Hof Mir senn mir

Zehn Tage Hofer Volksfest, das ist die fränkisch-sympathische Version von sehen und gesehen werden: "Do triffst fei alla!" Was das Fest 2019 ausmacht, worauf sich Besucher und Fans freuen können - darüber machen sich das ganze Jahr über viele Akteure Gedanken.

 
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Wir schreiben das Jahr 2019. Ganz Bayern macht sich zum Beginn der Sommerferien auf in Richtung Süden - oder zumindest hin zum nächsten Stau auf der Autobahn. Ganz Bayern? Nein, ein kleines fränkisches Städtchen hört nicht auf, dem Trend zur saisonalen Landflucht Widerstand zu leisten. Denn mindestens während dieser zehn Tage ist es daheim halt doch am schönsten: Fürs Hofer Volksfest bleiben nicht nur viele noch ein bisschen zu Hause, bevor sie in den Sommerurlaub abrauschen. Sondern es rollen auch viele Autos aus dem ganzen Bundesgebiet in die Stadt: Die Exil-Hofer, die Job und Leben anderswo hingeführt haben, kommen gern für die Festwoche wieder in ihre Heimat. Um gemeinsam lang zu feiern. Das Hofer Volksfest hat sich zu einer der besten Image-Kampagnen für Stadt und Region gemausert. Zu Recht.

Zehn Tage und 200000 Besucher; 50 Beschicker auf dem Platz und 350, die sich beworben hatten, aber keinen Zuschlag bekommen haben; 150 Mitarbeiter allein auf der Festmeile, 3000 Plätze im Bierzelt und eine traditionsgemäß nicht genannte Anzahl an getrunkenen Maßen Bier: Volksfest in Zahlen ist immer eine imposante Sache. Noch spannender ist allerdings das, was sich nicht in Statistiken fassen lässt.

Zehn Tage Hof-Gefühl: So lautet das Programm in der Zeit zwischen dem Festumzug und dem Auszug der Bedienungen eineinhalb Wochen danach. Und es strahlt nicht nur weit über den Festplatz hinaus, es wirkt auch unterm Jahr nach. Das Volksfest hat sich zu einer Marke gemausert, die sich eine einfache Botschaft stolz auf die Brust heftet: In Hof zu leben ist schön, und das darf man ruhig zeigen. Dass das typische Hofer Understatement bisweilen eher andere Denkweisen gefördert hatte, wird da schnell zur Nebensache. Denn: Den bayerischen "Mia sann mia" und "O’zapft is‘!" stellen die Hofer mittlerweile selbstbewusst "Mir senn mir" und "Etz lefft’s!" entgegen.

Wenn was los ist, gehen die Hofer gern hin, und die Gäste aus dem Landkreis gleich mit. Das war schon immer so, das darf so bleiben: Denn egal, ob es zu den Hofer Innenhofkonzerten geht oder auf dem Bürgerfest, zu den Filmtagen und ihrem verkaufsoffenen Sonntag oder auch zur Kneipennacht - volle Straßen, frequentierte Gaststätten, gut gelaunte Menschen vor Musik-Bühnen oder vor den Bratwurstbuden prägen dann das Bild.

So wächst das Angebot stetig, es steigt mit der Nachfrage: Keine vier Wochen ist es her, dass zum ersten Mal ein Open-Air-Kino in der Hofer Altstadt flimmerte. Tribüne und Leinwand des Stabhochsprung-Meetings bildeten die Kulisse für zwei voll besetzte Filmabende - und lieferten Bilder wie aus jeder Großstadt. In den zwei Monaten zuvor lockten der Deutsch-Tschechische Freundschaftstag, das vierte Hofer Bürgerfest oder der Deutsch-Tschechische Jazzfrühling in die Stadt und an den "Stein", und die Menschen strömten. Und eine Woche nach dem Ende des Volksfests geht es ein paar Höhenmeter weiter unten hoch her: Zum Saaleauenfest verwandelt sich das Gelände am Hofer Stadtfluss für drei Tage zu dem Ort, den er das ganze Jahr über sein sollte. Was das alles mit dem Volksfest zu tun hat? Die größte Feier des Jahres ermutigt die Hofer das ganze Jahr über, das Feste feiern ein wenig mehr zu zelebrieren, als sie das in der Vergangenheit getan hatten. Dürfen sie auch: Sie können es schließlich richtig gut!

In Selb ist das Wiesenfest Kult: Da geben die Alten die Tradition, auf den Goldberg zu pilgern, gern und einprägsam an die Jungen weiter. In Hof ist das ein wenig anders: Hier sind es eher die jüngeren Jahrgänge, die die älteren wieder mitziehen. Die Initialzündung dafür, dass es die Jungen in den Biergarten und die Alten auf die Bierbank gleich daneben zieht, hat vor sieben Jahren eine Gruppe junger und mitteljunger Hofer gegeben: die Herren der Fränkischen Volksfestwirt GmbH. Sie haben das Volksfest in wichtigen Teilen völlig neu erfunden.

Die Biermeile in der Nailaer Straße ist ihre Erfindung allerdings nicht: Der Einfall geht auf den langjährigen (und heuer im Frühjahr verstorbenen) früheren Hofer Marktmeister Reiner Langheinrich und den zwischenzeitlichen Festwirt Heinrich Haas zurück. Die Generalsanierung der Freiheitshalle hatte bekanntlich dazu geführt, dass die Hofer zum Feiern nicht mehr in ihre Halle konnten, sondern sich einen anderen Platz suchen mussten. Und der zunächst als Provisorium gedachte Umzug der Veranstaltung in die Nailaer Straße ist schnell zur besten Option geworden.

Seit 2012 schmeißen die Hofer Volksfestwirte die Festmeile - der Vertrag ist bereits zum zweiten Mal verlängert worden, momentan sind sie bis einschließlich 2021 gebucht. Ganz formal sei hier erwähnt: Veranstalter des gesamten Fests ist die Stadt Hof, die Festwirt-GmbH ist de facto auch nur einer der genannten 50 Beschicker. Was an der Tatsache nichts ändert, dass die Hofer Jungs Nimbus und Stimmung des gesamten Fests in völlig neue Sphären gehoben haben. Das lässt sich ohne Übertreibung sagen.

So führt die Mannschaft um Geschäftsführer Marcus Traub ihre Mission Volksfest 2019 so fort, wie sie sie in den vergangenen Jahren schon verstanden hatte: als Aneinanderreihung guter Ideen und sympathischer Einfälle, als charmanter Feier-Mix, bei dem sich bitte jeder eingeladen fühlen soll. Zu den Neuerungen in diesem Jahr gehören ein Weinstand auf der Biermeile, ein neues Musikprogramm oder der erste Clown, der je auf einem Volksfest zu Gast war. Auch personell hat sich etwas geändert in der Festwirt-GmbH: Die Gruppe ist um einen Mann geschrumpft (siehe Seite …). "Das spüren wir an vielen Stellen", sagt Festwirt Björn Pausch. Trotzdem: An der gewohnten Qualität des Angebots und an der Liebe zum Detail, die allerorten zu finden ist, soll das nichts ändern. Dafür sorgen immerhin auch noch 49 andere Beschicker auf dem Festgelände.

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