Hof Mediziner hilft in Afrika

Sandra Langer

Ein Tauperlitzer Arzt behandelt bald Menschen in Nairobi - und zwar unentgeltlich. Denn auch er selbst kommt aus einer krisengebeutelten Region.

 
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Döhlau-Tauperlitz - Dr. Bara Haddad aus Tauperlitz fliegt Mitte Januar für die Hilfsorganisation German Doctors für sechs Wochen nach Nairobi in Kenia, um in den Slums Menschen medizinisch zu behandeln. Und doch sagt der Arzt: Ich werde die Welt nicht ändern." Denn: Ihm ist bewusst, dass das, was er tut, ein Tropfen auf den heißen Stein ist. "Aber man muss immer versuchen, zu tun, was man kann." Immerhin stammt Haddad selbst aus einem Land, das, wie er sagt, auf Hilfe angewiesen ist: Er wurde 1982 in Bagdad im Irak geboren.

Gut zu wissen

German Doctors e.V. ist eine international tätige Nichtregierungsorganisation (NGO), die Ärzte in Projekte auf den Philippinen, in Indien, Bangladesch, Kenia und Sierra Leone entsendet.

Die teilnehmenden Ärzte arbeiten unentgeltlich; dringend benötigte Medikamente, Ernährungsprogramme für unterernährte Kinder sowie die Ausbildung medizinischer Fachkräfte vor Ort werden über Spenden finanziert.

Wer den Einsatz von Dr. Bara Haddad aus Tauperlitz unterstützen möchte, der an den Kliniken HochFranken in Naila tätig ist, spendet an: German Doctors; DE26 5502 0500 4000 8000 20; BIC BFSWDE33MNZ; Nairobi-Einsatz Januar 2019.

Haddad kam vor rund zehn Jahren nach Würzburg und absolvierte zunächst Sprachkurse bis zum B 2-Niveau, um sich fließend verständigen zu können. Nach einer Anstellung als Assistenzarzt am Selber Klinikum wechselte er erst ans Sana Klinikum Hof und 2014 schließlich nach Naila, wo er an den Kliniken Hochfranken die Ausbildung zum Facharzt absolvierte. Dass der Unfallchirurg, Orthopäde und Notfallmediziner nun sechs Wochen lang im Baraka Health Center in Kenia seinen Dienst tun wird, erfüllt seine Kollegen mit Stolz. Viele haben gerne für seinen Auslandseinsatz gespendet.

Pro Tag werden im Baraka Health Center drei- bis vierhundert Menschen aus dem zweitgrößten Slum Nairobis behandelt. "Diese Menschen gehen erst dann zum Arzt, wenn es ihnen ganz schlecht geht und sie überhaupt nicht mehr arbeiten können", weiß Bara Haddad. "Sie leiden an Unterernährung, HIV, Tuberkulose, Malaria und zahllosen anderen Erkrankungen. Es gibt viele junge Menschen mit offenen Beinen und Knochenentzündungen."

Dass er unentgeltlich in Krisengebieten Dienst tun möchte, war dem 36-Jährigen klar, seit er in Deutschland lebt. Für German Doctors hat er sich unter anderem deshalb entschieden, weil die Organisation auch kurze sechswöchige Aufenthalte organisiert: "Für einen ersten Einsatz ist das eine gute Zeitspanne." Nachdem der Arzt sich für das Projekt in Nairobi entschieden hatte, besuchte er zwei Vorbereitungskurse, um sich über Land und Leute sowie spezifische Krankheitsbilder zu informieren.

"Es waren auch Kollegen dabei, die bereits dort waren und von ihrem Einsatz berichtet haben", erzählt Haddad. "Sie alle sprachen von positiven Erfahrungen und wie dankbar die Menschen über die Hilfe waren." Die medizinischen Möglichkeiten vor Ort sind begrenzt. So gibt es etwa nur ein Ultraschallgerät. Patienten zu röntgen, ist schwer möglich, und moderne bildgebende Verfahren wie CT oder Kernspin gibt es gar nicht.

Dr. Haddad hat gelernt, vor welchen Krankheiten er sich schützen muss, dass Nairobi ein unsicheres Pflaster ist und er vor allem nachts nie alleine unterwegs sein sollte. Die psychischen Belastungen durch den Einsatz fürchtet er weniger. Im Gegensatz zu so manchen anderen Kollegen, die zu ihrem ersten humanitären Hilfseinsatz aufbrechen, hat er das Elend der Menschen in Kriegs- und Krisengebieten in seinen ersten Berufsjahren im Krankenhaus in Bagdad hautnah erlebt: "Auch wenn es sich natürlich um einen anderen Kulturkreis handelt und um eine andere Situation als in einem Kriegsgebiet: Ich habe in meiner Heimat Patienten leiden und Kinder sterben sehen. Ich weiß, wie sehr die Menschen in so einer Situation Hilfe brauchen. Das habe ich nicht vergessen." Der Einsatz in Kenia soll deshalb nicht sein letzter bleiben. Er kann sich gut vorstellen, in Zukunft auch Projekte in seiner Heimat zu unterstützen. Und auch, wenn er die Welt damit nicht ändert, wo weiß er doch, dass sich der Einsatz lohnt.

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