Hof Riesen-Propeller statt Freifall-Turm

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400 Fieranten haben sich für die 50 Schausteller-Plätze auf dem Hofer Volksfest 2016 beworben, die Auswahl stand schon fest. Doch ausgerechnet eine Hauptattraktion sagt jetzt ab.

 
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Hof - Uwe Voigt hat ziemlich schlecht geschlafen in den vergangenen Nächten. Acht Wochen vor dem Beginn des Hofer Volksfests hatte der städtische Marktmeister eigentlich schon alles unter Dach und Fach: Nicht, dass nicht noch Arbeit anstehen würde und Abläufe zu koordinieren wären - doch zumindest hatte er seinen Platz besetzt. Sein Reich ist der Volksfestplatz, Voigt ist der Mann, über dessen Schreibtisch alles läuft. Wie beispielsweise die 400 Bewerbungen, die es für die 50 Stellplätze wieder gegeben hat. Dass er schlaflos in Gattendorf war in dieser Woche, hat damit zu tun, dass plötzlich ein 80 Meter hohes Loch in der geplanten Volksfest-Skyline entstanden ist. An der Geschichte zeigt sich für Uwe Voigt allerdings auch, welch gutes Standing das Hofer Volksfest unter den Schaustellern in der Republik hat.

Der Vertrag mit dem Betreiber des "Skyfall", eines der mit 80 Metern höchsten Freifalltürme, die unterwegs sind, war lange unterzeichnet. "Etwas so Hohes hatten wir noch nie zum Fest", freute sich Voigt noch in der vergangenen Woche. Dann der Magenschwinger: Der Marktmeister hörte von Schaustellern, dass der Betreiber Ende Juli nicht in Hof, sondern auf einem anderen Fest zugange sei - die Firma selbst sei über mehrere Tage hinweg auf keinem Kanal erreichbar gewesen. Am Donnerstag kam die Absage, der Betreiber habe von Missverständnissen gesprochen, heißt es. Und bei Volksfest-Machern in Hof begann die Suche nach einem Ersatz für den prominenten Platz gleich vorn an der Ecke vom Eingang Kulmbacher Straße her. Drei Stunden hat es gedauert, bis Uwe Voigt jemanden gefunden hatte, der spontan einspringt - und der die hohen Ansprüche der Hofer erfüllen kann.

Ein 42 Meter hohes Propeller-Fahrgeschäft soll nun an die Stelle des Turmes rücken. "Das ist ein rasantes Fahrgeschäft für die Jugend, also wirklich ein ähnlicher Ersatz", sagt Voigt. Die Gespräche laufen, unterschrieben ist noch nichts. Doch auch, wenn es in all den Jahren Volksfest das erste Mal war, dass ein Schausteller derart kurzfristig absagte, bleibt Voigt ruhig: "Das Volksfest hat unter den Schaustellern einen sehr guten Ruf, weil es ein Familienfest geblieben ist." Selbst, wenn eine der am meisten beachteten Familien-Attraktionen in diesem Jahr aus einem ganz anderen Grund fehlen wird.

Die Familie Kaiser wird mit ihrem Reitsalon nicht nach Hof kommen: Wie ausführlich berichtet, hatten die langen Diskussionen um die Einrichtung die Betreiber dazu veranlasst, eine Pause einzulegen. Anstatt auf dem Rücken eines Ponys können Kinder dafür kleine Boote der Wasserbahn "Wild Amazonas" besteigen, erklärt Uwe Voigt. Als Einstieg in die lange Liste der Fahrgeschäfte, die bereits feststeht.

Den Panoramablick über die Stadt kann man vom Riesenrad aus genießen. Die Firma Barth & Kipp, die mit ihrem "Jupiter" bereits 2012 zu Gast war, kommt wieder auf den Festplatz - und das unter logistischer Höchstleistung: Dienstags wird das Riesenrad in Ravensburg abgebaut, im Laufe des Mittwochs trifft es in Hof ein und Donnerstagabend wird es auf dem Festplatz stehen.

Zum ersten Mal in Hof ist die größte transportable Geisterbahn der Welt, das "Daemonium". Sie ist mit einer Breite von 36 Metern und einer Höhe von 24 Metern nicht nur ein Blickfang für den ganzen Volksfestplatz, sondern garantiert laut Mitteilung der Stadt auch Nervenkitzel im Inneren.

Für alle, die es gerne schneller oder kopfüber mögen, bietet das Fest eine Mischung aus Neuheiten und altbekannten Attraktionen. Neu und nichts für schwache Nerven sind das Überkopfgeschäft "Black out" sowie das Rundgeschäft "Big Spin", die zusammen mit den bekannten Fahrgeschäften wie "Break-Dance", dem Autoscooter oder dem Kettenkarussell echte Erlebnisse bieten. Nach einigen Jahren gibt es diesmal auch wieder einen sogenannten Taumler in Hof, der lustige und dabei nicht zu wilde Fahrten verspricht. Alle Wasserratten können sich auf das "Beach-Walking" freuen, bei dem man in großen, luftgefüllten Ballons über eine Wasserfläche laufen kann. Abgerundet wird das Angebot auf dem Festplatz durch eine Neuheit im Spielsektor: Die Besucher können sich seit Langem wieder einmal im Bogenschießen probieren.

Die Vorarbeiten und -gespräche zum Fest laufen auf allen Ebenen und in allen Bereichen: Die Festwirte haben ein Musikprogramm mit einigen neuen Bands festgezurrt; zu den Festboxen (Reservierungen sind ab 24. Juni unter www.volksfestwirt.de möglich), dem Kletterbaum oder dem Biergarten kommen dann neue Attraktionen wie das zur Zapfanlage umgebaute Feuerwehrauto oder die "Hofer Bierbotschaft" mit den beiden Hofer Brauereien. Das Gewinnspiel mit Preisen für alle, die an mindestens acht Tagen aufs Fest kommen, die Armbänder für Kinder oder Regencapes für schlechtes Wetter: Einer der Trümpfe des Fests werden auch in diesem Jahr wieder die zahllosen Details sein, die es so liebenswert machen sollen. Vom großen Eingangstor an der Kulmbacher Straße bis zum wieder geöffneten Zugang von der Ernst-Reuter-Straße auf Höhe AOK - oder den neuen Volksfest-Postkarten, die die Stadt drucken lässt und auslegt. Die Stadt macht mittlerweile gezielt Werbung in Tschechien, da man die Gäste aus dem Nachbarland gern begrüßt, und auch der Hofer Volksfestumzug steht in weiten Teilen fest - diesmal mit mehr Musikgruppen als in den Vorjahren.

Ein tolles Lob für alle Beteiligten ist derweil eine Entwicklung, die im ersten Moment sogar ein wenig erschreckt. "Die Kulmbacher Bierwoche, die ja gleichzeitig stattfindet, macht massiv mehr Werbung in und um Hof", sagt ein Insider - weil seit Jahren nicht nur weniger Hofer zum Feiern nach Kulmbach fahren, sondern sogar immer mehr Kulmbacher in die Saalestadt kommen. Immer mehr Menschen aus einem immer größeren Umkreis für Hof zu begeistern: Das gehört schließlich zu den erklärten Zielen aller Beteiligten. Wie viel Erfolg sie in diesem Jahr wieder haben werden, zeigt sich spätestens zum Festbeginn am 29. Juli.

Das Volksfest hat unter den Schaustellern einen sehr guten Ruf.

Marktmeister Uwe Voigt

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