Hof Mit der Bombe steigt das Interesse am Baugebiet

Sören Göpel
 Foto: News 5 / Fricke

Dass die Stadt Hof neues Baugebiet ausgewiesen hat, weiß offenbar noch nicht jeder. Als die Meldung über die entschärfte Weltkriegsmunition durch die Medien geht, gehen weitere Bewerbungen ein.

 
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Hof - Die Bagger mit den riesengroßen Löffeln, die locker einen Kleinwagen tragen könnten, versetzen Tonnen von Erde. Männer in orangen Westen laufen gestikulierend über die Flächen, die gerade peu à peu zu Straßen werden sollen. Der Wind bläst ihnen gehörig ins Gesicht. Schnell rein in den Baucontainer. Lagebesprechung.

Einen Tag nach dem Fund einer Fliegerbombe am Hofer Rosenbühl gehen die Arbeiten zwischen Max-Reger- und Carl-Orff-Straße planmäßig weiter. "Wir haben damit gerechnet, dass mal was kommt", sagt ein Arbeiter. Mindert der Weltkriegsfund nun den Wert des Gebietes, wo die Stadt Hof 135 Euro pro Quadratmeter Grund aufruft?

Ganz im Gegenteil. Die Nachfrage nach den 54 Bauplätzen sei ungebrochen, sagt Alexander Wilfert vom Liegenschaftamt. Derzeit bewerben sich zwei Interessenten für jede einzelne Fläche. Die zukünftigen Bauherren kennen nach Angaben der Stadt die Geschichte des Gebietes unterhalb des Bismarckturms. Und die, die noch gar nichts vom Neubaugebiet gehört haben, kannten es spätestens am Montagabend: "Kurioserweise gingen im Zuge der Berichterstattung nochmals mehrere Vormerkungen für Baugrundstücke ein." Für Wilfert "ein schöner Beweis dafür, dass uns die Bürger durchaus einen vernünftigen und verantwortungsvollen Umgang mit schwierigen Aufgabenstellungen zutrauen."

Der Hofer Hauptbahnhof, der Bahnhof Neuhof und die Unterkotzauer Eisenbahnbrücke waren wegen ihrer verkehrstechnischen Bedeutung im Zweiten Weltkrieg Ziel von Bombenangriffen. "Relikte aus dieser Zeit finden wir daher leider immer wieder." Anwohner und Zeitzeugen hätten die Stadt frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass auch im Neubaugebiet mit Munitionsfunden gerechnet werden müsse.

Die Erdarbeiten seien bereits bei den ersten Bodenproben von ausgebildeten Kampfmittelsuchern begleitet worden. Wilfert: "Da wir natürlich auch vermeiden möchten, dass die Häuslebauer die Katze im Sack kaufen, hat die Stadt Hof die Untersuchung und Begutachtung des gesamten Baugebietes im Hinblick auf eine mögliche Kampfmittelbelastung geplant."

Eine Fachfirma sichte dafür zunächst historische Luftaufnahmen, die nach den Bombenangriffen entstanden seien. Dort, wo großes Risiko bestehe, werde der Oberboden abgeschoben. Anschließend werde der Boden tiefensondiert. So sollen Munitionsreste aufgespürt und geborgen werden. "Dieses Vorgehen ist auch in Städten oder Regionen üblich, die im Zweiten Weltkrieg stärker von Bombardierung betroffen waren. Am Ende dieser Untersuchung meldet die Spezialfirma das Gelände als kampfmittelfrei, damit die Bauparzellen mit gutem Gewissen verkauft werden können", erklärt Wilfert. In den Notar-Verträgen werde auf diese Problematik und die durchgeführten Erkundungsmaßnahmen explizit hingewiesen. Allerdings werde auch klargestellt, dass es keine Unfehlbarkeit und keine hundertprozentige Sicherheit gebe.

Die Entschärfung der Bombe am Montagabend stellte für die Spezialisten keine große Herausforderung dar. Nach dem Fund am Nachmittag gegen 15 Uhr machte sich eine Spezialfirma auf den Weg. Für Hof ist das Sprengkommando Nürnberg zuständig, das wiederum Partner mit der Entschärfung betraut, erklärt Alexander Wilfert.

Der letzte größere Kampfmittelfund in Hof sei eine 500-Kilo-Bombe bei Bauarbeiten am Güterbahnhof im Jahr 2002 gewesen. Über die Zahl der Funde im Bereich Rosenbühl/Bismarckturm gebe es keine Kenntnisse.

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