Hof/Wunsiedel Mit dem Tablet immer in Verbindung

Mit dem Tablet immer in Verbindung Quelle: Unbekannt

Drei Dutzend Tablets hat "Hilfe für Nachbarn" an Seniorenheime in der Region gespendet. Damit können die Bewohner während der Corona-Zeit Kontakt zu ihren Angehörigen halten.

 
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Hof/Wunsiedel - Hans Sieber (79) hat seinen Rollstuhl am Fenster des Martin-Schalling-Hauses in Marktredwitz platziert. So kann er beobachten, was unten auf der Straße vor sich geht. Auf dem Tisch vor ihm liegt ein Tablet, mit dem der Senior im Internet surft. So erfährt er, was in der Welt passiert, beispielsweise aus der Online-Ausgabe der Frankenpost, die auf den Geräten freigeschaltet ist. Auch mit seiner Nichte skypt er immer wieder. Hans Sieber gehört zu den regelmäßigen Nutzern der Tablets, die "Hilfe für Nachbarn" den Seniorenwohnheimen der Region zur Verfügung gestellt hat. Der Senior ist neuen Medien gegenüber aufgeschlossen, er hat immer sein Mobiltelefon dabei, mit dem er auch Fotos aufnimmt und verschickt.

Aber "auch viele andere Heimbewohner freuen sich über die Möglichkeit, zu ihren Angehörigen live und in Farbe Kontakt aufzunehmen", sagt Manuela Popp, die Leiterin des Heims in Marktredwitz, das die Diakonie Hochfranken betreibt. Die Einrichtung hat zwei Geräte erhalten, die durch die Wohnbereiche wandern und rege genutzt werden. Die Betreuer stellen dabei den Kontakt zu den Skype-Partnern und die Online-Verbindung her. Zuvor waren die Angehörigen per Brief über die neue Möglichkeit informiert worden. Vor allem während des Lockdowns waren die Senioreneinrichtungen hermetisch abgeriegelt. Denn die Bewohner zählen zur besonders gefährdeten Risikogruppe. Selbst Verwandte erhielten keinen Zutritt. Somit entfiel der persönliche Kontakt. "Die alten Menschen haben darunter sehr gelitten, ihr Zustand hat sich teilweise rapide verschlechtert", hat Manuela Popp beobachtet.

"Wir sind sehr froh, dass wir die Tablets erhalten haben. Ein ganz tolles Geschenk!", freut sich auch Sabine Dippold, die Leiterin des Seniorenhauses der Hofer Hospitalstiftung Am Unteren Tor. Inzwischen sei das strenge Besuchsverbot zwar etwas gelockert worden, aber vor allem Bewohner, deren Angehörige weiter weg wohnen, hätten damit die Möglichkeit erhalten, Bilder ihrer Enkel zu sehen oder Kontakt aufzunehmen. Die Einrichtung verfügt über Wlan auf allen drei Wohnbereichen, so dass die Tablets rege in Gebrauch sind. Vornehmlich nutzen die dortigen Ergotherapeuten und Betreuungsassistenten die Geräte allerdings für Beschäftigung und Unterhaltung. "Man kann mit den Senioren nicht ständig nur ‚Mensch-ärgere-Dich-nicht‘ spielen", erklärt die Einrichtungsleiterin. "Die internetfähigen Geräte bringen den Bewohnern das Leben draußen nahe. Wir schauen uns beispielsweise historische Bilder aus der Stadt Hof an und wecken so Erinnerungen bei unseren Senioren, Nachrichten oder Tierbilder, über die wir dann gemeinsam sprechen. Auch Rätsel, die unsere Betreuer mit den Bewohnern gemeinsam lösen, sind beliebt, oder Rezepte", berichtet Dippold. Die drei Geräte, die das Haus Am Unteren Tor in Hof erhalten habe, seien ausreichend: "Nicht jeder Senior will oder kann sie nutzen".

Vier Tablets sind an das BeneVit-Seniorenheim in Schönwald gegangen. Inzwischen dürfen Angehörige unter strikten Hygienevorschriften mit FFP-Maske, Kittel und nach Temperaturmessung zwar wieder ins Haus kommen und die Bewohner in ihren Zimmern aufsuchen. Aber auch hier wird per Tablet geskypt, wenn Angehörige weiter weg wohnen. "Ehemalige Schulfreundinnen halten ebenfalls über das Internet Kontakt", hat Carmen Krone, die Leiterin der Einrichtung, beobachtet. "Vorher hatten wir lediglich einen Laptop für das gesamte Haus, der ständig unterwegs war. Jetzt steht in jeder Wohneinheit ein Tablet zur Verfügung", freut sich Krone.

Insgesamt 35 Tablets im Gesamtwert von fast 9000 Euro wurden von "Hilfe für Nachbarn" übergeben. Von der Spende profitieren rund zwei Dutzend Senioren- und Pflegeeinrichtungen in den Landkreisen Hof und Wunsiedel. Die Geräte hat der Rotary-Club Hof-Bayerisches Vogtland finanziert. "Das Projekt soll helfen, dass Senioren in dieser schweren Zeit nicht vereinsamen", erklärt Andreas Pöhlmann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hochfranken, der auch den Vorsitz bei "Hilfe für Nachbarn" innehat. Die Idee geht auf den Benefizlauf "Menschen laufen für Menschen", den der Rotary Club seit einigen Jahren auf Initiative von Professor Matthias Schürmann durchführt, zurück. Weil der Lauf in der Gruppe heuer nicht möglich war, wurde die Veranstaltung über das Internet gesteuert. Rund 17 000 Euro kamen dabei zusammen, wovon rund die Hälfte für die Tablets verwendet wurde. Andreas Pöhlmann betont: "Jeder Cent, der dem Verein ‚Hilfe für Nachbarn‘ zufließt, kommt uneingeschränkt den Empfängern zugute. Wir sind dem Rotary Club Hof-Bayerisches Vogtland sehr dankbar für die Spende und den Diakonien für die Organisation."

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