Hof Mit Zeit richtig haushalten

Lisbeth Kaupenjohann
23 Schülerinnen und Schüler der elften Klasse der Hofer FOS haben für einen Vormittag das Klassenzimmer mit dem Seminarraum der AOK getauscht. Schulberaterin Natascha Schlichting führte ein in das Thema Zeitmanagement. Foto: Lisbeth Kaupenjohann

Schule, Praktikum, Freizeit: Elftklässler der FOS Hof lernen, wie Zeitmanagement helfen kann, besser mit allem klarzukommen. Die AOK Hof bietet das Seminar für Schüler an.

 
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Hof - "Morgen steht die Schulaufgabe in Englisch an. Und ich kann die neuen Vokabeln immer noch nicht wirklich. Dabei habe ich doch geübt!!!" Gedanken wie diese sind wohl keinem Schüler fremd. Manchmal will das Gelernte einfach nicht im Kopf hängen bleiben. An dieser Stelle hakt Natascha Schlichting ein. Sie ist Schulberaterin bei der AOK Hof und hat schon viele junge Menschen - und auch Erwachsene - mit dem Thema Lernoptimierung konfrontiert. Nun haben 23 Jugendliche der elften Klasse der Staatlichen Fachoberschule und Berufsoberschule (FOS/BOS) Hof im Rahmen des Frankenpost -Klasse! -Projekts ihr Seminar zum Thema Zeitmanagement besucht, in dem es auch um Selbstorganisation ging.

Einen ganzen Schulvormittag verbrachten die Elftklässler im Seminarraum der AOK Hof. Die Sache schien ihnen Spaß zu machen, denn sogar in der letzten Stunde waren noch alle voll dabei. Woran lag‘s? An den besonderen Arbeitsmethoden? Daran, dass es eben nicht klassischer Schulunterricht war? Oder an Natascha Schlichting, die jung ist und auf den ersten Blick kaum von den Schülern zu unterscheiden?

"Natascha Schlichting holt die Jugendlichen dort ab, wo sie sich von ihrer Entwicklung her befinden", stellte Klassenlehrerin Bernadette Günther zufrieden fest. Seit Jahren pflege man eine gute Zusammenarbeit mit ihr und der AOK, die auch Praktika für Schüler anbietet.

Die Besonderheit der Ausbildung an der FOS/BOS ist die enge Verknüpfung von Unterricht und Praktika. Der Unterricht wechselt sich jeweils mit dreiwöchigen Fachpraktika ab, die einen besseren Zugang zur Berufswelt ermöglichen sollen. "Selbstorganisation ist nach dem Wechsel von der Mittel- in die Oberstufe besonders wichtig - aber alles andere als einfach", sagt Schulleiterin Ulrike Reichert. Jürgen Schmid, der an der FOS Geschichte unterrichtet und Lernprogramme organisiert, schätzt die Kombination von Unterricht und Praktika. "Die Schüler können während des Praktikums bereits Kontakte knüpfen zu potenziellen späteren Arbeitgebern." Sie entwickelten ihre Persönlichkeit, entdeckten ihre Vorlieben und das, was ihnen weniger "schmecke".

Seminare wie das über Zeitmanagement bescheren den Jugendlichen nach Meinung der Pädagogen so manches Aha-Erlebnis. Vielleicht kommen sie ja gerade deshalb so gut an. Der AOK-Knigge-Kurs "Benimm ABC", den Natascha Schlichting ebenfalls im Angebot hat, stößt bei angehenden Berufsanfängern auf ein großes Echo. "Ich versuche immer, den jungen Leuten auf Augenhöhe zu begegnen", betont Schlichting. So hält sie es auch an diesem Vormittag. Neben Wissensvermittlung ("Wie funktioniert das Gehirn?") stehen Lernmethoden und Zeitplanung im Mittelpunkt. Es geht um Lesekompetenz, Motivation und Arbeitsplatzgestaltung.

Die Schüler machten sich in Gruppen Gedanken zu einem Thema, oder sie stellten anhand von Tests und Denksportaufgaben fest, welchem Lerntypus sie am meisten entsprechen. Informiere ich mich am leichtesten durch Beobachtung oder Lesen, also visuell? Oder lerne ich am besten über das Hören, durch Kommunikation oder durch Begreifen, Schreiben, aktives Tun? "Egal, mit welcher Technik man sich einen Stoff aneignet: Es braucht Wiederholung, um das Wissen zu festigen", betont Schlichting. "Nur dann nimmt auch das Langzeitgedächtnis die Information auf." Da das Gehirn Informationen in den Pausen speichere, sollte man höchstens 60 Minuten am Stück lernen, dann eine Viertelstunde Pause machen - am besten an der frischen Luft, mit Bewegung.

Ganz bei der Sache waren die jungen Leute, als es um die "Zeitfresser" ging. Eindeutig erkannten sie im Smartphone den größten Zeitdieb, gefolgt von den Freunden und der Familie, den sozialen Medien sowie TV, Hobbys und Schlaf. Besser also, wenn man beim Lernen das Smartphone im Zimmer nebenan deponiert, damit man nicht in Versuchung kommt, ständig einen Blick darauf zu werfen. "Jeder Blick aufs Smartphone beim Lernen bedeutet einen Zeitverlust von 15 bis 20 Minuten", machte Schlichting ihren Zuhörern klar. Die Konzentration leide, man müsse wiederholen, das bedeute mehr Arbeit und wiederum Zeitverlust. Eine Studie sage aus, dass Arbeitnehmer alle elf Minuten abgelenkt werden. Das koste Unternehmen eine Menge Geld. So haben die Schüler das noch nicht gesehen.

Wie wichtig auch Bewegung und eine ausgewogene Ernährung für effektives Lernen und die Leistungsfähigkeit sind, daran erinnert die Referentin ebenfalls. Auf keinen Fall sollte man mit leerem Magen in eine Prüfung gehen. Dann gerate man auch weniger schnell in Stress. Und noch ein Tipp: Prüfungsfragen erst genau lesen, bevor man den Stift zückt. "So mancher hat schon viel Zeit vertan, indem er sich unnötig viel Arbeit gemacht hat."

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