Hof Mehr Teilhabe am gemeinsamen Leben

Lisbeth Kaupenjohann

Mit der Aktion "Du kannst Wir" werben die Hochfränkischen Werk- stätten für inklusive Arbeitsplätze. Schon heute arbeiten 38 Menschen mit Behinderung in hiesigen Betrieben.

 
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Hof - Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten Menschen mit Handicap kaum Chancen, in Betrieben der Region einen Arbeitsplatz zu finden. Die Werkstatt für Behinderte - heute Hochfränkische Werkstätten (HW) - gab ihnen Beschäftigung. Inzwischen ist der Begriff "Inklusion" in der breiten Bevölkerung angekommen. Es gelingt den Werkstätten öfter als früher, Mitarbeiter auf ausgelagerte inklusive Arbeitsplätze zu vermitteln. 38 Menschen aus der Region arbeiten inzwischen in hiesigen Betrieben.

Es sollen mehr werden. Mit der Inklusionskampagne "Du kannst Wir" will man noch mehr Arbeitgeber erreichen, die entweder Aufträge an die HW geben oder inklusive Arbeitsplätze schaffen. Im Festsaal der Freiheitshalle Hof haben sich am Dienstagabend zahlreiche Gäste eingefunden, um erstmals den Werbetrailer zu sehen. Er zeigt Menschen mit Handicap an ihren Arbeitsplätzen, lässt sie und Vorgesetzte zu Wort kommen, ebenso Politiker aus der Region sowie die Vertreter der Kirchen. In eindrucksvollen Bildern und Statements machen sich alle stark für ein gutes Miteinander.

Schirmherr der Aktion ist Hans-Peter Friedrich, Vizepräsident des Deutschen Bundestags. Er dankt an diesem Abend allen Betrieben, die Verantwortung beweisen und inklusive Arbeitsplätze anbieten. "In Corona-Zeiten ist deutlich geworden, wie wichtig Teilhabe am gemeinsamen Leben für alle ist", betont Friedrich. Im Umgang mit den Schwächsten zeige sich, wie menschlich eine Gesellschaft ist. Er habe bei Menschen mit Behinderung viel Freude und Begeisterung an der Arbeit erlebt.

Die Idee zur Kampagne hatte HW-Mitarbeiter Matthias Gemeinhardt, der damit seine Ausbildung zum Inklusionsberater und Job-Coach abschließt. Mit im Team sind Claus Fiedler und Anna-Lena Knarr vom HW-Sozialdienst. Gemeinhardt dankt allen, die das anspruchsvolle und arbeitsintensive Projekt unterstützt haben. Dass der Trailerfilm so professionell habe gestaltet werden können, verdanke man der Unterstützung durch die "Aktion Mensch". Filmemacher Christian Weber habe sein Bestes gegeben.

OB Eva Döhla zeigt sich berührt von dem Film und hofft, dass er etwas bewegt - in den Köpfen der Betrachter wie in den Firmen. In der Arbeitswelt gehe es darum, aufeinander zuzugehen. In 20 Jahren habe sich die Region verändert für Menschen mit speziellen Herausforderungen, versichert Landrat Oliver Bär. Sie brächten Leistung in besonderer Weise. Quoten seien nicht alles. Es gelte, die Menschen um ihrer selbst willen mitzunehmen. Bär hofft, dass viele Unternehmer von der Kampagne angesteckt werden.

Bezirksrat Harald Fichtner macht deutlich, dass der Bezirk Oberfranken seinen Schwerpunkt in die Sozialarbeit setze. Die Stadt Hof sei eine der ersten gewesen, die Menschen mit Behinderung in Arbeit genommen habe. Ihm selbst seien die Special Olympics in Hof noch in bester Erinnerung. Angelika Thielicke, Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Unterstützte Beschäftigung (BAG UB), versichert, dass der Arbeitsalltag herzlicher wird, wo Menschen mit Handicap tätig sind.

Die Lebenshilfe Hof habe sich seit 1963 immer weiterentwickelt, erinnert Vorsitzender Gerriet Giebermann. Die Hochfränkischen Werkstätten hätten 1974 klein begonnen und viel erreicht. Er wie auch Lebenshilfe-Geschäftsführer Siegfried Wonsack und HW-Leiter Franz Müller danken allen beteiligten Firmen und Mitarbeitern. Inklusion könne man nicht verordnen, sie entstehe durch Begegnung. In der Region bieten bereits inklusive Arbeitsplätze an: Stadt Hof, Rehau, Stahlgruber Hof, Concentric Hof, Biomarkt Naila, AWO, Hospitalstiftung, Brauerei Scherdel, Gealan, Filum Nähgarne Helmbrechts, Fichtner Hof, die Kitas Bad Steben und Schauenstein, Höllensprudel, Salon Löwe Regnitzlosau, Kulturkantine Kampschulte Hof, Claas Hof, Seniorenpark Bad Steben, Gemeinde Konradsreuth, Büro Strößner Hof, Bio-Health Münchberg, Wohlleben, Invito, Fachakademie Hof, Kunststoff Helmbrechts, Malerfachbetrieb Kulke Hof.

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