Hof Schulalltag in Comic-Form

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Der Schulalltag aus einem neuen Blickwinkel: Abiturienten des Johann-Christian-Reinhart- Gymnasiums zeichnen selbst einen Comic. Dabei setzen sie auf viel Humor.

 
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Hof - Es ist ein ganz normaler Nachmittag. Ein namenloser Superheld holt eine gestohlene Handtasche aus den Fängen des Diebes zurück - nur um nach erfolgreicher Mission an seinen Englisch-Hausaufgaben zu verzweifeln. Einige Seiten weiter: Die Schule als düsteres Spukschloss mit drachenköpfigen Lehrkräften, gehörnten Mitschülern, satanischen Mathe-Tests und klaffenden Höllenschlunden. Später wird ein gehackter Schulkopierer die Lehrerschaft
des Johann-Christian-Reinhardt-Gymnasiums (JCRG) in helle Aufregung versetzen.

Diese und viele weitere Szenarien finden sich in der fantasievollen, englischsprachigen Comic-Sammlung "School is coming". Ein Jahr lang haben die 15 Teilnehmer des P-Seminars "Comix" intensiv an diesem Werk gearbeitet. Nun ist es mit einer Erstauflage von 100 Stück in den Druck gegangen. Doch wie kam es überhaupt zu diesem Projekt-Seminar? "Ich war schon immer comic-affin", erzählt die Seminarleiterin, Studienrätin Anja Gass. "Außerdem war ich auf der Suche nach einem Thema, das die Schüler auch anspricht und in das möglichst viele ihre individuellen Talente einbringen können." Die Schüler dankten es der smarten Englisch-Lehrerin mit einer vollen Teilnehmerliste. "Die meisten von uns haben das Seminar wegen des Zeichnens gewählt", berichtet Teilnehmerin Fanny Bartsch. "Dafür haben wir sonst neben der Schule wenig Zeit." Auch Felice Plietsch zeigt sich begeistert: "Für viele von uns hat das Seminar eine Verbindung zwischen den beiden Dingen geschaffen, die wir wirklich gut können: Englisch und Zeichnen. Es war super, das endlich auch in der Schule richtig ausleben zu können."

Apropos Schule: Alle Comics, die es in "School is coming" zu lesen gibt, stellen eine andere Facette des Schulalltags dar. Mal humoristisch, mal todernst, mal realistisch und mal surreal erzählt jedes Bild, jede Sprechblase von Gefühlen und Situationen, die jedem, der selbst einmal die Schulbank drücken durfte, bekannt vorkommen sollten: Versagensängste und Frustration, das lästige Aufstehen am Morgen, Dumme-Jungen-Streiche. Auf einen bestimmten Stil haben sich die Q12-Schüler dabei ganz bewusst nicht festgelegt. Mal sind die Comics im Fantasy-, mal im Manga- und ein andermal im Film-Noir-Genre gehalten. Was die auftretenden Charaktere anbelangt, so sind Parallelen zu real existierenden Personen durchaus nicht zufällig: "Es kommen einige unserer Lehrer vor", erzählt David Harandt. "Zum Beispiel haben wir unsere Informatiklehrer oder unseren Direktor verewigt." Wichtig sei in erster Linie gewesen, dass sich auch andere Schüler mit den dargestellten Begebenheiten identifizieren können. "Deswegen tragen unsere Figuren auch keine Namen", weiß Gass. "Ihre Erfahrungen stehen im Mittelpunkt."

Doch ging die Arbeit der Projektgruppe natürlich weit über das rein Inhaltliche hinaus. So mussten sich die Schüler zunächst das zur Erstellung eines Comics nötige Handwerkszeug aneignen. Referate zu Comic-Themen - beispielsweise zum richtigen Aufbau von Sprechblasen - sowie eine Exkursion zur Leipziger Buchmesse sollten sich dabei als hilfreich erweisen. Auch das Layout, für das Laura Di Benedetto und Tina Kießling sogar ihre Weihnachtsferien opferten, habe eine Menge Arbeit erfordert. "Wir hatten mit unscharfen Scans, nicht lesbaren Dateiformaten und einer uns noch nicht vertrauten Grafiksoftware zu kämpfen", erinnern sich die beiden. Zudem galt es, zur Deckung der Druckkosten einen Sponsor zu gewinnen. Diesen fanden die Seminarteilnehmer schließlich in der Rehau AG.

Jetzt harren die Schüler ihrer öffentlichen Abschluss-Präsentation, die am Donnerstag, den 21. Januar, um 18.30 Uhr im Erika-Fuchs-Haus in Schwarzenbach an der Saale stattfinden wird. Einzelne Comic-Ausschnitte wollen die Schüler dort präsentieren, ihre Überlegungen und Arbeitsschritte dazu erklären und schließlich für Fragen offen stehen. Besonders wichtig sei ihnen dabei, dass ein Austausch mit anderen Comic-Fans stattfinde.

Bald soll der Comic auch im Pausenverkauf am Gymnasium erhältlich sein. Stolz auf die Früchte ihrer Arbeit sind die Schüler schon jetzt: "Ein Comic ist etwas Einzigartiges", erzählt Tina Kießling. "Der Comic wird uns über die Schulzeit hinaus erhalten bleiben. Ein Zeugnis bekommt ja jeder."

Das Seminar ist eine Verbindung zwischen den beiden Dingen, die wir wirklich gut können: Englisch und Zeichnen.

Felice Plietsch, Schülerin

am Reinhart-Gymnasium

Ein Comic ist etwas Einzigartiges.

Tina Kießling, Schülerin

am Reinhart-Gymnasium

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