Schauensteiner Kirchweih ein Kärwa-Essen mit Klößen und Rouladen schmecken. Danach hatte er ein besonderes Lob für die hervorragende fränkische Küche von Chefköchin Angelika Heinrich: "Das waren die besten Rouladen, die ich je gegessen habe."

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