Hof Präzisere Operationen durch einen Roboter

Sandra Langer

Davon profitieren die Patienten am Hofer Sana-Klinikum. Um das Gerät zu bedienen, ist für den Operateur ein langes und gründliches Training notwendig.

 
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Hof - Rund 33 000 Männer und 27 000 Frauen erkranken jährlich an Darmkrebs, der zweithäufigsten Krebsart beider Geschlechter. Professor Dr. Christian Graeb, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Sana-Klinikum Hof, hat während seiner ärztlichen Laufbahn verschiedene Operationsmethoden kennengelernt. Er ist überzeugt von modernster, robotergestützter Technik und neuen Methoden wie dem sogenannten TaTME-Verfahren, die den Operationserfolg maximieren und gleichzeitig Risiken und Komplikationen minimieren können. Beide Verfahren hat der Experte am Sana-Klinikum Hof jüngst neu etabliert.

"Robotergestützt" - das klingt, als hätte der Operateur nicht mehr viel zu tun? Weit gefehlt! "Die Technik unseres Operationssystems Da Vinci ist ähnlich der, mit der Kampfpiloten der US-Airforce arbeiten", erklärt Professor Graeb. "Das muss man lange trainieren. Es handelt sich bei diesen Geräten um einen Meilenstein der Chirurgie." An beiden Fingertasten liegen verschiedenste Funktionen; zusätzlich gibt es noch sieben Pedale, die mit den Füßen bedient werden. Chirurgen, die mit dem Da Vinci operieren möchten, müssen zunächst viele Stunden Online-Training an einem Simulator absolvieren. Erst dann stehen Präsenzseminare (nach wie vor am Simulator) und später erste Operationen unter Anleitung eines bereits am System erfahrenen Kollegen an.

Wie beim Operieren mit der sogenannten Schlüssellochtechnik (Laparoskopie) sind für eine Darm-Operation mit dem Da Vinci statt eines großen Bauchschnittes nur sehr kleine Schnitte notwendig. Die Intrumente des da Vinci jedoch sind nicht starr, sondern um 360 Grad drehbar, das 3 D-Bild ermöglicht räumliches Sehen, und die computergestützte Steuerung macht zudem extrem präzises Operieren und Nähen möglich. "Das ist gerade bei Enddarmoperationen sehr wichtig", erklärt Chefarzt Graeb. "In dieser Gegend verlaufen unzählige Nerven, die für die Steuerung der Blase, die Funktion des Schließmuskels und das sexuelle Empfinden wichtig sind."

Der Begriff "computergestützte Operation" bedeute nicht, dass der Patient alleine am OP-Tisch liegt und der Chirurg im Büro sitzt: Patient und Operateur befinden sich im selben Raum; neben dem üblichen Team aus Ärzten und OP-Schwestern bewacht ein weiterer Chirurg das Geschehen am OP-Tisch.

Sowohl der Da-Vinci-Roboter als auch die Anwendung der sogenannten TaTME-Methode (transanale totale mesorektale Exzision) praktiziert in der Region nur das Sana-Klinikum. "Die Besonderheit an der TaTME-Methode ist, dass der Eingriff zur Entfernung von Tumoren über zwei Zugänge durchgeführt wird", erklärt Professor Graeb. Während ein Chirurg in Schlüsselloch-Technik vom Bauchraum aus operiert, führt ein zweiter Operateur den Eingriff endoskopisch durch den Anus durch.

Auch hier macht modernste Kameratechnik äußerst präzise und an Komplikationen arme Operationen möglich. Während Patienten früher bei einer Enddarmoperation mit offenem Bauchschnitt häufig Blutkonserven brauchten und im Anschluss Probleme mit der Wundheilung hatten oder dauerhaft auf einen künstlichen Ausgang angewiesen waren, fließt hier kein Tropfen Blut - und die meisten Patienten fühlen sich deutlich schneller wieder fit.

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