Trogen "Schweinerei des Jahres"

Manfred Köhler

Müllfrevler haben es anscheinend auf den FC Trogen abgesehen. Vereinsverantwortliche haben zwei Theorien, was hinter den Attacken stecken könnte.

 
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Trogen - Der erste Advent war für den 1. FC Trogen kein Anlass für Besinnlichkeit, sondern für Wut und Fassungslosigkeit: Bereits zum vierten Mal in diesem Jahr mussten die Vereinsmitglieder zu Rechen und Eimern greifen, um einen widerlichen Matsch aus Küchenabfällen vom Rasen zu entfernen. Nachdem unbekannte Täter im Jahresverlauf zunächst unter anderem den Trainingsplatz mit Bio-Abfällen verschmutzt hatten, erwischte es nun die Einzäunung des Spielfeldrandes.

Zwei Überlegungen gehen Hans-Peter Rödel, dritter Vorsitzender und Hauptkassierer des 1. FC Trogen, durch den Kopf. Zum einen habe sich der Müllsünder ausgerechnet eine Schwachstelle in der Umzäunung ausgesucht. "Das Gitter haben wir an die reguläre Umzäunung angefügt, um Schwarzzuschauer draußen zu halten", sagt Rödel. Zudem habe der Täter seinen Müll nicht einfach nur an den etwas wackligen, knapp mannshohen Bauzaun gekippt, sondern darüber.

Ging es also darum, Wildschweine anzulocken, um den Platz zu verwüsten? "Die Schwarzkittel hätten die Umzäunung leicht eindrücken können, wenn wir den Abfall nicht rechtzeitig entdeckt hätten", sagt Rödel. "Und sind sie erst mal auf dem Platz, wühlen sie den ganzen Rasen um." Einen solchen Fall habe es bereits auf einem anderen Fußballplatz im Landkreis Hof gegeben. Handelt es sich bei den Abfall-Anschlägen also um Racheakte von Feinden des 350 Mitglieder starken FC Trogen?

Daran mag Rödel nicht so recht glauben: "Ich wüsste nicht, dass wir Feinde haben." Zudem gab es unter dem Müll ein Indiz, das in eine ganz andere Richtung deutet: "Ganz abgesehen von der recht großen Menge des Abfalls glauben wir noch aus einem anderen Grund, dass da keine Privatperson ihren Hausbiomüll entsorgt hat." Denn inmitten des Matsches lagen auch eingeschweißte Gurken. Allein die ganze Zusammensetzung des Biomülls deute auf ein Restaurant oder einen Imbiss - was die Gurken zu bestätigen scheinen: "Da hatte jemand größere Mengen an Gurken gekauft und nicht alle aufgebraucht, bevor sie schlecht waren", mutmaßt Hans-Peter Rödel.

Bestätigt werden könnte diese Theorie durch einen weiteren Umstand: "Im Vogtlandkreis ist die Entsorgung von Biomüll im Moment noch kostenpflichtig", hat Rödel herausgefunden. Gleich hinter dem Fußballplatz verläuft die Grenze zu Sachsen. Das Sträßchen, das am Fußballplatz vorbeiführt, scheint eine Sackgasse zu sein. "Aber wer sich auskennt, weiß, dass es weiter hinten in zwei Richtungen weitergeht."

Bleibt die Frage, warum sich jemand den Umstand macht, aus dem Vogtland herüberzukommen, statt seinen Biomüll einfach irgendwo im Wald ins Gebüsch zu kippen. Auf diese Frage hat auch Mirko Mutterer, Polizeihauptkommissar von der Polizeiinspektion Hof, keine Antwort. Nach der Anzeige des 1. FC Trogen gebe es bislang noch keine Hinweise. Zum Motiv des Täters könne man aber erst dann Aussagen treffen, wenn er ermittelt sei und Angaben zu der Tat gemacht habe. "Alles andere wären reine Mutmaßungen", erklärt Mirko Mutterer.

Die Aufklärungsquote bei einer solchen Ordnungswidrigkeit sei eher gering - dafür sind die Strafen umso heftiger: "Da sind Bußgelder bis 100 000 Euro möglich", informiert Mutterer und weist darauf hin, dass Abfälle nur in den dafür zugelassenen Anlagen oder Einrichtungen behandelt, gelagert oder abgelagert werden dürfen.

Auch Stefanie Schulze, Sprecherin des Landratsamtes Hof, stellt fest: "Wilde Müllablagerungen sind im Landkreis leider kein Einzelfall." Alleine in diesem Jahr seien dem zuständigen Fachbereich 120 Vorfälle gemeldet worden. Dazu zählten Müllablagerungen auf Privatgelände, an Containern, an Straßen oder auch im Wald. Hinzu komme eine nicht zu schätzende Dunkelziffer, da wohl nicht jeder Fall gemeldet werde.

"Müllsünder zu ermitteln ist sehr schwierig", weiß Stefanie Schulze. Daher bitte man die Bürger, wachsam zu sein. "Oftmals helfen Hinweise aus der Nachbarschaft, um die Täter zu ermitteln. Nicht selten finden sich auch im Müll Hinweise, die Rückschlüsse auf den Täter geben."

Der FC Trogen hat den Fall nun auf seiner Facebook-Seite öffentlich gemacht. Unter dem Titel "Schweinerei des Jahres" werden Bilder der Verunreinigungen gezeigt, und in einem Text wird der Täter ausdrücklich gewarnt: "Alle Fälle wurden bereits zur Anzeige gebracht." Außerdem habe man Überwachungskameras installiert. Und auch von anderen Vereinsmitgliedern wird das Areal nun verstärkt beobachtet. "Vielleicht hilft ja Kommissar Zufall, den Täter doch noch zu stellen."

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