Hof M. M. schleicht nicht davon

Maria Mangei, Chefin der Diakonie Hochfranken, geht in Rente und feiert 65. Geburtstag. Die Reden zeichnen ein Bild einer charmanten Frau, die vieles will - und erreicht.

 
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Hof - "Als ob ich das nicht wüsste!" Das Schild am Rednerpult, das anweist, bitteschön nah am Mikro zu sprechen, braucht sie nicht. Einer Maria Mangei muss niemand sagen, wie sie sich verständlich machen kann. Auch nicht vor 200 Menschen. Geburtstag und ihren Abschied als Geschäftsführerin der Diakonie Hochfranken feiert sie. Am Campus am Hofer Südring macht sie einen Punkt nach 35 Jahren Diakonie und zwölf Jahren an deren Doppelspitze.

Die Musik dazu

Für den Rhythmus bei der Verabschiedung der Geschäftsführerin der Diakonie Hochfranken, Maria Mangei, war das Percussion-Trio der Musikschule der Hofer Symphoniker zuständig. Es spielten unter Willi Melzer Tim Lederer, Jonathan Graf, Samuel Pohl sowie unterstützend eine Kindergruppe.

"Bitte keinen Nachruf" wollte Maria Mangei hören. Keine salbungsvollen Worte, die an einen erinnern, als ob man mit dem Amt auch das Atmen aufgeben würde. Aber offenbar keiner der sieben Redner hat Mangei nur eine Sekunde in der Nähe zum Stillstand vermutet. Allesamt konnten es sich nicht verkneifen zu erwähnen, dass sie das Wort Ruhestand unmöglich mit Maria Mangei assoziieren könnten.

Dennoch ist der Abschied eine gute Gelegenheit, die Frau noch einmal kennenzulernen, die in der Kinder- und Jugendarbeit begann und unter der die heutige Diakonie Hochfranken mit 1600 Mitarbeitern zu einem der größten Arbeitgeber der Region wurde. Die verschiedenen Perspektiven der Redner ergeben ein scharf geschnittenes Bild der neuen Rentnerin und nun 65-Jährigen.

Ihr Co-Geschäftsführer Martin Abt spricht ihr "Klarheit, Entschiedenheit und Perfektionismus" zu. Für den Chef des Diakonie-Aufsichtsrates, Dekan Günter Saalfrank, war "M. M." eine "leidenschaftliche Verantwortliche". Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler erinnert sich an eine Frau, die "hart verhandelt", und Thomas Engel, Regierungsvizepräsident, kennt Mangeis "hohen Anspruch". Bürgermeister Eberhard Siller ist ihre "Hartnäckigkeit" bekannt, gar habe sie manchen "taktisch klug übertölpelt". Landrat Dr. Oliver Bär nennt sie "Powerfrau", und Björn Hagen schließlich, der Geschäftsführer des evangelischen Erziehungsverbandes, wollte ihr das Buch "Die schönen Dinge siehst du nur, wenn du langsam gehst" schenken - allein, langsam gehen, das passe wohl dann doch nicht für eine Frau mit chronischem Vorwärtsdrang.

Aber: Der sonnige Nachmittag sieht auch anderes. Viele, sehr viele nehmen Maria Mangei lange in den Arm, sie selbst ist den Tränen nahe, am Ende stehen alle auf und wünschen ihr lange applaudierend alles Gute. Und die andere Seite der taffen Chefin mit der klaren Aussprache hat keiner der Redner übersehen. Abt erinnert sich an einen kalten Hofer Winter, in dem er mit seiner Kollegin mit der Sammelbüchse die Altstadt rauf- und runtergelaufen ist. Die Sprache kommt auf ihren Humor, auf ihren Blick auf die Gemeinschaft. Motivieren könne sie, ihre Mitarbeiter fördere sie, sagte Saalfrank. Und Engel erinnert sich an ihre "sprühende Begeisterung" und ihren "Charme". Für Eberhard Siller ist Mangei "wertvolle Ratgeberin", für Bär "Botschafterin der Region".

"Ich bin nicht sprachlos, aber bewegt", sagt Mangei dann verhalten ins Mikrofon - nah genug daran. Das große Fest sprenge im positiven Sinn den erwarteten Rahmen - "aber so erlebe ich eine vitale und zupackende Diakonie, so mag ich das". Sie nimmt sich die Zeit, ihre Dankbarkeit auszudrücken, allen Rednern, allen Mitarbeitern; "unendlich dankbar" sei sie sogar. Zufrieden sieht sie zurück, an die Ochsentour anfangs der Karriere. "Die Diakonie ist zu meiner Berufung geworden", erzählt sie. Eines ihrer beiden Hauptziele habe sie stets leben wollen: "Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll als Geschöpf Gottes." Gilt das auch für den Alkoholsüchtigen, den straffällig gewordenen Jugendlichen und die uneinsichtigen Eltern? Das "Ja" spricht sie deutlich. Ihr zweites Ziel "Diakonie ist Teil der Gesellschaft, nicht die bloße Addition der Hilfen" sei stets ihr Ansporn und ihre Aufgabe gewesen.

Das wertvollste Geschenk an diesem Nachmittag aber bekommt ihr Mann Bernd, der auch Kritiker und nie "Claqueur der Ehefrau" gewesen sei. Ihm sagte sie vor vollem Saal ins Mikrofon: "Ich liebe dich!"

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