Hof Reinhard Meringer tritt aus der SPD aus

Nur im Nachhinein für die Stadtratswahl nominiert zu werden, reicht dem Genossen nicht. So zieht er einen Schlussstrich. Er hat aber vor, anderswo anzutreten.

 
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Hof - Die Bombe ist geplatzt - und es wird nur für jene überraschend gekommen sein, die Reinhard Meringer nicht gut kennen. Am gestrigen Mittwoch hat er im Parteibüro seinen Austritt aus der SPD erklärt - nach knapp 40 Jahren Parteizugehörigkeit. Den vierseitigen handschriftlichen Brief, in dem er seine Beweggründe nennt (und der der Frankenpost vorliegt), dürften heute vom Kreisverband bis zur Bundes-spitze der Partei viele in der Post haben. Alles lässt sich mit einem einzigen Satz daraus zusammenfassen: "Ich bin wütend und traurig, wie man nach all den Jahren mit mir umgegangen ist." Dabei hätte Reinhard Meringer, anfänglichen Querelen zum Trotz, durchaus regulär auf der Wahlliste für den Hofer Stadtrat 2020 stehen können.

Rückblick: Mitte Juli hat der erweitere Kreisvorstand der SPD einen ersten Vorschlag für eine Wahlliste für die Stadtratswahl 2020 erstellt. Die Liste liegt der Frankenpost vor, darauf befinden sich 40 Namen von Hofer Bürgern, die für die Sozialdemokraten in den Wahlkampf ziehen würden. Wie ausführlich berichtet, stand der Name Reinhard Meringers nicht darauf - sehr zur Überraschung des 71-Jährigen: Als langjähriger und sehr aktiver Stadtrat hatte er sich sogar eine bessere Platzierung als in vergangenen Wahlkämpfen ausgerechnet gehabt. Doch die Genossen rieben sich schon lange an ihm, an seinen teils offenen Gegenpositionen gegen die eigenen Fraktionsmitglieder ebenso wie an seinen oft endlosen Monologen zu Themen, die gerade gar nicht ernsthaft zur Debatte standen. Dennoch betonte der SPD-Kreisvorstand Anfang August auf Frankenpost-Anfrage, dass man sich ja erst am Anfang des Prozederes befände, dass es sich allenfalls um Vorschläge handle, die noch durch die einzelnen Partei-Gremien gehen müssten. Das ist auch geschehen - und das macht Meringers Entscheidung umso spannender.

Am vergangenen Mittwoch hat der SPD-Ortsverein Hof-Ost/Jägersruh in der Gaststätte Deutsche Flotte in der Plauener Straße getagt. Einer der Tagesordnungspunkte: "Vorstellung und Diskussion der Kandidatenliste." Wie berichtet, hatten aus dem Gebiet des Ortsvereins drei Kandidaten auf der Vorschlagsliste gestanden, Meringer wider Erwarten nicht. Sein Name kam freilich auf der Versammlung - auf der er ebenfalls anwesend war - ins Gespräch. "Und nach einer knapp zweistündigen Diskussion hat eine große Mehrheit dafür gestimmt, einen Antrag beim Kreisverband zu stellen, dass der Reinhard doch noch auf die Kandidatenliste kommt", berichtet Ortsvereinsvorsitzende Andrea Hering auf Anfrage. Von den zehn anwesenden Mitgliedern hätten acht dafür gestimmt, Meringer der Nominierungsliste nachträglich hinzuzufügen. "Und zwar auf einem guten Listenplatz", wie Hering betont. Nicht zuletzt sie selbst habe dafür auch lange Gespräche mit Meringer geführt. "Und nach der Versammlung hätte ich geglaubt, dass er das so akzeptiert und als gut befindet." Dann sei zwei Tage später eine E-Mail von ihm bei ihr eingegangen - so wie bei vielen verantwortlichen Genossen.

Darin kündigte Meringer den Parteiaustritt an, den er nun vollzogen hat. "Ich habe mich nach der Versammlung mit meiner Frau beraten, und es war schnell klar, dass ich das so mache", erklärt er. Das sei der schwerste und traurigste Schritt seines Lebens, doch er könne nicht darüber hinwegsehen, wie hier nach allen Erfolgen und Stimmen, die er schon für die Partei geholt habe, mit ihm umgegangen wird. In der Partei hat er seinen Austritt bereits amtlich gemacht, im Rathaus habe er ihn zumindest mündlich mitgeteilt. Denn Meringer will weiter aktiv Politik für Hof machen.

"Ich möchte mich den Freien Aktiven Bürgern anschließen", sagt er. "Ich will sozial-liberal bleiben, das war ich immer." Vonseiten der FAB sieht man das positiv: "Wir verwehren uns grundsätzlich keinem engagierten Hofer", sagt Vorsitzender Ralf Gruner. Man befinde sich mitten in der Zusammenstellung einer Kandidatenliste. Eine schriftliche Anfrage Meringers sei bislang noch nicht eingegangen - aber man stelle das gern im FAB-Kreis zur Debatte. Meringer hat den Schritt nun angekündigt - auch in dem Wissen, dass er damit zumindest kurzfristig der sozial-liberalen Politik in den städtischen Ausschüssen einen Bärendienst erweist.

Würde Meringer von der SPD zur FAB wechseln - was derzeit noch nicht vollzogen ist -, würden sich in vier städtischen Gremien die Kräfteverhältnisse ändern. Personal-, Kultur-, Stiftungs- und Sozialausschuss des Stadtrats hätten dann eine geringfügig andere Zusammensetzung, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage mit. Der SPD würde logischerweise ein Sitz fehlen. Gewinner wäre aber in jenem Fall nicht die FAB: Nach dem geltenden Berechnungsschlüssel bekäme die CSU als stärkste Kraft einen Sitz mehr.

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