Veranstaltungen im öffentlichen Raum - auf Rathausplätzen etwa - seien in diesem Jahr nicht möglich. "Hier sind Ideen gefragt und wir müssen verantwortungsbewusst handeln", sagt Anderlik.
Der Bund Deutscher Karneval hat beschlossen, seine Sessionseröffnung am 11.11. digital abzuhalten. In seiner Pressemitteilung beschreibt der BDK die aktuelle Pandemie als "große Belastung für Vereine und Verbände". Die diesjährige außergewöhnliche Session wird auch mit einem BDK-Song untermalt, der die aktuelle Situation der Narren witzig pointiert.
Der Bad Kissinger Kabarettist Michl Müller schrieb das Lied "Die längste Polonäse auf der Welt", in dem er Abstandsregelungen aufs Korn nahm.
Der BDK schreibt, er möchte den Menschen "etwas schenken" - nämlich das "besondere Gefühl der Lebensfreude und der Gemeinschaft". Mit diesen dramatischen Worten versucht er von oben, die Mitglieder zu motivieren. Ob das gelingt?
Michael Brendel von der Karnevalsgemeinschaft Bad Steben zeigt sich jedenfalls positiv. "Alle Sitzungen sind abgesagt, aber es wird Alternativen geben." Der Präsident des Vereins steht hinter den Absagen, die im September entschieden wurden. Das sei die richtige Entscheidung gewesen. Gerade könne man einfach nichts planen und müsse "von der Hand in den Mund leben".
Die Planungen für Januar laufen trotzdem auf Hochtouren. "Wir haben viele Ideen - wir verlegen das Ganze einfach in den digitalen Raum", sagt Brendel. Insbesondere in den sozialen Medien wolle der Verein seine Ideen präsentieren. Sie seien dabei, Ideen zu finden und alles könne sich ändern. Momentan sei eine Art "Hintergrundberichterstattung" geplant. "Die Menschen kennen die Bühne im Karneval nur von vorne - wir wollen dieses Jahr zeigen, was sich hinter den Kulissen abspielt", erzählt Brendel.
Der Verein scheint mit seiner Online-Strategie nicht ganz auf dem Holzweg zu sein; sie hätten dieses Jahr schon vier neue Mitglieder gewinnen können, während andere über Mitgliederschwund klagen. "Wir machen insbesondere viel für die Kinder, das scheint anzukommen", sagt Brendel.
Geplant sei auch, die Trainer des Vereins und die Aufgaben des Präsidenten auf digitalem Weg vorzustellen. "Wer bin ich und was mache ich?" - das sei sicherlich auch für die Menschen interessant. Neben der Mitgliederbetreuung sei die Planung die größte Herausforderung.
Auch in Lippertsgrün setzten die Narren auf digitale Präsenz: "Wir werden Videosequenzen auf unseren sozialen Kanälen und unserer Homepage veröffentlichen. Alle Veranstaltungen vor Ort haben wir abgesagt", sagt Markus Franz, Präsident der TUS Lippertsgrün. Die Übernahme der Stadtkasse war die einzige Veranstaltung. "Da haben wir schon gemerkt, wie es langsam anfing zu kribbeln. Wir sind motiviert, ein paar kleinere Aktionen digital zu starten", sagt der Präsident. Man müsse eben kurzfristig planen.
Beate Stock von der Hofer Karnevalgesellschaft Narhalla sieht das genauso: "Wir wissen nicht, wie die Situation im Januar aussieht", sagt sie. Gerade habe sie wenig Hoffnung, dass sich bis dahin viel ändert. Deshalb gebe es bei der Narhalla dieses Jahr keinen Karneval, wie man ihn kennt. "Wir haben aktuell alles abgesagt", sagt sie. Von digitalen Alternativen halte sie wenig: "Der Funke springt dort nicht über." Sie setzten im Verein auf digitale Kommunikationswege, wenn es um die Betreuung der Kinder in den Tanztrainings geht. "Wir haben sehr kreative Trainer, die die Kinder online bei Laune halten." Trotzdem sei die Situation traurig und sie hoffe, dass wenigstens die kommende Session annähernd normal stattfinden könne. "Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt."
Die Karnevalsgesellschaft Töpen stellt den Nachwuchs in den Mittelpunkt. "Für die Kinder tut es mir im Herzen weh", sagt Präsidentin Christine Zenkel. "Doch wir bleiben positiv - das macht die Narren schließlich auch aus."