Plauen Nachbarstadt plant Evakuierung von 17.000 Menschen

Bombenfund - Symbolfoto Foto: Bodo Schackow, dpa

Nach einem vermeintlichen Bombenfund steht die Stadt Plauen vor der größten Aktion dieser Art jemals. Ein logistischer Kraftakt wird geplant.

 
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Plauen - Wer am kommenden Samstag einen Einkaufsbummel plant, sollte die Hofer Partnerstadt Plauen besser meiden. Dort steht am 18. Juli die größte Evakuierungsaktion in der Geschichte der Stadt an. Nach einem vermeintlichen Bombenfund in den Innenstadt, genauer am für die Kunstszene bedeutenden Weißbachschen Haus, müssen voraussichtlich rund 17 000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Am Freitag soll der Kampfmittelbeseitigungsdienst anrücken und mit der Untersuchung des Geländes beginnen. Sollte es sich tatsächlich um eine oder mehrere Bomben handeln, werden die Experten entscheiden, in welchem Umkreis zu evakuieren ist. Für eine 250-Kilo-Bombe gilt in Sachsen ein Radius von einem Kilometer. Das heißt: Alle, deren Aufenthaltsort sich in diesem Radius befindet, sind verpflichtet, diesen zu verlassen. Das gilt für Wohnungen, Geschäftsräume, Kindergärten, Schulen, Altersheime, Krankenhäuser.

Bei ersten Untersuchungen wurden metallische Gegenstände gefunden. Die Sondierungen haben bereits vor Wochen begonnen, so dass die Stadtverwaltung bereits Ende Mai mit den Planungen für die großangelegte Evakuierung beginnen konnte.

Seit Tagen appellieren der Plauener Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer und Einsatzleiterin Anja Ullmann an die Bürger, sich schon jetzt Gedanken zu machen, wo sie den Samstag verbringen und ob sie bei Freunden oder Bekannten unterkommen können. Wer keine Alternative findet, kommt in Notunterkünften, der Festhalle oder einer Mehrzweckhalle unter. Dort gelten natürlich die Hygieneregeln - alle müssen einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Alle Notunterkünfte sind mit der Straßenbahn erreichbar.

Es ist die größte, aber bei Weitem nicht die erste Evakuierungsaktion in Plauen. Ganz nah der aktuellen Fundstelle gab es 2019 die bislang größte Maßnahme: Damals mussten für die Zeit der Bombenentschärfung 4000 Menschen ihr Zuhause verlassen.

Immer wieder bringen Bauarbeiten in Plauen Bomben ans Tageslicht. Die Stadt war im Zweiten Weltkrieg Ziel der alliierten Kampfflieger und wurde zu 75 Prozent zerstört. Schätzungsweise 45 000 bis 50 000 Bomben waren auf die Stadt abgeworfen worden. Die Folgen sind bis heute dramatisch: Seit 1990 rückte der Kampfmittelbeseitigungsdienst 54 mal an. In den vergangenen 40 Jahren stellten Fachleute 71 Bomben sicher. red

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