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Lichtenberg/Oberkotzau Muskelkater nach dem Schaufeln

Sandra Hüttner,

Oberfranken helfen in Oberbayern, den Schnee von den Dächern zu räumen. Mitglieder der DLRG berichten von ihrem Einsatz.

 
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Lichtenberg/Oberkotzau - Die Bilder vom Schneechaos in Oberbayern sind täglich in den Medien zu sehen. Vor Ort miterlebt haben die Situation Mitglieder der DLRG aus Lichtenberg und Oberkotzau.

Am Freitagmorgen rückte der erste Wasserrettungszug Oberfranken mit 32 Ehrenamtlichen vom Sammelpunkt in Bayreuth aus. Vom Ortsverband Bad Steben/Lichtenberg war Vorsitzender Alexander Brandt mit Sohn Felix dabei. Die beiden Lichtenberger waren auf den Dächern der Ludwig-Thoma-Grundschule in Traunstein im Einsatz, die sie vom Schnee befreit haben. Dabei habe die Eigensicherung oberste Priorität gehabt. "Tückische Gefahren sind der Absturz etwa durch Ausrutschen oder der Einbruch durch ein Oberlicht. Dies wurde vorher analysiert", berichtet Alexander Brandt. Er und Sohn Felix sind als Strömungsretter ausgebildet - was den Einsatz bei Schnee erst ermöglicht. "Wir erlernen bereits in der Helfergrundausbildung Absturzsicherungsmaßnahmen, die bei der Ausbildung zum Strömungsretter vertieft werden. Dies gewährleistet auch sicheres Arbeit in der Höhe", erklärt Brandt. Er berichtet von den Staulagen im Katastrophengebiet: Auf einer Dachseite türmt sich der Schnee bis zwei Meter hoch, auf der anderen liegt nur ein halber Meter. Der Regen lasse das Gewicht des Schnees stark steigen: "Das macht es so gefährlich."

Zwei Tage schaufelten die Lichtenberger Hand in Hand mit weiteren Hilfskräften. "Mit Einbruch der Dunkelheit wurden die Arbeiten reduziert. Ehrlich gesagt hat es die Nachtruhe nach der starken körperlichen Arbeit auch gebraucht." Als Frankenwälder sei er das Schneeschippen zwar gewöhnt. "Die Masse unterscheidet sich halt", merkt er an. Ob Alexander Brandt ein weiteres Mal in Richtung Südbayern aufbrechen wird, steht noch nicht fest. Der Familienvater arbeitet im Elektrohandwerk; sein Chef Guido Eberlein ist sehr verständnisvoll, sodass ein weiterer Einsatz unter der Woche kein Problem wäre. In seiner Firma sind drei der acht Mitarbeiter in den Hilfsorganisationen Feuerwehr und DLRG ehrenamtlich tätig. Wenn der "Piepser" geht, eilen sie zum Einsatz. Guido Eberlein, selbst Vereinsvorsitzender, weiß, wie dringend die Einsatzkräfte in den ehrenamtlichen Hilfsorganisationen gebraucht werden. "Wir haben glücklicherweise auch verständnisvolle Kunden, denn niemand weiß, wann er selbst einmal Hilfe braucht", merkt Alexander Brandt an. Er erzählt auch von dem großen Entgegenkommen der Oberbayern, die sich bestens um das leibliche Wohl kümmern. "Wir hatten immer eine volle heiße Kaffeetasse." Auch wenn er lacht, gesteht der DLRG-ler, dass Schneeschaufeln über einen längeren Zeitraum massive Kondition erfordert. "Der Muskelkater war am nächsten Tag deutlich zu spüren."

"Es war anspruchsvoll und sehr kräftezehrend", fasst Markus Thiel von der DLRG Oberkotzau seinen Einsatz in Oberbayern zusammen. Auch er war bei Traunstein dabei; Freitagmittag erreichten die acht Allrad-Fahrzeuge Traunstein. Während andere DLRG-Ortsverbände zwar über ein paar Gurte, Karabiner und Seile zur Absicherung verfügen, ist man in Oberkotzau auf die Absicherung spezialisiert. Die drei Seiltechniker Markus Thiel, Mario Döll und Tim Lennartz wissen, worauf es ankommt, damit keinem Helfer etwas passiert - bei der Wasser- und Eisrettung wie beim Schneeräumen auf dem Dach.

Auch sie arbeiteten auf den Flachdächern der Grundschule. "Erst auf der Schaufel merkt man, wie schwer der Schnee wirklich ist", sagt Thiel. Das Räumen sei für alle Beteiligten "echte Knochenarbeit" gewesen.

Die Mühen der Helfer wurden belohnt: "Der Hausmeister der Schule war sehr hilfsbereit, und der Schulleiter versorgte uns mit Leberkässemmeln." Nach einer Nacht im Wasserrettungszentrum der DLRG Traunstein ging es am Samstag weiter, bis die Schule vom Schnee befreit war.

Während die restlichen 29 Mitglieder des Wasserrettungszuges Oberfranken die Heimreise antraten, verlängerten die drei Oberkotzauer ihren Aufenthalt um einen Tag. Am Sonntagmorgen rückte der zweite Wasserrettungszug aus Oberfranken an, diesmal mit sieben Mitgliedern der DLRG Oberkotzau. "Als wir auf die Kollegen gewartet haben, bot sich uns ein beeindruckendes Bild", sagt Markus Thiel. "So viele Rettungskräfte von Feuerwehren, THW, Bergwachten und Sanitätern, die in das Katastrophengebiet kommen, um den Leuten zu helfen. Es war unglaublich." Allein die DLRG Bayern hatte am Sonntag rund 300 Kräfte nach Oberbayern entsandt.

Am Sonntag arbeiteten die Helfer auf den Dächern eines Bauernhofes. Gegen Abend rückte der Wasserrettungszug wieder ab, und auch die drei Oberkotzauer kamen wohlbehalten wieder heim.

Wie das THW mitteilt, hat der Regionalbereich Hof rund 50 Einsatzkräfte nach Südbayern entsandt, aus den Ortsverbänden Hof, Kronach, Kulmbach, Naila, Pegnitz, Selb und Weiden, in die Einsatzgebiete Garmisch Partenkirchen sowie Berchtesgadener Land. Die Organisation stellt sich auf die Verlängerung des Einsatzes bis Ende der Woche ein.

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