Hof Neue Bäume braucht die Stadt

Von Helmut Engel
Dieser Eisenholzbaum ist einer von acht in der Hofer Enoch-Widmann-Straße, der zum Projekt "Stadtgrün 21" gehört. Im Bild Robert Geiser (Mitte) mit Matthias Wenzel (links) und Christoph Grzesian. Foto: Helmut Engel

Der Klimawandel setzt Stadtbäume unter Stress. Wissenschaftler forschen deshalb in Hof und Münchberg.

 
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Hof/Münchberg - Welche Bäume können dem Klimawandel auch in den Städten trotzen? Dieser Frage gehen der Lehrstuhl für Waldwachsbaumkunde an der TU München und die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim nach; sie haben 2009 im Rahmen des Projekts "Stadtgrün 21" in Hof/Münchberg, Würzburg und Kempten jeweils 20 verschiedene Baumarten gepflanzt, insgesamt 460 Exemplare. Robert Geiser von der TU München - Sohn des Schauensteiner Bürgermeisters Peter Geiser - hat nun in Hof die Bäume untersucht und erste Ergebnisse vorgestellt.

Geiser erklärt, dass die Stadtbäume eine Vielzahl von Funktionen erfüllen. Sie reduzieren den CO2-Ausstoß, erzeugen Frischluft, regeln die Temperatur, filtern Feinstaub heraus und dienen auch der Ästhetik und dem Wohlbefinden des Menschen. Aber gerade in der Stadt sind die Bäume hohem Stress ausgesetzt durch Verdichtung und Versiegelung des Bodens, Trockenheit und Hitzestrahlung von Wänden und Straßen, Schadstoffe und Streusalz. Nicht zu unterschätzen seien auch Kot und Urin von Hunden. Sogar Vibrationen durch den Straßenverkehr schädigen Wurzeln, Stamm und Krone. Klimatische Veränderungen, die sich beispielsweise in der großen Sommerhitze 2014 und 2015 zeigen, und Extremwetterereignisse setzten die Bäume noch stärker unter Stress.

Dadurch sei eine ganze Reihe von klassischen Stadtbaumarten nicht mehr den Anforderungen gewachsen, erklärte Geiser. Sie würden anfällig gegen bisher kaum in Erscheinung getretene Schädlinge wie Prachtkäfer, die eingewanderte Wollige Napfschildlaus oder den eingeschleppten Asiatischen Cirusbockkäfer. Geiser nennt auch die Kastanienminiermotte, die sich von Ungarn aus ausgebreitet hat und der viele Rosskastanien zum Opfer gefallen sind. Sorge müsse man sich auch um die Esche machen.

Für das Projekt wurden 20 Baumarten ausgewählt, die robust genug sein könnten, den Klimabedingungen der Städte zu trotzen. In jeder Stadt hat man jeweils sechs bis acht Bäume jeder Art gepflanzt. Geiser erklärt die Standorte: Würzburg sei eine Stadt mit langen Trockenperioden und hohen Temperaturen, sogenanntem Weinbauklima. Hof/Münchberg ist kontinentalem Klima mit hoher Frostgefährdung ausgesetzt, in Kempten herrscht gemäßigtes Voralpenklima mit hohen Niederschlägen. Bis 2021 werden die Bäume getestet, ob sie als Stadtbaum taugen. Laut Geiser sollte das Projekt aber verlängert werden, um noch genauere Fakten zu gewinnen.

Mit Freuden erfuhren die Verantwortlichen der Stadt Hof, Christoph Grzesiak und Matthias Wenzel (beide Sachgebiet Grünanlagen) und Rainer Krauß (Pressesprecher), dass nur vier Prozent der gepflanzten Bäume während der ersten beiden Jahre ausgefallen sind. "Wir Förster rechnen im Wald mit etwa zwölf Prozent", erklärte Geiser. Ein Komplettausfall sei allerdings die ungarische Eiche gewesen. Dies könne an der hohen Salzbelastung im ersten Winter gelegen haben. Robert Geiser hat in Hof/Münchberg alle Projektbäume vermessen. Aufgezeichnet werden die Baumhöhe, der Durchmesser, die Kronenintensität und der sogenannte Blattflächenindex. Dazu wurde eine Spezialkamera entwickelt.

Die bisherigen Ergebnisse fielen sehr zufriedenstellend aus, erklärt Geiser. Die "wüchsigsten" Bäume seien die Späth'sche Erle, der Eisenholzbaum und der Zelkova. Die höchste Wüchsigkeit habe die Hälfte der Baumarten am Kältestandort Hof/Münchberg.

Sogar Vibrationen durch den Straßenverkehr schädigen Wurzel, Stamm und Krone.

Robert Geiser, TU München

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